Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.aufmerksam. Der Sieg wird entscheidender -- sie aufmerkſam. Der Sieg wird entſcheidender — ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0120" n="106"/> aufmerkſam. Der Sieg wird entſcheidender — ſie<lb/> werden bedenklich. Ein Volk ſoll die Freiheit erwer¬<lb/> ben, ohne ſie und trotz ihnen? Nein! Sie laſſen<lb/> den Griechen ſagen: Ihr ſeyd zu ſchwach, wir wollen<lb/> euch helfen. Sie ſchicken ihre Flotten ab, die Grie¬<lb/> chen von ihren Feinden zu trennen, damit ſie nicht<lb/> den letzten Sieg erringen. Ein edelmüthiger Staats¬<lb/> mann läßt ſich von ſeinem Herzen hinreißen und<lb/> giebt den Befehl, daß man die Flotte der Türken<lb/> zerſtöre. Codrington ſiegt und die chriſtlichen Mächte<lb/> trauern und zürnen. Der Admiral wird zurückgeru¬<lb/> fen und wie ein Schulbube ausgeſcholten. <hi rendition="#g">Die<lb/> Griechen ſind frei</hi>! Dieſer Angſtruf ſchallt von<lb/> Hof zu Hof. Wie iſt dem Verderben Einhalt zu<lb/> thun? Darauf ſinnen jetzt die Räthe der Fürſten.<lb/> Es giebt viele magere Fürſtenſöhne in Europa, die<lb/> kann man mäſten mit dem Fleiſche und Blute der<lb/> Griechen — <hi rendition="#g">alſo monarchiſche Verfaſſung</hi>.<lb/> Die Griechen ſind begeiſtert, ſie leiden an der ge¬<lb/> fährlichſten Bruſtentzündung; ſchnell, nur ja recht<lb/> ſchnell das ſtärkſte freiheittreibende Mittel — alſo<lb/><hi rendition="#g">deutſche Leibwache</hi>. Aber kein Königſohn wird<lb/> der Narr ſeyn, ſein eignes Geld nach Griechenland<lb/> zu bringen, die Griechen müſſen ihn aus ihrem Beu¬<lb/> tel bezahlen, wenn er ſie glücklich machen ſoll; aber<lb/> die Griechen ſind arm, ſie müſſen alſo borgen; ihr<lb/> König thut es in ihrem Namen — alſo <hi rendition="#g">hinrei</hi>¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0120]
aufmerkſam. Der Sieg wird entſcheidender — ſie
werden bedenklich. Ein Volk ſoll die Freiheit erwer¬
ben, ohne ſie und trotz ihnen? Nein! Sie laſſen
den Griechen ſagen: Ihr ſeyd zu ſchwach, wir wollen
euch helfen. Sie ſchicken ihre Flotten ab, die Grie¬
chen von ihren Feinden zu trennen, damit ſie nicht
den letzten Sieg erringen. Ein edelmüthiger Staats¬
mann läßt ſich von ſeinem Herzen hinreißen und
giebt den Befehl, daß man die Flotte der Türken
zerſtöre. Codrington ſiegt und die chriſtlichen Mächte
trauern und zürnen. Der Admiral wird zurückgeru¬
fen und wie ein Schulbube ausgeſcholten. Die
Griechen ſind frei! Dieſer Angſtruf ſchallt von
Hof zu Hof. Wie iſt dem Verderben Einhalt zu
thun? Darauf ſinnen jetzt die Räthe der Fürſten.
Es giebt viele magere Fürſtenſöhne in Europa, die
kann man mäſten mit dem Fleiſche und Blute der
Griechen — alſo monarchiſche Verfaſſung.
Die Griechen ſind begeiſtert, ſie leiden an der ge¬
fährlichſten Bruſtentzündung; ſchnell, nur ja recht
ſchnell das ſtärkſte freiheittreibende Mittel — alſo
deutſche Leibwache. Aber kein Königſohn wird
der Narr ſeyn, ſein eignes Geld nach Griechenland
zu bringen, die Griechen müſſen ihn aus ihrem Beu¬
tel bezahlen, wenn er ſie glücklich machen ſoll; aber
die Griechen ſind arm, ſie müſſen alſo borgen; ihr
König thut es in ihrem Namen — alſo hinrei¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |