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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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wohl mehr wirken als redende; denn die Reden der
Simonisten haben mich nie gerührt. Dabei war
Alles Lust und Freude, nur stiller. Es wurde ge¬
tanzt, Musik gemacht, gesungen; man spielte Quar¬
tetts von Haydn. Es waren wohl hundert Men¬
schen, ein Dritttheil Frauenzimmer. Die Männer
waren mit ihren Weibern gekommen! Das sieht man
freilich in andern Pariser Gesellschaften auch; aber
dort kommen und gehen die Männer mit ihren
Weibern, während sie aber beisammen sind, findet eine
Art Ehescheidung zwischen ihnen statt. Hier aber konnte
ich erkennen, welcher Mann zu welcher Frau gehörte.
Im Vorzimmer saß eine ganze Reihe Kammer- und
Dienstmädchen. Sie kamen oft in das eine Gesell¬
schaftszimmer, um durch die offne Thüre des Salons
ihre Herrschaften tanzen zu sehen und singen zu hören.
Diese Gleichheit gefiel mir sehr. Noch beim Nach¬
hausegehen auf den Boulevards fühlte ich mich seelen¬
warm und ich ging zu Tartonie und aß ein Glas
Plombieres, wobei ich Ihrer gedachte, besonders als
ich an die Vanille kam. --

Es geht dem *** wie vielen Deutschen, welche
die Nebensache zur Hauptsache gemacht. Die fran¬
zösische Leichtigkeit ist bei ihnen zum Leichtsinn, das
so nothwendige und darum verzeihliche sich Hervor¬
stellen
zur Zudringlichkeit geworden, und wenn sie

wohl mehr wirken als redende; denn die Reden der
Simoniſten haben mich nie gerührt. Dabei war
Alles Luſt und Freude, nur ſtiller. Es wurde ge¬
tanzt, Muſik gemacht, geſungen; man ſpielte Quar¬
tetts von Haydn. Es waren wohl hundert Men¬
ſchen, ein Dritttheil Frauenzimmer. Die Männer
waren mit ihren Weibern gekommen! Das ſieht man
freilich in andern Pariſer Geſellſchaften auch; aber
dort kommen und gehen die Männer mit ihren
Weibern, während ſie aber beiſammen ſind, findet eine
Art Eheſcheidung zwiſchen ihnen ſtatt. Hier aber konnte
ich erkennen, welcher Mann zu welcher Frau gehörte.
Im Vorzimmer ſaß eine ganze Reihe Kammer- und
Dienſtmädchen. Sie kamen oft in das eine Geſell¬
ſchaftszimmer, um durch die offne Thüre des Salons
ihre Herrſchaften tanzen zu ſehen und ſingen zu hören.
Dieſe Gleichheit gefiel mir ſehr. Noch beim Nach¬
hauſegehen auf den Boulevards fühlte ich mich ſeelen¬
warm und ich ging zu Tartonie und aß ein Glas
Plombieres, wobei ich Ihrer gedachte, beſonders als
ich an die Vanille kam. —

Es geht dem *** wie vielen Deutſchen, welche
die Nebenſache zur Hauptſache gemacht. Die fran¬
zöſiſche Leichtigkeit iſt bei ihnen zum Leichtſinn, das
ſo nothwendige und darum verzeihliche ſich Hervor¬
ſtellen
zur Zudringlichkeit geworden, und wenn ſie

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[154/0168] wohl mehr wirken als redende; denn die Reden der Simoniſten haben mich nie gerührt. Dabei war Alles Luſt und Freude, nur ſtiller. Es wurde ge¬ tanzt, Muſik gemacht, geſungen; man ſpielte Quar¬ tetts von Haydn. Es waren wohl hundert Men¬ ſchen, ein Dritttheil Frauenzimmer. Die Männer waren mit ihren Weibern gekommen! Das ſieht man freilich in andern Pariſer Geſellſchaften auch; aber dort kommen und gehen die Männer mit ihren Weibern, während ſie aber beiſammen ſind, findet eine Art Eheſcheidung zwiſchen ihnen ſtatt. Hier aber konnte ich erkennen, welcher Mann zu welcher Frau gehörte. Im Vorzimmer ſaß eine ganze Reihe Kammer- und Dienſtmädchen. Sie kamen oft in das eine Geſell¬ ſchaftszimmer, um durch die offne Thüre des Salons ihre Herrſchaften tanzen zu ſehen und ſingen zu hören. Dieſe Gleichheit gefiel mir ſehr. Noch beim Nach¬ hauſegehen auf den Boulevards fühlte ich mich ſeelen¬ warm und ich ging zu Tartonie und aß ein Glas Plombieres, wobei ich Ihrer gedachte, beſonders als ich an die Vanille kam. — Es geht dem *** wie vielen Deutſchen, welche die Nebenſache zur Hauptſache gemacht. Die fran¬ zöſiſche Leichtigkeit iſt bei ihnen zum Leichtſinn, das ſo nothwendige und darum verzeihliche ſich Hervor¬ ſtellen zur Zudringlichkeit geworden, und wenn ſie

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/168>, abgerufen am 22.11.2024.