Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

then, damit er ferner ungestört rauben und
morden könne. Jeder gute Bürger ist es sei¬
nem Vaterlande, dem mishandelten Rechte,
dem beleidigten Himmel schuldig, an den Tag
zu bringen, was gottvergessen im Dunkeln
waltet, und einen Eid zu brechen, der ihn
zum Mitschuldigen einer Schandthat macht und
ihn an die Sünder kettet. Wie! Könige ha¬
ben den Eid gebrochen, den sie ungezwungen
der Freiheit geschworen, und ein Bürger sollte
verpflichtet seyn, zum Vortheile der Tyrannei
einen Schwur zu halten, den ihm die grau¬
samste Gewalt abgepeinigt? Nimmermehr. Das
fordert der Himmel nicht, ja das weis't er
zurück.


then, damit er ferner ungeſtoͤrt rauben und
morden koͤnne. Jeder gute Buͤrger iſt es ſei¬
nem Vaterlande, dem mishandelten Rechte,
dem beleidigten Himmel ſchuldig, an den Tag
zu bringen, was gottvergeſſen im Dunkeln
waltet, und einen Eid zu brechen, der ihn
zum Mitſchuldigen einer Schandthat macht und
ihn an die Suͤnder kettet. Wie! Koͤnige ha¬
ben den Eid gebrochen, den ſie ungezwungen
der Freiheit geſchworen, und ein Buͤrger ſollte
verpflichtet ſeyn, zum Vortheile der Tyrannei
einen Schwur zu halten, den ihm die grau¬
ſamſte Gewalt abgepeinigt? Nimmermehr. Das
fordert der Himmel nicht, ja das weiſ't er
zuruͤck.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0294" n="280"/>
then, damit er ferner unge&#x017F;to&#x0364;rt rauben und<lb/>
morden ko&#x0364;nne. Jeder gute Bu&#x0364;rger i&#x017F;t es &#x017F;ei¬<lb/>
nem Vaterlande, dem mishandelten Rechte,<lb/>
dem beleidigten Himmel &#x017F;chuldig, an den Tag<lb/>
zu bringen, was gottverge&#x017F;&#x017F;en im Dunkeln<lb/>
waltet, und einen Eid zu brechen, der ihn<lb/>
zum Mit&#x017F;chuldigen einer Schandthat macht und<lb/>
ihn an die Su&#x0364;nder kettet. Wie! Ko&#x0364;nige ha¬<lb/>
ben den Eid gebrochen, den &#x017F;ie ungezwungen<lb/>
der Freiheit ge&#x017F;chworen, und ein Bu&#x0364;rger &#x017F;ollte<lb/>
verpflichtet &#x017F;eyn, zum Vortheile der Tyrannei<lb/>
einen Schwur zu halten, den ihm die grau¬<lb/>
&#x017F;am&#x017F;te Gewalt abgepeinigt? Nimmermehr. Das<lb/>
fordert der Himmel nicht, ja das wei&#x017F;'t er<lb/>
zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0294] then, damit er ferner ungeſtoͤrt rauben und morden koͤnne. Jeder gute Buͤrger iſt es ſei¬ nem Vaterlande, dem mishandelten Rechte, dem beleidigten Himmel ſchuldig, an den Tag zu bringen, was gottvergeſſen im Dunkeln waltet, und einen Eid zu brechen, der ihn zum Mitſchuldigen einer Schandthat macht und ihn an die Suͤnder kettet. Wie! Koͤnige ha¬ ben den Eid gebrochen, den ſie ungezwungen der Freiheit geſchworen, und ein Buͤrger ſollte verpflichtet ſeyn, zum Vortheile der Tyrannei einen Schwur zu halten, den ihm die grau¬ ſamſte Gewalt abgepeinigt? Nimmermehr. Das fordert der Himmel nicht, ja das weiſ't er zuruͤck.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/294
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/294>, abgerufen am 22.11.2024.