diese frommen Weiber bilden ihren eigenen Mittelpunkt, haben ihren eigenen Zirkel. Die Herzogin erzählt nun, wie es in diesen ver¬ schiedenen Gesellschaften, besonders bei Madame Recamier hergeht, welche Staatsmänner, Schrift¬ steller, Künstler sich da versammeln, welche Werke da vorgelesen, welche Kunstwerke vorge¬ zeigt werden, und was sonst da getrieben wird. Madame Recamier wird wegen ihrer Liebens¬ würdigkeit, Bescheidenheit, Entsagung, Mild¬ thätigkeit gepriesen. Ich habe das von dieser berühmten Frau seit zwanzig Jahren schon oft gelesen, und will es auch alles glauben; nur fürchte ich immer, daß die Tugend, der es nicht gelingt unbemerkt zu bleiben, es gar nie mit Ernst versucht hat. Die Herzogin Abrantes (sie hat auch verflossenen Sommer Memoiren aus den Zeiten des Kaiserreichs herausgegeben) ist übrigens eine rechte Klatschlies, und erzählt alles im Tone einer bürgerlichen Frau Base.
dieſe frommen Weiber bilden ihren eigenen Mittelpunkt, haben ihren eigenen Zirkel. Die Herzogin erzaͤhlt nun, wie es in dieſen ver¬ ſchiedenen Geſellſchaften, beſonders bei Madame Recamier hergeht, welche Staatsmaͤnner, Schrift¬ ſteller, Kuͤnſtler ſich da verſammeln, welche Werke da vorgeleſen, welche Kunſtwerke vorge¬ zeigt werden, und was ſonſt da getrieben wird. Madame Recamier wird wegen ihrer Liebens¬ wuͤrdigkeit, Beſcheidenheit, Entſagung, Mild¬ thaͤtigkeit geprieſen. Ich habe das von dieſer beruͤhmten Frau ſeit zwanzig Jahren ſchon oft geleſen, und will es auch alles glauben; nur fuͤrchte ich immer, daß die Tugend, der es nicht gelingt unbemerkt zu bleiben, es gar nie mit Ernſt verſucht hat. Die Herzogin Abrantes (ſie hat auch verfloſſenen Sommer Memoiren aus den Zeiten des Kaiſerreichs herausgegeben) iſt uͤbrigens eine rechte Klatſchlies, und erzaͤhlt alles im Tone einer buͤrgerlichen Frau Baſe.
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dieſe frommen Weiber bilden ihren eigenen
Mittelpunkt, haben ihren eigenen Zirkel. Die
Herzogin erzaͤhlt nun, wie es in dieſen ver¬
ſchiedenen Geſellſchaften, beſonders bei Madame
Recamier hergeht, welche Staatsmaͤnner, Schrift¬
ſteller, Kuͤnſtler ſich da verſammeln, welche
Werke da vorgeleſen, welche Kunſtwerke vorge¬
zeigt werden, und was ſonſt da getrieben wird.
Madame Recamier wird wegen ihrer Liebens¬
wuͤrdigkeit, Beſcheidenheit, Entſagung, Mild¬
thaͤtigkeit geprieſen. Ich habe das von dieſer
beruͤhmten Frau ſeit zwanzig Jahren ſchon oft
geleſen, und will es auch alles glauben; nur
fuͤrchte ich immer, daß die Tugend, der es nicht
gelingt unbemerkt zu bleiben, es gar nie mit
Ernſt verſucht hat. Die Herzogin Abrantes
(ſie hat auch verfloſſenen Sommer Memoiren
aus den Zeiten des Kaiſerreichs herausgegeben)
iſt uͤbrigens eine rechte Klatſchlies, und erzaͤhlt
alles im Tone einer buͤrgerlichen Frau Baſe.
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/128>, abgerufen am 28.11.2024.
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