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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

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dem Dichter die Bewunderung für Napoleon, der
selbst ein Gedicht; aber nie verzeihe ich dem Philo¬
sophen Liebe für ihn, den Wirklichen. Den lieben!
Lieber liebte ich unsere Nürnberger Wachtparaden-Für¬
sten, öffnete ihnen mein Herz, und ließ sie alle auf
einmal eintreten, als diesen einen Napoleon. Die
Andern können mir doch nur die Freiheit nehmen,
diesem aber kann ich sie geben. Einen Helden lie¬
ben, der nichts liebt als sich; einen herzlosen Schach¬
spieler, der uns wie Holz gebraucht, und uns weg¬
wirft, wenn er die Partie gewonnen. Daß doch die
wahnsinnigen Menschen immer am meisten liebten,
was sie am meisten hätten verabscheuen sollen! So
oft Gott die übermüthigen Menschen recht klein ma¬
chen wollte, hat er ihnen große Menschen geschickt.
-- -- So oft ich etwas von Heine lese, beseelt mich
die Schadenfreude: wie wird das wieder unter die
Philister fahren, wie werden sie aufschreien, als lief
ihnen eine Maus über ihr Schlafgesicht! Und da
muß ich mich erst besinnen, um mich zu schämen.
Die! sie sind im Stande und freuen sich über das
Buch und loben es gar. Was sind das für Men¬
schen, die man weder begeistern noch ärgern kann!

-- Habt Ihr denn in Frankfurt auch solches
Wetter, von Zucker, Milch und Rosen, wie wir
hier seit einigen Tagen? Es ist nicht möglich. Ihr
habt trübe deutsche Bundestage, manchmal einen

dem Dichter die Bewunderung für Napoleon, der
ſelbſt ein Gedicht; aber nie verzeihe ich dem Philo¬
ſophen Liebe für ihn, den Wirklichen. Den lieben!
Lieber liebte ich unſere Nürnberger Wachtparaden-Für¬
ſten, öffnete ihnen mein Herz, und ließ ſie alle auf
einmal eintreten, als dieſen einen Napoleon. Die
Andern können mir doch nur die Freiheit nehmen,
dieſem aber kann ich ſie geben. Einen Helden lie¬
ben, der nichts liebt als ſich; einen herzloſen Schach¬
ſpieler, der uns wie Holz gebraucht, und uns weg¬
wirft, wenn er die Partie gewonnen. Daß doch die
wahnſinnigen Menſchen immer am meiſten liebten,
was ſie am meiſten hätten verabſcheuen ſollen! So
oft Gott die übermüthigen Menſchen recht klein ma¬
chen wollte, hat er ihnen große Menſchen geſchickt.
— — So oft ich etwas von Heine leſe, beſeelt mich
die Schadenfreude: wie wird das wieder unter die
Philiſter fahren, wie werden ſie aufſchreien, als lief
ihnen eine Maus über ihr Schlafgeſicht! Und da
muß ich mich erſt beſinnen, um mich zu ſchämen.
Die! ſie ſind im Stande und freuen ſich über das
Buch und loben es gar. Was ſind das für Men¬
ſchen, die man weder begeiſtern noch ärgern kann!

— Habt Ihr denn in Frankfurt auch ſolches
Wetter, von Zucker, Milch und Roſen, wie wir
hier ſeit einigen Tagen? Es iſt nicht möglich. Ihr
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[48/0062] dem Dichter die Bewunderung für Napoleon, der ſelbſt ein Gedicht; aber nie verzeihe ich dem Philo¬ ſophen Liebe für ihn, den Wirklichen. Den lieben! Lieber liebte ich unſere Nürnberger Wachtparaden-Für¬ ſten, öffnete ihnen mein Herz, und ließ ſie alle auf einmal eintreten, als dieſen einen Napoleon. Die Andern können mir doch nur die Freiheit nehmen, dieſem aber kann ich ſie geben. Einen Helden lie¬ ben, der nichts liebt als ſich; einen herzloſen Schach¬ ſpieler, der uns wie Holz gebraucht, und uns weg¬ wirft, wenn er die Partie gewonnen. Daß doch die wahnſinnigen Menſchen immer am meiſten liebten, was ſie am meiſten hätten verabſcheuen ſollen! So oft Gott die übermüthigen Menſchen recht klein ma¬ chen wollte, hat er ihnen große Menſchen geſchickt. — — So oft ich etwas von Heine leſe, beſeelt mich die Schadenfreude: wie wird das wieder unter die Philiſter fahren, wie werden ſie aufſchreien, als lief ihnen eine Maus über ihr Schlafgeſicht! Und da muß ich mich erſt beſinnen, um mich zu ſchämen. Die! ſie ſind im Stande und freuen ſich über das Buch und loben es gar. Was ſind das für Men¬ ſchen, die man weder begeiſtern noch ärgern kann! — Habt Ihr denn in Frankfurt auch ſolches Wetter, von Zucker, Milch und Roſen, wie wir hier ſeit einigen Tagen? Es iſt nicht möglich. Ihr habt trübe deutſche Bundestage, manchmal einen

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/62>, abgerufen am 05.12.2024.