des europäischen Friedens stützen zu können, und ehe es noch aus der Erde herausgearbeitet, steckt er schon ein Bäumchen auf und hält eine betrunkene Kranzrede, als wäre das Dach fertig! Die Wage des Schicksals in der bemehlten Hand eines Krämers zu sehen, -- nein, man könnte darüber von Sinnen kommen! Giebt es denn etwas lächerlicheres, als das Schmunzeln dieses Ministers, so oft er eine Nachricht erhal¬ ten, Preußen oder Oesterreich vermindere seine Truppen, beurlaube sie! Es ist wie die Freude eines Kindes, wenn es wahrnimmt, daß Mam¬ ma die Ruthe wieder hinter den Spiegel steckt, die sie drohend hervorgeholt. Es ist wie die Heiterkeit, wie das aufblühende Gesicht eines Bauchflüssigen, wenn er erleichtert vom Nacht¬ stuhle aufsteht, wohin ihn Leibschmerzen getrie¬ ben, und ach! ruft. Dieses Frankreich, vor dem, es ist noch kein Jahr, zwanzig Fürsten hinter den zwei Millionen ihrer Wachen zitter¬
des europaͤiſchen Friedens ſtuͤtzen zu koͤnnen, und ehe es noch aus der Erde herausgearbeitet, ſteckt er ſchon ein Baͤumchen auf und haͤlt eine betrunkene Kranzrede, als waͤre das Dach fertig! Die Wage des Schickſals in der bemehlten Hand eines Kraͤmers zu ſehen, — nein, man koͤnnte daruͤber von Sinnen kommen! Giebt es denn etwas laͤcherlicheres, als das Schmunzeln dieſes Miniſters, ſo oft er eine Nachricht erhal¬ ten, Preußen oder Oeſterreich vermindere ſeine Truppen, beurlaube ſie! Es iſt wie die Freude eines Kindes, wenn es wahrnimmt, daß Mam¬ ma die Ruthe wieder hinter den Spiegel ſteckt, die ſie drohend hervorgeholt. Es iſt wie die Heiterkeit, wie das aufbluͤhende Geſicht eines Bauchfluͤſſigen, wenn er erleichtert vom Nacht¬ ſtuhle aufſteht, wohin ihn Leibſchmerzen getrie¬ ben, und ach! ruft. Dieſes Frankreich, vor dem, es iſt noch kein Jahr, zwanzig Fuͤrſten hinter den zwei Millionen ihrer Wachen zitter¬
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des europaͤiſchen Friedens ſtuͤtzen zu koͤnnen,
und ehe es noch aus der Erde herausgearbeitet,
ſteckt er ſchon ein Baͤumchen auf und haͤlt eine
betrunkene Kranzrede, als waͤre das Dach fertig!
Die Wage des Schickſals in der bemehlten
Hand eines Kraͤmers zu ſehen, — nein, man
koͤnnte daruͤber von Sinnen kommen! Giebt es
denn etwas laͤcherlicheres, als das Schmunzeln
dieſes Miniſters, ſo oft er eine Nachricht erhal¬
ten, Preußen oder Oeſterreich vermindere ſeine
Truppen, beurlaube ſie! Es iſt wie die Freude
eines Kindes, wenn es wahrnimmt, daß Mam¬
ma die Ruthe wieder hinter den Spiegel ſteckt,
die ſie drohend hervorgeholt. Es iſt wie die
Heiterkeit, wie das aufbluͤhende Geſicht eines
Bauchfluͤſſigen, wenn er erleichtert vom Nacht¬
ſtuhle aufſteht, wohin ihn Leibſchmerzen getrie¬
ben, und ach! ruft. Dieſes Frankreich, vor
dem, es iſt noch kein Jahr, zwanzig Fuͤrſten
hinter den zwei Millionen ihrer Wachen zitter¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/155>, abgerufen am 27.11.2024.
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