Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.sprach Raspail: "Herr Präsident, nennen Sie mich -- Auf dieses Tutti lasse ich ein Solo folgen; ſprach Raspail: „Herr Präſident, nennen Sie mich — Auf dieſes Tutti laſſe ich ein Solo folgen; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <div n="3"> <p><pb facs="#f0182" n="168"/> ſprach Raspail: „Herr Präſident, nennen Sie mich<lb/> „<hi rendition="#g">Herr Raspail</hi>, ich verlange es; nicht für mich<lb/> „(man weiß, wie wenig wir auf ſo nichtige Dinge<lb/> „halten), aber ich fordere es im Namen der Würde<lb/> „der Vertheidigung und der Achtung, die man den<lb/> „Angeklagten ſchuldig iſt. Die Beklagten, die man<lb/> „alle Tage auf dieſe Bänke ſchleppt, ſind gewohnt<lb/> „vor Ihnen zu zittern. Nun wohl! Sie mögen ſich<lb/> „ſelbſt achten lernen, es iſt ein gutes Beiſpiel, das<lb/> „wir ihnen geben.“ So wie Raspail vor den Aſ¬<lb/> ſiſen, ſtehe ich jetzt vor der Frankfurter Polizei.<lb/> Mein Verbrechen iſt mir unbekannt; aber die mir<lb/> drohende Strafe iſt fürchterlich. Wenn ich verurtheilt<lb/> werde, muß ich den Galeeren-Dienſt bei dieſem Amte<lb/> verſehen. Darum ſage ich im Gefühle meiner Würde<lb/> dieſer Polizei: „Madame! Wenn ich Sie anrede,<lb/> „nenne ich Sie <hi rendition="#g">Madame</hi>; nennen Sie mich <hi rendition="#g">Herr</hi>.<lb/> „Die <choice><sic>Achtuug</sic><corr>Achtung</corr></choice>, die ich Ihnen bezeuge, ſind Sie auch<lb/> „mir ſchuldig. Den Doktor erlaſſe ich Ihnen, auch<lb/> „meine übrigen Titel, deren ich viele habe, brauchen<lb/> „Sie mir nicht zu <hi rendition="#g">ſalviren</hi>, auch dem <hi rendition="#g">Wohlge¬<lb/> „bornen</hi> entſage ich. <choice><sic>Aben</sic><corr>Aber</corr></choice> nennen Sie mich<lb/> „<hi rendition="#g">Herr Börne</hi>, ich beſtehe darauf.“</p><lb/> <p>— Auf dieſes Tutti laſſe ich ein Solo folgen;<lb/> denn ich ſpiele ein unpartheiiſches Doppel-Conzert,<lb/> indem ich zwar als Komponiſt und Conzertgeber mir<lb/> die erſte Stimme vorbehalte, doch zur gehörigen Zeit<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0182]
ſprach Raspail: „Herr Präſident, nennen Sie mich
„Herr Raspail, ich verlange es; nicht für mich
„(man weiß, wie wenig wir auf ſo nichtige Dinge
„halten), aber ich fordere es im Namen der Würde
„der Vertheidigung und der Achtung, die man den
„Angeklagten ſchuldig iſt. Die Beklagten, die man
„alle Tage auf dieſe Bänke ſchleppt, ſind gewohnt
„vor Ihnen zu zittern. Nun wohl! Sie mögen ſich
„ſelbſt achten lernen, es iſt ein gutes Beiſpiel, das
„wir ihnen geben.“ So wie Raspail vor den Aſ¬
ſiſen, ſtehe ich jetzt vor der Frankfurter Polizei.
Mein Verbrechen iſt mir unbekannt; aber die mir
drohende Strafe iſt fürchterlich. Wenn ich verurtheilt
werde, muß ich den Galeeren-Dienſt bei dieſem Amte
verſehen. Darum ſage ich im Gefühle meiner Würde
dieſer Polizei: „Madame! Wenn ich Sie anrede,
„nenne ich Sie Madame; nennen Sie mich Herr.
„Die Achtung, die ich Ihnen bezeuge, ſind Sie auch
„mir ſchuldig. Den Doktor erlaſſe ich Ihnen, auch
„meine übrigen Titel, deren ich viele habe, brauchen
„Sie mir nicht zu ſalviren, auch dem Wohlge¬
„bornen entſage ich. Aber nennen Sie mich
„Herr Börne, ich beſtehe darauf.“
— Auf dieſes Tutti laſſe ich ein Solo folgen;
denn ich ſpiele ein unpartheiiſches Doppel-Conzert,
indem ich zwar als Komponiſt und Conzertgeber mir
die erſte Stimme vorbehalte, doch zur gehörigen Zeit
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