Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

Vertheidigung übernahm! Und solche Regierungen ver¬
langen noch, daß man sie achte! Campe schreibt mir
ferner: "denken Sie sich die Tollheit der Menschen,
einige behaupten steif und fest, Sie hätten diese
Briefe im östreichischen Solde geschrieben, damit man
der Presse beikommen könne. Ist das erhört?"
Glauben Sie mir, so dumm das ist, so giebt es
doch Menschen, die noch dümmer sind als das, und
es ist darum gar nicht unmöglich, daß irgend ein
Lohnbedienter irgend eines Kommis-Voyageurs der
Diplomatie ein solches Gerücht vorsätzlich in den
Gang gebracht.

Sechszehnmal ist Campe schon verhört worden.
Ich habe eine Vorstellung davon, was sie ihn alles
ausfragen. So oft stand Louvel nicht vor Gericht.
Es kostet viele Arbeit, bis man in Deutschland ge¬
hängt wird. Der Artikel gegen meine Briefe, dessen
ich gestern erwähnt, steht in der Zeitung von Bern,
wie ich Ihnen schon geschrieben, einen Trödelmarkt,
wo die aristokratischen Lumpen von ganz Europa auf¬
gehäuft liegen. Er lautet wie folgt: Noch ein
Urtheil über Börne's Briefe
. "Die Mann¬
"heimer Zeitung schließt eine kurze Kritik dieser po¬
"litischen literärischen Monstrosität folgendermaaßen:
"Was hier mit dürren Worten, von allen hochtra¬
"benden Phrasen befreit, gesagt wird, ist leider die
"Geschichte der heutigen Tage. Geld- und Ehrgeiz

Vertheidigung übernahm! Und ſolche Regierungen ver¬
langen noch, daß man ſie achte! Campe ſchreibt mir
ferner: „denken Sie ſich die Tollheit der Menſchen,
einige behaupten ſteif und feſt, Sie hätten dieſe
Briefe im öſtreichiſchen Solde geſchrieben, damit man
der Preſſe beikommen könne. Iſt das erhört?“
Glauben Sie mir, ſo dumm das iſt, ſo giebt es
doch Menſchen, die noch dümmer ſind als das, und
es iſt darum gar nicht unmöglich, daß irgend ein
Lohnbedienter irgend eines Kommis-Voyageurs der
Diplomatie ein ſolches Gerücht vorſätzlich in den
Gang gebracht.

Sechszehnmal iſt Campe ſchon verhört worden.
Ich habe eine Vorſtellung davon, was ſie ihn alles
ausfragen. So oft ſtand Louvel nicht vor Gericht.
Es koſtet viele Arbeit, bis man in Deutſchland ge¬
hängt wird. Der Artikel gegen meine Briefe, deſſen
ich geſtern erwähnt, ſteht in der Zeitung von Bern,
wie ich Ihnen ſchon geſchrieben, einen Trödelmarkt,
wo die ariſtokratiſchen Lumpen von ganz Europa auf¬
gehäuft liegen. Er lautet wie folgt: Noch ein
Urtheil über Börne's Briefe
. „Die Mann¬
„heimer Zeitung ſchließt eine kurze Kritik dieſer po¬
„litiſchen literäriſchen Monſtroſität folgendermaaßen:
„Was hier mit dürren Worten, von allen hochtra¬
„benden Phraſen befreit, geſagt wird, iſt leider die
„Geſchichte der heutigen Tage. Geld- und Ehrgeiz

