Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.nicht leiden, daß ihnen Jemand etwas zu Leide thue, "Jetzt habe ich Euch erklärt, was die Mauth nicht leiden, daß ihnen Jemand etwas zu Leide thue, „Jetzt habe ich Euch erklärt, was die Mauth <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0104" n="90"/> nicht leiden, daß ihnen Jemand etwas zu Leide thue,<lb/> ſondern ihnen helfen. Darum leiht unſer gnädigſter<lb/> Landesfürſt den Kaiſern und Königen ſeine Soldaten,<lb/> damit ſie mit den Franzoſen fertig werden, und<lb/> darum müßt Ihr Mauth bezahlen. Und die Solda¬<lb/> ten, die man gegen die Franzoſen ſchickt, das ſind<lb/> Euere eigenen Söhne und Brüder, und damit ſie<lb/> gern maſchiren — denn wer könnte ſie zwingen,<lb/> wenn ſie nicht wollten — lügt man ihnen vor, die<lb/> Franzoſen wären Feinde der Deutſchen, und wollten<lb/> unſer Land erobern. Glaubt es nicht. Die Fran¬<lb/> zoſen ſind Euere beſten Freunde, und wenn ſie kom¬<lb/> men, kommen ſie blos den Polen und Euch beizuſte¬<lb/> hen, und Ihr müßt ſie mit Jubel empfangen und<lb/> gleich in die Schenke führen. Aber ſchließt Eure<lb/> Mädchen ein, bis ſie wieder fort ſind.“</p><lb/> <p>„Jetzt habe ich Euch erklärt, was die Mauth<lb/> iſt; nun geht und beſſert Euch. Wie wollt Ihr es<lb/> denn vor Gott und Euerem Gewiſſen verantworten,<lb/> wenn Ihr widerſpenſtig ſeyd gegen Euren gnädigſten<lb/> Landesherrn, und ihn zwingt, Soldaten gegen Euch<lb/> zu ſchicken, die ja Alle Euere Brüder und Söhne<lb/> ſind, und die, wenn ſie Euch erſchießen, Vater- und<lb/> Brudermörder werden? Gehet und bezahlt die<lb/> Mauth. Und wollt Ihr ja einmal wieder kommen<lb/> und die Mauth zerſtören, ſo ſeyd keine Ochſen, und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0104]
nicht leiden, daß ihnen Jemand etwas zu Leide thue,
ſondern ihnen helfen. Darum leiht unſer gnädigſter
Landesfürſt den Kaiſern und Königen ſeine Soldaten,
damit ſie mit den Franzoſen fertig werden, und
darum müßt Ihr Mauth bezahlen. Und die Solda¬
ten, die man gegen die Franzoſen ſchickt, das ſind
Euere eigenen Söhne und Brüder, und damit ſie
gern maſchiren — denn wer könnte ſie zwingen,
wenn ſie nicht wollten — lügt man ihnen vor, die
Franzoſen wären Feinde der Deutſchen, und wollten
unſer Land erobern. Glaubt es nicht. Die Fran¬
zoſen ſind Euere beſten Freunde, und wenn ſie kom¬
men, kommen ſie blos den Polen und Euch beizuſte¬
hen, und Ihr müßt ſie mit Jubel empfangen und
gleich in die Schenke führen. Aber ſchließt Eure
Mädchen ein, bis ſie wieder fort ſind.“
„Jetzt habe ich Euch erklärt, was die Mauth
iſt; nun geht und beſſert Euch. Wie wollt Ihr es
denn vor Gott und Euerem Gewiſſen verantworten,
wenn Ihr widerſpenſtig ſeyd gegen Euren gnädigſten
Landesherrn, und ihn zwingt, Soldaten gegen Euch
zu ſchicken, die ja Alle Euere Brüder und Söhne
ſind, und die, wenn ſie Euch erſchießen, Vater- und
Brudermörder werden? Gehet und bezahlt die
Mauth. Und wollt Ihr ja einmal wieder kommen
und die Mauth zerſtören, ſo ſeyd keine Ochſen, und
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