wäre, und ließ Abends sein Haus öffnen. Da wurde aber das Theater von der Polizei um¬ stellt, Jedem der Eingang ins Haus verwehrt, und so die Aufführung mit Gewalt verhindert. Gestern war das Stück abermals angekündigt, und das Haus abermals gesperrt. Ich war beide Abende zugegen. Der ganze Börsenplatz war von der bewaffneten Macht und dem Vol¬ ke besetzt; letzteres verhielt sich aber ruhig. Der Theater-Director hat gegen diese Gewalt protestirt und erklärt, er würde jeden Abend das Stück ankündigen lassen, die Polizei bei den Gerichten belangen, und um Schadener¬ satz anhalten. Nun will ich zwar gerne glau¬ ben, daß das Drama skandalös seyn, daß es Unruhe erregt haben mag, und daß die belei¬ digten Pairs Grund genug bekommen hätten, den Theater-Director und den Verfasser vor Gericht zu ziehen. Aber die Aufführung durf¬ te nicht verhindert werden, denn durch die
waͤre, und ließ Abends ſein Haus oͤffnen. Da wurde aber das Theater von der Polizei um¬ ſtellt, Jedem der Eingang ins Haus verwehrt, und ſo die Auffuͤhrung mit Gewalt verhindert. Geſtern war das Stuͤck abermals angekuͤndigt, und das Haus abermals geſperrt. Ich war beide Abende zugegen. Der ganze Boͤrſenplatz war von der bewaffneten Macht und dem Vol¬ ke beſetzt; letzteres verhielt ſich aber ruhig. Der Theater-Director hat gegen dieſe Gewalt proteſtirt und erklaͤrt, er wuͤrde jeden Abend das Stuͤck ankuͤndigen laſſen, die Polizei bei den Gerichten belangen, und um Schadener¬ ſatz anhalten. Nun will ich zwar gerne glau¬ ben, daß das Drama ſkandaloͤs ſeyn, daß es Unruhe erregt haben mag, und daß die belei¬ digten Pairs Grund genug bekommen haͤtten, den Theater-Director und den Verfaſſer vor Gericht zu ziehen. Aber die Auffuͤhrung durf¬ te nicht verhindert werden, denn durch die
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waͤre, und ließ Abends ſein Haus oͤffnen. Da
wurde aber das Theater von der Polizei um¬
ſtellt, Jedem der Eingang ins Haus verwehrt,
und ſo die Auffuͤhrung mit Gewalt verhindert.
Geſtern war das Stuͤck abermals angekuͤndigt,
und das Haus abermals geſperrt. Ich war
beide Abende zugegen. Der ganze Boͤrſenplatz
war von der bewaffneten Macht und dem Vol¬
ke beſetzt; letzteres verhielt ſich aber ruhig.
Der Theater-Director hat gegen dieſe Gewalt
proteſtirt und erklaͤrt, er wuͤrde jeden Abend
das Stuͤck ankuͤndigen laſſen, die Polizei bei
den Gerichten belangen, und um Schadener¬
ſatz anhalten. Nun will ich zwar gerne glau¬
ben, daß das Drama ſkandaloͤs ſeyn, daß es
Unruhe erregt haben mag, und daß die belei¬
digten Pairs Grund genug bekommen haͤtten,
den Theater-Director und den Verfaſſer vor
Gericht zu ziehen. Aber die Auffuͤhrung durf¬
te nicht verhindert werden, denn durch die
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/94>, abgerufen am 25.11.2024.
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