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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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nicht vornehm, aber anständig und reinlich ge¬
kleidet. Sie kniete auf dem regenfeuchten Bo¬
den und herzte einen alten garstigen Pudel, der
frohlockend an sie heraufsprang. Was um ihr
her gesprochen, gelacht wurde, kümmerte sie nicht,
sie hatte die Welt vergessen über ihren Fund.
Am Morgen hatte sie ihn auf der Straße ver¬
lohren, und nach einigen Stunden, an dieser
Stelle -- ein Wunder in Paris -- ihn wieder
gefunden. Ich machte eine Novelle daraus. Von
dem Hunde des treulosen Geliebten
.
Er kam nicht wieder. Am dritten Abend ver¬
geblichen, schmerzlichen Erwartens, scharrte es
an Antoniens Thüre. Sie öffnete sie, und blieb
mit sprachlosem Entzücken stehen. Es war der
Hund des Geliebten. Sie horchte nach seinem
Tritte, sie lehnte sich über das Treppengeländer
und schaute hinab. Er kam nicht. Da verfiel
sie in stillen Wahnsinn. Jeden Abend setzte sie,
wie sie es gewohnt war, zwei Gedecke auf den

nicht vornehm, aber anſtaͤndig und reinlich ge¬
kleidet. Sie kniete auf dem regenfeuchten Bo¬
den und herzte einen alten garſtigen Pudel, der
frohlockend an ſie heraufſprang. Was um ihr
her geſprochen, gelacht wurde, kuͤmmerte ſie nicht,
ſie hatte die Welt vergeſſen uͤber ihren Fund.
Am Morgen hatte ſie ihn auf der Straße ver¬
lohren, und nach einigen Stunden, an dieſer
Stelle — ein Wunder in Paris — ihn wieder
gefunden. Ich machte eine Novelle daraus. Von
dem Hunde des treuloſen Geliebten
.
Er kam nicht wieder. Am dritten Abend ver¬
geblichen, ſchmerzlichen Erwartens, ſcharrte es
an Antoniens Thuͤre. Sie oͤffnete ſie, und blieb
mit ſprachloſem Entzuͤcken ſtehen. Es war der
Hund des Geliebten. Sie horchte nach ſeinem
Tritte, ſie lehnte ſich uͤber das Treppengelaͤnder
und ſchaute hinab. Er kam nicht. Da verfiel
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[309/0323] nicht vornehm, aber anſtaͤndig und reinlich ge¬ kleidet. Sie kniete auf dem regenfeuchten Bo¬ den und herzte einen alten garſtigen Pudel, der frohlockend an ſie heraufſprang. Was um ihr her geſprochen, gelacht wurde, kuͤmmerte ſie nicht, ſie hatte die Welt vergeſſen uͤber ihren Fund. Am Morgen hatte ſie ihn auf der Straße ver¬ lohren, und nach einigen Stunden, an dieſer Stelle — ein Wunder in Paris — ihn wieder gefunden. Ich machte eine Novelle daraus. Von dem Hunde des treuloſen Geliebten. Er kam nicht wieder. Am dritten Abend ver¬ geblichen, ſchmerzlichen Erwartens, ſcharrte es an Antoniens Thuͤre. Sie oͤffnete ſie, und blieb mit ſprachloſem Entzuͤcken ſtehen. Es war der Hund des Geliebten. Sie horchte nach ſeinem Tritte, ſie lehnte ſich uͤber das Treppengelaͤnder und ſchaute hinab. Er kam nicht. Da verfiel ſie in ſtillen Wahnſinn. Jeden Abend ſetzte ſie, wie ſie es gewohnt war, zwei Gedecke auf den

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/323>, abgerufen am 27.11.2024.