Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

Staatsdienern des Großherzogthums Frankfurt,
die Pension zuerkannt. Der Senat glaubte
auch gewiß nicht, das Recht zu haben, dachte
auch nimmermehr daran, es sich anzumaßen;
aber irgend ein Diplomat befahl, drohte viel¬
leicht und der feige Senat gehorchte angstzit¬
ternd wie immer. Daß man mir sagen ließ,
ich solle nach Frankfurt kommen, um ein Amt
zu übernehmen, das -- ich glaube es gern, um
meiner Verachtung eine Gränze zu setzen --
war ein Vorwand, um, wenn ich der Ein¬
ladung nicht folgte, mir die Pension nehmen
zu können. Der Senat weiß recht gut, daß
noch weniger, als ich mich dazu verstünde, in
Frankfurt ein Amt zu bekleiden, er sich dazu
verstehen würde, mir eins zu übertragen. Das
glaube ich. Aber nimmermehr kann ich glau¬
ben, daß man mich nach Frankfurt hat locken
wollen, um mich der Rache Oesterreichs oder
Preußens auszuliefern. Es wäre zu schänd¬

Staatsdienern des Großherzogthums Frankfurt,
die Penſion zuerkannt. Der Senat glaubte
auch gewiß nicht, das Recht zu haben, dachte
auch nimmermehr daran, es ſich anzumaßen;
aber irgend ein Diplomat befahl, drohte viel¬
leicht und der feige Senat gehorchte angſtzit¬
ternd wie immer. Daß man mir ſagen ließ,
ich ſolle nach Frankfurt kommen, um ein Amt
zu uͤbernehmen, das — ich glaube es gern, um
meiner Verachtung eine Graͤnze zu ſetzen —
war ein Vorwand, um, wenn ich der Ein¬
ladung nicht folgte, mir die Penſion nehmen
zu koͤnnen. Der Senat weiß recht gut, daß
noch weniger, als ich mich dazu verſtuͤnde, in
Frankfurt ein Amt zu bekleiden, er ſich dazu
verſtehen wuͤrde, mir eins zu uͤbertragen. Das
glaube ich. Aber nimmermehr kann ich glau¬
ben, daß man mich nach Frankfurt hat locken
wollen, um mich der Rache Oeſterreichs oder
Preußens auszuliefern. Es waͤre zu ſchaͤnd¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0336" n="322"/>
Staatsdienern des Großherzogthums Frankfurt,<lb/>
die Pen&#x017F;ion zuerkannt. Der Senat glaubte<lb/>
auch gewiß nicht, das Recht zu haben, dachte<lb/>
auch nimmermehr daran, es &#x017F;ich anzumaßen;<lb/>
aber irgend ein Diplomat befahl, drohte viel¬<lb/>
leicht und der feige Senat gehorchte ang&#x017F;tzit¬<lb/>
ternd wie immer. Daß man mir &#x017F;agen ließ,<lb/>
ich &#x017F;olle nach Frankfurt kommen, um ein Amt<lb/>
zu u&#x0364;bernehmen, das &#x2014; ich glaube es gern, um<lb/>
meiner Verachtung eine Gra&#x0364;nze zu &#x017F;etzen &#x2014;<lb/>
war ein Vorwand, um, wenn ich der Ein¬<lb/>
ladung nicht folgte, mir die Pen&#x017F;ion nehmen<lb/>
zu ko&#x0364;nnen. Der Senat weiß recht gut, daß<lb/>
noch weniger, als ich mich dazu ver&#x017F;tu&#x0364;nde, in<lb/>
Frankfurt ein Amt zu bekleiden, er &#x017F;ich dazu<lb/>
ver&#x017F;tehen wu&#x0364;rde, mir eins zu u&#x0364;bertragen. <hi rendition="#g">Das</hi><lb/>
glaube ich. Aber nimmermehr kann ich glau¬<lb/>
ben, daß man mich nach Frankfurt hat locken<lb/>
wollen, um mich der Rache Oe&#x017F;terreichs oder<lb/>
Preußens auszuliefern. Es wa&#x0364;re zu &#x017F;cha&#x0364;nd¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0336] Staatsdienern des Großherzogthums Frankfurt, die Penſion zuerkannt. Der Senat glaubte auch gewiß nicht, das Recht zu haben, dachte auch nimmermehr daran, es ſich anzumaßen; aber irgend ein Diplomat befahl, drohte viel¬ leicht und der feige Senat gehorchte angſtzit¬ ternd wie immer. Daß man mir ſagen ließ, ich ſolle nach Frankfurt kommen, um ein Amt zu uͤbernehmen, das — ich glaube es gern, um meiner Verachtung eine Graͤnze zu ſetzen — war ein Vorwand, um, wenn ich der Ein¬ ladung nicht folgte, mir die Penſion nehmen zu koͤnnen. Der Senat weiß recht gut, daß noch weniger, als ich mich dazu verſtuͤnde, in Frankfurt ein Amt zu bekleiden, er ſich dazu verſtehen wuͤrde, mir eins zu uͤbertragen. Das glaube ich. Aber nimmermehr kann ich glau¬ ben, daß man mich nach Frankfurt hat locken wollen, um mich der Rache Oeſterreichs oder Preußens auszuliefern. Es waͤre zu ſchaͤnd¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/336
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/336>, abgerufen am 22.11.2024.