bini's verherrlichter Gesang ließ mich auch kalt; ich liebe diese stählernen Stimmen nicht, und dann hat seine Stimme etwas resonni¬ rendes, eine Art Echo hinter sich. Aber meine Ignoranz bleibt unter vier Augen. Als Tankred gefiel mir die Pasta besser, das fra tanti palpiti hätten Sie hören sollen. Es war närrisch darüber zu werden. O ihr ar¬ men deutschen Kleinstädter mit euern Acht¬ zehn-Batzen-Prima-Donnas! Eine dicke deutsche Dame, und wahrscheinliche Berlinerin, die hinter mir saß und die ich, noch ehe sie Deutsch sprach, daran als Landsmännin er¬ kannte, daß sie bravo statt brava schrie, -- schwitzte Entzücken. Ich mußte ihr ge¬ radezu ins Gesicht lachen. Diesen Winter ist die italienische Oper auf allen Vorplätzen, Treppen, Corridors, von unten bis oben, mit scharlachrothem Tuche bedeckt. Man glaubt in einem Pallaste zu seyn. Das hat noch
bini's verherrlichter Geſang ließ mich auch kalt; ich liebe dieſe ſtaͤhlernen Stimmen nicht, und dann hat ſeine Stimme etwas reſonni¬ rendes, eine Art Echo hinter ſich. Aber meine Ignoranz bleibt unter vier Augen. Als Tankred gefiel mir die Paſta beſſer, das fra tanti palpiti haͤtten Sie hoͤren ſollen. Es war naͤrriſch daruͤber zu werden. O ihr ar¬ men deutſchen Kleinſtaͤdter mit euern Acht¬ zehn-Batzen-Prima-Donnas! Eine dicke deutſche Dame, und wahrſcheinliche Berlinerin, die hinter mir ſaß und die ich, noch ehe ſie Deutſch ſprach, daran als Landsmaͤnnin er¬ kannte, daß ſie bravo ſtatt brava ſchrie, — ſchwitzte Entzuͤcken. Ich mußte ihr ge¬ radezu ins Geſicht lachen. Dieſen Winter iſt die italieniſche Oper auf allen Vorplaͤtzen, Treppen, Corridors, von unten bis oben, mit ſcharlachrothem Tuche bedeckt. Man glaubt in einem Pallaſte zu ſeyn. Das hat noch
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bini's verherrlichter Geſang ließ mich auch
kalt; ich liebe dieſe ſtaͤhlernen Stimmen nicht,
und dann hat ſeine Stimme etwas reſonni¬
rendes, eine Art Echo hinter ſich. Aber
meine Ignoranz bleibt unter vier Augen.
Als Tankred gefiel mir die Paſta beſſer, das
fra tanti palpiti haͤtten Sie hoͤren ſollen. Es
war naͤrriſch daruͤber zu werden. O ihr ar¬
men deutſchen Kleinſtaͤdter mit euern Acht¬
zehn-Batzen-Prima-Donnas! Eine dicke
deutſche Dame, und wahrſcheinliche Berlinerin,
die hinter mir ſaß und die ich, noch ehe ſie
Deutſch ſprach, daran als Landsmaͤnnin er¬
kannte, daß ſie bravo ſtatt brava ſchrie,
— ſchwitzte Entzuͤcken. Ich mußte ihr ge¬
radezu ins Geſicht lachen. Dieſen Winter
iſt die italieniſche Oper auf allen Vorplaͤtzen,
Treppen, Corridors, von unten bis oben, mit
ſcharlachrothem Tuche bedeckt. Man glaubt
in einem Pallaſte zu ſeyn. Das hat noch
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/89>, abgerufen am 22.11.2024.
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