Ritter auch bezahlen. Unsere gnädigsten Landesherren erfuhren dies und dachten bei sich: Unsere Kaufleute geben für jede Ladung Waare den Rittern hundert Goldgulden, und uns hundert Goldgulden, wäre es nicht klüger, sie geben uns zweihundert Goldgulden und den Rittern gar nichts? Sie ließen also die Kaufleute rufen und sagten ihnen: Ihr gebt uns künftig zweihundert Goldgulden für jede Fuhre und den Rittern gar nichts; und diese wollen wir schon das Handwerk legen. Auch hielten sie Wort, zerstör¬ ten alle Raubburgen, nahmen die Ritter gefangen und führten sie an ihren Hof, wo sie durch gutes Futter bald zahm gemacht wurden. Den Kaufleuten aber gaben sie das Geleit, so oft sie auf die Messe zogen. Als es nun keine Ritter und keine Räube¬ reien mehr gab, und die Kaufherren keine Furcht mehr hatten, gingen sie zu ihren Landesherren und sagten ihnen: wir danken unterthänigst für den bis jetzt ge¬ leisteten Schutz; aber wir brauchen ihn nicht mehr, denn die Straßen sind sicher. Die Fürsten erwie¬ derten darauf: es freut uns, daß Ihr uns nicht mehr braucht, wir brauchen aber Euer Geld, und den Ge¬ leit müßt Ihr bezahlen nach wie vor, und das ist jetzt altes Herkommen. Nach einiger Zeit bedachten die Fürsten: ist es nicht ganz überflüssig, daß wir den Kaufleuten Husaren zur Begleitung mitgeben, da doch die Wege sicher sind? Die Kosten des Geleits
Ritter auch bezahlen. Unſere gnädigſten Landesherren erfuhren dies und dachten bei ſich: Unſere Kaufleute geben für jede Ladung Waare den Rittern hundert Goldgulden, und uns hundert Goldgulden, wäre es nicht klüger, ſie geben uns zweihundert Goldgulden und den Rittern gar nichts? Sie ließen alſo die Kaufleute rufen und ſagten ihnen: Ihr gebt uns künftig zweihundert Goldgulden für jede Fuhre und den Rittern gar nichts; und dieſe wollen wir ſchon das Handwerk legen. Auch hielten ſie Wort, zerſtör¬ ten alle Raubburgen, nahmen die Ritter gefangen und führten ſie an ihren Hof, wo ſie durch gutes Futter bald zahm gemacht wurden. Den Kaufleuten aber gaben ſie das Geleit, ſo oft ſie auf die Meſſe zogen. Als es nun keine Ritter und keine Räube¬ reien mehr gab, und die Kaufherren keine Furcht mehr hatten, gingen ſie zu ihren Landesherren und ſagten ihnen: wir danken unterthänigſt für den bis jetzt ge¬ leiſteten Schutz; aber wir brauchen ihn nicht mehr, denn die Straßen ſind ſicher. Die Fürſten erwie¬ derten darauf: es freut uns, daß Ihr uns nicht mehr braucht, wir brauchen aber Euer Geld, und den Ge¬ leit müßt Ihr bezahlen nach wie vor, und das iſt jetzt altes Herkommen. Nach einiger Zeit bedachten die Fürſten: iſt es nicht ganz überflüſſig, daß wir den Kaufleuten Huſaren zur Begleitung mitgeben, da doch die Wege ſicher ſind? Die Koſten des Geleits
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Ritter auch bezahlen. Unſere gnädigſten Landesherren
erfuhren dies und dachten bei ſich: Unſere Kaufleute
geben für jede Ladung Waare den Rittern hundert
Goldgulden, und uns hundert Goldgulden, wäre es
nicht klüger, ſie geben uns zweihundert Goldgulden
und den Rittern gar nichts? Sie ließen alſo die
Kaufleute rufen und ſagten ihnen: Ihr gebt uns
künftig zweihundert Goldgulden für jede Fuhre und
den Rittern gar nichts; und dieſe wollen wir ſchon
das Handwerk legen. Auch hielten ſie Wort, zerſtör¬
ten alle Raubburgen, nahmen die Ritter gefangen
und führten ſie an ihren Hof, wo ſie durch gutes
Futter bald zahm gemacht wurden. Den Kaufleuten
aber gaben ſie das Geleit, ſo oft ſie auf die Meſſe
zogen. Als es nun keine Ritter und keine Räube¬
reien mehr gab, und die Kaufherren keine Furcht mehr
hatten, gingen ſie zu ihren Landesherren und ſagten
ihnen: wir danken unterthänigſt für den bis jetzt ge¬
leiſteten Schutz; aber wir brauchen ihn nicht mehr,
denn die Straßen ſind ſicher. Die Fürſten erwie¬
derten darauf: es freut uns, daß Ihr uns nicht mehr
braucht, wir brauchen aber Euer Geld, und den Ge¬
leit müßt Ihr bezahlen nach wie vor, und das iſt
jetzt altes Herkommen. Nach einiger Zeit bedachten
die Fürſten: iſt es nicht ganz überflüſſig, daß wir
den Kaufleuten Huſaren zur Begleitung mitgeben, da
doch die Wege ſicher ſind? Die Koſten des Geleits
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/100>, abgerufen am 28.11.2024.
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