Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.kirche in London, und die römische Peterskirche ken¬ -- Haben die italienischen Nachrichten nicht auf kirche in London, und die römiſche Peterskirche ken¬ — Haben die italieniſchen Nachrichten nicht auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0080" n="66"/> kirche in London, und die römiſche Peterskirche ken¬<lb/> nen. Wie alltäglich werden doch die Zaubereien!<lb/> An der Peterskirche ſind die großen Thore offen, die<lb/> auf den herrlichen Petersplatz führen. Die Sonne<lb/> ſcheint, die Palläſte glänzen. Es war mir, als<lb/> müßte ich mich vom Chore herab ſtürzen, mich durch<lb/> die Betenden drängen, hinaus zu eilen auf den Platz,<lb/> und Brutus, Brutus! Freiheit, Freiheit! rufen.</p><lb/> <p>— Haben die italieniſchen Nachrichten nicht auf<lb/> der Frankfurter Börſe eingeſchlagen? Sind nicht<lb/> die Metalliques davon geſchmolzen? Schreien die<lb/> Juden: <hi rendition="#g">O wai geſchrieen</hi>! Wanken die Mauern<lb/> Jeruſalems? Lächelt der Herr Baron bei ſeiner<lb/> Kolik? Sagen die Helden Lewis von den Italie¬<lb/> nern: was wollen <hi rendition="#b">die</hi> <hi rendition="#g">Gäſcht</hi>? Schreiben Sie<lb/> mir das Alles, das wird mich erquicken. Den Her¬<lb/> zog von Modena haben ſie gefangen auf der Flucht.<lb/> Ich hoffe, ſie knüpfen ihn auf. Ein Haus, worin<lb/> ſich 130 der angeſehenſten jungen Leute verſammelt,<lb/> hatte er mit Kanonen zuſammen ſchießen laſſen. Vier<lb/> und zwanzig Stunden lang hat er ſich vertheidigt,<lb/> mit der Verzweiflung eines Tyrannen, der keine<lb/> Gnade kennt. Zwei öſterreichiſche Tyroler-Regimen¬<lb/> ter, dem Herzog zum Beiſtande geſendet, ſollen ſich<lb/> mit dem Volke vereinigt haben. Der Narr, unter<lb/> allen Fürſten Europa's der einzige, hat es gewagt,<lb/> den König von Frankreich nicht anzuerkennen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0080]
kirche in London, und die römiſche Peterskirche ken¬
nen. Wie alltäglich werden doch die Zaubereien!
An der Peterskirche ſind die großen Thore offen, die
auf den herrlichen Petersplatz führen. Die Sonne
ſcheint, die Palläſte glänzen. Es war mir, als
müßte ich mich vom Chore herab ſtürzen, mich durch
die Betenden drängen, hinaus zu eilen auf den Platz,
und Brutus, Brutus! Freiheit, Freiheit! rufen.
— Haben die italieniſchen Nachrichten nicht auf
der Frankfurter Börſe eingeſchlagen? Sind nicht
die Metalliques davon geſchmolzen? Schreien die
Juden: O wai geſchrieen! Wanken die Mauern
Jeruſalems? Lächelt der Herr Baron bei ſeiner
Kolik? Sagen die Helden Lewis von den Italie¬
nern: was wollen die Gäſcht? Schreiben Sie
mir das Alles, das wird mich erquicken. Den Her¬
zog von Modena haben ſie gefangen auf der Flucht.
Ich hoffe, ſie knüpfen ihn auf. Ein Haus, worin
ſich 130 der angeſehenſten jungen Leute verſammelt,
hatte er mit Kanonen zuſammen ſchießen laſſen. Vier
und zwanzig Stunden lang hat er ſich vertheidigt,
mit der Verzweiflung eines Tyrannen, der keine
Gnade kennt. Zwei öſterreichiſche Tyroler-Regimen¬
ter, dem Herzog zum Beiſtande geſendet, ſollen ſich
mit dem Volke vereinigt haben. Der Narr, unter
allen Fürſten Europa's der einzige, hat es gewagt,
den König von Frankreich nicht anzuerkennen.
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