daß ich ein Jude bin. Aber das spricht er nicht als Vorwurf wie die Andern aus; nein, er gedenkt dessen zu meiner Entschuldigung, ja, zu meinem Lobe. Er sagt: mit Recht wäre ich gegen die Deutschen erbittert, die mein Volk so gedrückt und geschändet; nicht der Haß, die Liebe habe mich verblendet. Fer¬ ner: "Der Ironie Börne's ist das Franzosenthum "der Riesenmaasstab geworden, mit welchem gemes¬ "sen die deutsche Nationalität in ihrer ganzen "Zwerghaftigkeit und Verkrüppelung erscheinen soll." Ferner: "Auch die Ironie bedarf eines Gegensatzes, "wie Alles in dieser Welt voll Licht und Schatten, "und sie muß daher, um ihren Gegenstand in seiner "ganzen Kleinheit darzustellen, ein wirklich oder schein¬ "bar Großes ihm entgegensetzen." Ferner: "Die "ernsten schlagenden Worte eines Rotteck und Wel¬ "ker, aber wahrlich nicht die fliegenden Witze eines "Heine und Börne, streuen den Saamen künfti¬ "ger Thaten über unser Vaterland aus.... Hat "man Börne's Briefe zu Ende gelesen, so ist auch "der Eindruck vorüber und es ist uns nicht anders zu "Muthe, als hätten wir einem glänzenden Feuer¬ "werke zugesehen .... Allein alle diese einzelnen "Winke können doch nimmer die Bahn bezeichnen, "auf welcher die Nationen vorwärts zu schreiten ha¬ "ben; das vermögen keine blendenden, zuckenden Ge¬ "dankenblitze, sondern nur das Licht der klaren un¬
daß ich ein Jude bin. Aber das ſpricht er nicht als Vorwurf wie die Andern aus; nein, er gedenkt deſſen zu meiner Entſchuldigung, ja, zu meinem Lobe. Er ſagt: mit Recht wäre ich gegen die Deutſchen erbittert, die mein Volk ſo gedrückt und geſchändet; nicht der Haß, die Liebe habe mich verblendet. Fer¬ ner: „Der Ironie Börne's iſt das Franzoſenthum „der Rieſenmaasſtab geworden, mit welchem gemeſ¬ „ſen die deutſche Nationalität in ihrer ganzen „Zwerghaftigkeit und Verkrüppelung erſcheinen ſoll.“ Ferner: „Auch die Ironie bedarf eines Gegenſatzes, „wie Alles in dieſer Welt voll Licht und Schatten, „und ſie muß daher, um ihren Gegenſtand in ſeiner „ganzen Kleinheit darzuſtellen, ein wirklich oder ſchein¬ „bar Großes ihm entgegenſetzen.“ Ferner: „Die „ernſten ſchlagenden Worte eines Rotteck und Wel¬ „ker, aber wahrlich nicht die fliegenden Witze eines „Heine und Börne, ſtreuen den Saamen künfti¬ „ger Thaten über unſer Vaterland aus.... Hat „man Börne's Briefe zu Ende geleſen, ſo iſt auch „der Eindruck vorüber und es iſt uns nicht anders zu „Muthe, als hätten wir einem glänzenden Feuer¬ „werke zugeſehen .... Allein alle dieſe einzelnen „Winke können doch nimmer die Bahn bezeichnen, „auf welcher die Nationen vorwärts zu ſchreiten ha¬ „ben; das vermögen keine blendenden, zuckenden Ge¬ „dankenblitze, ſondern nur das Licht der klaren un¬
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daß ich ein Jude bin. Aber das ſpricht er nicht
als Vorwurf wie die Andern aus; nein, er gedenkt
deſſen zu meiner Entſchuldigung, ja, zu meinem Lobe.
Er ſagt: mit Recht wäre ich gegen die Deutſchen
erbittert, die mein Volk ſo gedrückt und geſchändet;
nicht der Haß, die Liebe habe mich verblendet. Fer¬
ner: „Der Ironie Börne's iſt das Franzoſenthum
„der Rieſenmaasſtab geworden, mit welchem gemeſ¬
„ſen die deutſche Nationalität in ihrer ganzen
„Zwerghaftigkeit und Verkrüppelung erſcheinen ſoll.“
Ferner: „Auch die Ironie bedarf eines Gegenſatzes,
„wie Alles in dieſer Welt voll Licht und Schatten,
„und ſie muß daher, um ihren Gegenſtand in ſeiner
„ganzen Kleinheit darzuſtellen, ein wirklich oder ſchein¬
„bar Großes ihm entgegenſetzen.“ Ferner: „Die
„ernſten ſchlagenden Worte eines Rotteck und Wel¬
„ker, aber wahrlich nicht die fliegenden Witze eines
„Heine und Börne, ſtreuen den Saamen künfti¬
„ger Thaten über unſer Vaterland aus.... Hat
„man Börne's Briefe zu Ende geleſen, ſo iſt auch
„der Eindruck vorüber und es iſt uns nicht anders zu
„Muthe, als hätten wir einem glänzenden Feuer¬
„werke zugeſehen .... Allein alle dieſe einzelnen
„Winke können doch nimmer die Bahn bezeichnen,
„auf welcher die Nationen vorwärts zu ſchreiten ha¬
„ben; das vermögen keine blendenden, zuckenden Ge¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/152>, abgerufen am 16.02.2025.
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