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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.

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licher wunderbarer Zauber in einem Titel seyn!
Es ist das dritte edle Metall. Mancher, der
dem Silber widersteht, widersteht doch dem
Golde nicht, und wer dem Golde widersteht,
unterliegt oft einem Titel. Da ist ein gewis¬
ser Münch, ein politischer Schriftsteller von
einigen Talenten; der war früher ein heißer
Demagog, sein Liberalismus stand auf 30
Grad Reaumüre im Schatten. Der König
der Niederlande machte ihn vor einigen Jahren
zum Professor, und augenblicklich sank sein
Liberalismus auf 15 Grad. Kürzlich wurde
er vom Könige von Würtemberg zum geheimen
Hofrath ernannt, darauf kam Herr Münch dem
Gefrierpunkte sehr nahe. Wird er einmal ge¬
heimer Regierungsrath, sinkt er gar unter
Null herab. Zwar erwarb er sich durch sein
Sinken nicht blos einen Titel, sondern auch
einen jährlichen Gehalt von dreitausend Gulden;
aber das Geld ist doch hier nur das Gebacke¬

licher wunderbarer Zauber in einem Titel ſeyn!
Es iſt das dritte edle Metall. Mancher, der
dem Silber widerſteht, widerſteht doch dem
Golde nicht, und wer dem Golde widerſteht,
unterliegt oft einem Titel. Da iſt ein gewiſ¬
ſer Muͤnch, ein politiſcher Schriftſteller von
einigen Talenten; der war fruͤher ein heißer
Demagog, ſein Liberalismus ſtand auf 30
Grad Reaumuͤre im Schatten. Der Koͤnig
der Niederlande machte ihn vor einigen Jahren
zum Profeſſor, und augenblicklich ſank ſein
Liberalismus auf 15 Grad. Kuͤrzlich wurde
er vom Koͤnige von Wuͤrtemberg zum geheimen
Hofrath ernannt, darauf kam Herr Muͤnch dem
Gefrierpunkte ſehr nahe. Wird er einmal ge¬
heimer Regierungsrath, ſinkt er gar unter
Null herab. Zwar erwarb er ſich durch ſein
Sinken nicht blos einen Titel, ſondern auch
einen jaͤhrlichen Gehalt von dreitauſend Gulden;
aber das Geld iſt doch hier nur das Gebacke¬

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[152/0166] licher wunderbarer Zauber in einem Titel ſeyn! Es iſt das dritte edle Metall. Mancher, der dem Silber widerſteht, widerſteht doch dem Golde nicht, und wer dem Golde widerſteht, unterliegt oft einem Titel. Da iſt ein gewiſ¬ ſer Muͤnch, ein politiſcher Schriftſteller von einigen Talenten; der war fruͤher ein heißer Demagog, ſein Liberalismus ſtand auf 30 Grad Reaumuͤre im Schatten. Der Koͤnig der Niederlande machte ihn vor einigen Jahren zum Profeſſor, und augenblicklich ſank ſein Liberalismus auf 15 Grad. Kuͤrzlich wurde er vom Koͤnige von Wuͤrtemberg zum geheimen Hofrath ernannt, darauf kam Herr Muͤnch dem Gefrierpunkte ſehr nahe. Wird er einmal ge¬ heimer Regierungsrath, ſinkt er gar unter Null herab. Zwar erwarb er ſich durch ſein Sinken nicht blos einen Titel, ſondern auch einen jaͤhrlichen Gehalt von dreitauſend Gulden; aber das Geld iſt doch hier nur das Gebacke¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/166>, abgerufen am 22.11.2024.