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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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Sechs und zwanzigster Brief.

Vor einigen Tagen wurden hier, zum Ersten¬
male seit der Revolution, zwei Menschen hingerichtet.
Da verlosch der letzte Strahl eines schönen Tages.
Als damals das Volk über das Leben aller seiner
Feinde gebot und es schonte, dachten einige edle
Männer daran, diese Tugend des Volkes, so lange
sie noch regierte zum künftigen Gesetze zu erheben,
damit, wenn die Macht wieder an Jene käme, die
nie geschont, sie ihren Rachedienst doch wenigstens
nicht mit Blut sollen stillen dürfen. Sie trugen da¬
her in der Kammer auf die Abschaffung der Todes¬
strafe an. Doch jene Andern, die es genau berech¬
neten, wie viel in dieser betrübten Zeit, da ihr Ge¬
werbe ganz darnieder lag, ihnen an Kapital und
Zinsen verlohren ginge, und daß sie das später alle
wieder herbeischaffen müßten, es zum alten Schatze

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Sechs und zwanzigſter Brief.

Vor einigen Tagen wurden hier, zum Erſten¬
male ſeit der Revolution, zwei Menſchen hingerichtet.
Da verloſch der letzte Strahl eines ſchönen Tages.
Als damals das Volk über das Leben aller ſeiner
Feinde gebot und es ſchonte, dachten einige edle
Männer daran, dieſe Tugend des Volkes, ſo lange
ſie noch regierte zum künftigen Geſetze zu erheben,
damit, wenn die Macht wieder an Jene käme, die
nie geſchont, ſie ihren Rachedienſt doch wenigſtens
nicht mit Blut ſollen ſtillen dürfen. Sie trugen da¬
her in der Kammer auf die Abſchaffung der Todes¬
ſtrafe an. Doch jene Andern, die es genau berech¬
neten, wie viel in dieſer betrübten Zeit, da ihr Ge¬
werbe ganz darnieder lag, ihnen an Kapital und
Zinſen verlohren ginge, und daß ſie das ſpäter alle
wieder herbeiſchaffen müßten, es zum alten Schatze

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[[131]/0145] Sechs und zwanzigſter Brief. Paris, Dienſtag, den 7. Februar 1822. Vor einigen Tagen wurden hier, zum Erſten¬ male ſeit der Revolution, zwei Menſchen hingerichtet. Da verloſch der letzte Strahl eines ſchönen Tages. Als damals das Volk über das Leben aller ſeiner Feinde gebot und es ſchonte, dachten einige edle Männer daran, dieſe Tugend des Volkes, ſo lange ſie noch regierte zum künftigen Geſetze zu erheben, damit, wenn die Macht wieder an Jene käme, die nie geſchont, ſie ihren Rachedienſt doch wenigſtens nicht mit Blut ſollen ſtillen dürfen. Sie trugen da¬ her in der Kammer auf die Abſchaffung der Todes¬ ſtrafe an. Doch jene Andern, die es genau berech¬ neten, wie viel in dieſer betrübten Zeit, da ihr Ge¬ werbe ganz darnieder lag, ihnen an Kapital und Zinſen verlohren ginge, und daß ſie das ſpäter alle wieder herbeiſchaffen müßten, es zum alten Schatze 9 *

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. [131]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/145>, abgerufen am 22.11.2024.