Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833.her wüßte sie sonst alle pathologischen Bewe¬ III. 9
her wuͤßte ſie ſonſt alle pathologiſchen Bewe¬ III. 9
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her wuͤßte ſie ſonſt alle pathologiſchen Bewe¬
gungen des Koͤrpers ſo Naturtreu darzuſtellen?
Ich mußte manchmal die Augen von der Buͤhne
abwenden, um nur wieder Athem zu ſchoͤpfen;
denn wenn man die Pulsſchlaͤge zaͤhlt, die zu
ſolchen Gemuͤthsbewegungen gehoͤren, wird ei¬
nem ganz angſt bei der Rechnung. Mein kuͤhles
Urtheil: daß die Malibran oft zu natuͤrlich
ſpiele, hieß ich mit Unwillen ſchweigen, ſo
recht es auch hat. In der Tragoͤdie, ſowohl
im Gedichte als in der mimiſchen Darſtellung,
darf zwar die Perſon handeln; aber leiden
darf nur der Menſch. Die Perſon leiden
zu ſehen — was hat man davon? (Es iſt
doch ſchoͤn, daß ein Kritiker nichts zu fuͤrchten
hat; haͤtte das: „was hat man davon?“ ein
Anderer geſagt, ich wollte mich ſchoͤn uͤber
ihn luſtig machen.) Der Koͤrper ſoll die Lei¬
den der Seele durchblicken laſſen; wird er aber
ſelbſt truͤbe, wie kann da die Seele durch¬
III. 9
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