dung des Volks, welches glaubte, die Vorneh¬ men und Reichen wollten sie vergiften, und die Cholera sey ein Mischmasch des Hasses! Aber die Wahrheit, die mitten in diesem Wahne ver¬ borgen, der dunkle Trieb, der das Volk lehrt, es sey nur ein schlechtes Handwerkszeug, zum Dienste der Reichen geschaffen, das man weg¬ wirft, wenn man es nicht braucht, und zerbricht, sobald es unbrauchbar geworden -- diese Wahr¬ heit ist den Spöttern und Schulmeistern ent¬ gangen. Geschah es denn aus Zärtlichkeit für das Volk, daß man sie mit Kolbenstößen ge¬ zwungen, sich in die Spitäler bringen zu las¬ sen, ihre Wohnung und ihre Familie zu meiden? Es geschah, um der Aengstlichkeit der Reichen zu fröhnen. Haben sie sich denn nicht in allen Zeitungen den Trost zugerufen, haben sie nicht gejubelt darüber: die Krankheit treffe nur die Armen und Niedrigen, die Reichen und Vor¬ nehmen hätten nichts von ihr zu fürchten? Hö¬
dung des Volks, welches glaubte, die Vorneh¬ men und Reichen wollten ſie vergiften, und die Cholera ſey ein Miſchmaſch des Haſſes! Aber die Wahrheit, die mitten in dieſem Wahne ver¬ borgen, der dunkle Trieb, der das Volk lehrt, es ſey nur ein ſchlechtes Handwerkszeug, zum Dienſte der Reichen geſchaffen, das man weg¬ wirft, wenn man es nicht braucht, und zerbricht, ſobald es unbrauchbar geworden — dieſe Wahr¬ heit iſt den Spoͤttern und Schulmeiſtern ent¬ gangen. Geſchah es denn aus Zaͤrtlichkeit fuͤr das Volk, daß man ſie mit Kolbenſtoͤßen ge¬ zwungen, ſich in die Spitaͤler bringen zu laſ¬ ſen, ihre Wohnung und ihre Familie zu meiden? Es geſchah, um der Aengſtlichkeit der Reichen zu froͤhnen. Haben ſie ſich denn nicht in allen Zeitungen den Troſt zugerufen, haben ſie nicht gejubelt daruͤber: die Krankheit treffe nur die Armen und Niedrigen, die Reichen und Vor¬ nehmen haͤtten nichts von ihr zu fuͤrchten? Hoͤ¬
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dung des Volks, welches glaubte, die Vorneh¬
men und Reichen wollten ſie vergiften, und die
Cholera ſey ein Miſchmaſch des Haſſes! Aber
die Wahrheit, die mitten in dieſem Wahne ver¬
borgen, der dunkle Trieb, der das Volk lehrt,
es ſey nur ein ſchlechtes Handwerkszeug, zum
Dienſte der Reichen geſchaffen, das man weg¬
wirft, wenn man es nicht braucht, und zerbricht,
ſobald es unbrauchbar geworden — dieſe Wahr¬
heit iſt den Spoͤttern und Schulmeiſtern ent¬
gangen. Geſchah es denn aus Zaͤrtlichkeit fuͤr
das Volk, daß man ſie mit Kolbenſtoͤßen ge¬
zwungen, ſich in die Spitaͤler bringen zu laſ¬
ſen, ihre Wohnung und ihre Familie zu meiden?
Es geſchah, um der Aengſtlichkeit der Reichen
zu froͤhnen. Haben ſie ſich denn nicht in allen
Zeitungen den Troſt zugerufen, haben ſie nicht
gejubelt daruͤber: die Krankheit treffe nur die
Armen und Niedrigen, die Reichen und Vor¬
nehmen haͤtten nichts von ihr zu fuͤrchten? Hoͤ¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/244>, abgerufen am 22.11.2024.
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