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0016" n="2"/>
Vertheidigung übernahm! Und &#x017F;olche Regierungen ver¬<lb/>
langen noch, daß man &#x017F;ie achte! Campe &#x017F;chreibt mir<lb/>
ferner: &#x201E;denken Sie &#x017F;ich die Tollheit der Men&#x017F;chen,<lb/>
einige behaupten &#x017F;teif und fe&#x017F;t, Sie hätten die&#x017F;e<lb/>
Briefe im ö&#x017F;treichi&#x017F;chen Solde ge&#x017F;chrieben, damit man<lb/>
der Pre&#x017F;&#x017F;e beikommen könne. I&#x017F;t das erhört?&#x201C;<lb/>
Glauben Sie mir, &#x017F;o dumm das i&#x017F;t, &#x017F;o giebt es<lb/>
doch Men&#x017F;chen, die noch dümmer &#x017F;ind als das, und<lb/>
es i&#x017F;t darum gar nicht unmöglich, daß irgend ein<lb/>
Lohnbedienter irgend eines Kommis-Voyageurs der<lb/>
Diplomatie ein &#x017F;olches Gerücht vor&#x017F;ätzlich in den<lb/>
Gang gebracht.</p><lb/>
          <p>Sechszehnmal i&#x017F;t Campe &#x017F;chon verhört worden.<lb/>
Ich habe eine Vor&#x017F;tellung davon, was &#x017F;ie ihn alles<lb/>
ausfragen. So oft &#x017F;tand Louvel nicht vor Gericht.<lb/>
Es ko&#x017F;tet viele Arbeit, bis man in Deut&#x017F;chland ge¬<lb/>
hängt wird. Der Artikel gegen meine Briefe, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ich ge&#x017F;tern erwähnt, &#x017F;teht in der Zeitung von Bern,<lb/>
wie ich Ihnen &#x017F;chon ge&#x017F;chrieben, einen Trödelmarkt,<lb/>
wo die ari&#x017F;tokrati&#x017F;chen Lumpen von ganz Europa auf¬<lb/>
gehäuft liegen. Er lautet wie folgt: <hi rendition="#g">Noch ein<lb/>
Urtheil über Börne's Briefe</hi>. &#x201E;Die Mann¬<lb/>
&#x201E;heimer Zeitung &#x017F;chließt eine kurze Kritik die&#x017F;er po¬<lb/>
&#x201E;liti&#x017F;chen literäri&#x017F;chen Mon&#x017F;tro&#x017F;ität folgendermaaßen:<lb/>
&#x201E;Was hier mit dürren Worten, von allen hochtra¬<lb/>
&#x201E;benden Phra&#x017F;en befreit, ge&#x017F;agt wird, i&#x017F;t leider die<lb/>
&#x201E;Ge&#x017F;chichte der heutigen Tage. Geld- und Ehrgeiz<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0016] Vertheidigung übernahm! Und ſolche Regierungen ver¬ langen noch, daß man ſie achte! Campe ſchreibt mir ferner: „denken Sie ſich die Tollheit der Menſchen, einige behaupten ſteif und feſt, Sie hätten dieſe Briefe im öſtreichiſchen Solde geſchrieben, damit man der Preſſe beikommen könne. Iſt das erhört?“ Glauben Sie mir, ſo dumm das iſt, ſo giebt es doch Menſchen, die noch dümmer ſind als das, und es iſt darum gar nicht unmöglich, daß irgend ein Lohnbedienter irgend eines Kommis-Voyageurs der Diplomatie ein ſolches Gerücht vorſätzlich in den Gang gebracht. Sechszehnmal iſt Campe ſchon verhört worden. Ich habe eine Vorſtellung davon, was ſie ihn alles ausfragen. So oft ſtand Louvel nicht vor Gericht. Es koſtet viele Arbeit, bis man in Deutſchland ge¬ hängt wird. Der Artikel gegen meine Briefe, deſſen ich geſtern erwähnt, ſteht in der Zeitung von Bern, wie ich Ihnen ſchon geſchrieben, einen Trödelmarkt, wo die ariſtokratiſchen Lumpen von ganz Europa auf¬ gehäuft liegen. Er lautet wie folgt: Noch ein Urtheil über Börne's Briefe. „Die Mann¬ „heimer Zeitung ſchließt eine kurze Kritik dieſer po¬ „litiſchen literäriſchen Monſtroſität folgendermaaßen: „Was hier mit dürren Worten, von allen hochtra¬ „benden Phraſen befreit, geſagt wird, iſt leider die „Geſchichte der heutigen Tage. Geld- und Ehrgeiz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/16
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/16>, abgerufen am 21.11.2024.