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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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mit Freunden und Mäklern war von unendli¬
cher Verdrießlichkeit. Und das der Schmerz
eines Dichters! Ist der ein Mann des Jahr¬
hunderts, der mit solchem Herzen einer Ein¬
tagsfliege die Welt umfaßt?

Er erzählt, wie er sich über Fichte's Lehr¬
weise in Jena entsetzte, daran verbrannte; wie
Fichte sich in seinen Schriften "nicht ganz ge¬
hörig über die wichtigsten Sitten- und Staats¬
gegenstände erklärt habe." Wie "uns dessen
Aeußerungen über Gott und göttliche Dinge,
über die man freilich besser ein tie¬
fes Stillschweigen beobachtet
, von au¬
ßen beschwerende Anregungen zugezogen."

1795.

Mit Kapellmeister Reichardt zerfiel er, mit
dem er, "ungeachtet seiner vor- und zudring¬
"lichen Natur, in Rücksicht seines bedeutenden
"Talents in gutem Vernehmen gestanden; er

mit Freunden und Maͤklern war von unendli¬
cher Verdrießlichkeit. Und das der Schmerz
eines Dichters! Iſt der ein Mann des Jahr¬
hunderts, der mit ſolchem Herzen einer Ein¬
tagsfliege die Welt umfaßt?

Er erzaͤhlt, wie er ſich uͤber Fichte's Lehr¬
weiſe in Jena entſetzte, daran verbrannte; wie
Fichte ſich in ſeinen Schriften „nicht ganz ge¬
hoͤrig uͤber die wichtigſten Sitten- und Staats¬
gegenſtaͤnde erklaͤrt habe.“ Wie „uns deſſen
Aeußerungen uͤber Gott und goͤttliche Dinge,
uͤber die man freilich beſſer ein tie¬
fes Stillſchweigen beobachtet
, von au¬
ßen beſchwerende Anregungen zugezogen.“

1795.

Mit Kapellmeiſter Reichardt zerfiel er, mit
dem er, „ungeachtet ſeiner vor- und zudring¬
„lichen Natur, in Ruͤckſicht ſeines bedeutenden
„Talents in gutem Vernehmen geſtanden; er

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[41/0055] mit Freunden und Maͤklern war von unendli¬ cher Verdrießlichkeit. Und das der Schmerz eines Dichters! Iſt der ein Mann des Jahr¬ hunderts, der mit ſolchem Herzen einer Ein¬ tagsfliege die Welt umfaßt? Er erzaͤhlt, wie er ſich uͤber Fichte's Lehr¬ weiſe in Jena entſetzte, daran verbrannte; wie Fichte ſich in ſeinen Schriften „nicht ganz ge¬ hoͤrig uͤber die wichtigſten Sitten- und Staats¬ gegenſtaͤnde erklaͤrt habe.“ Wie „uns deſſen Aeußerungen uͤber Gott und goͤttliche Dinge, uͤber die man freilich beſſer ein tie¬ fes Stillſchweigen beobachtet, von au¬ ßen beſchwerende Anregungen zugezogen.“ 1795. Mit Kapellmeiſter Reichardt zerfiel er, mit dem er, „ungeachtet ſeiner vor- und zudring¬ „lichen Natur, in Ruͤckſicht ſeines bedeutenden „Talents in gutem Vernehmen geſtanden; er

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/55>, abgerufen am 24.11.2024.