Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.mich über deutsches Treiben, weil ich dulden und 2*
mich über deutſches Treiben, weil ich dulden und 2*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="19"/> mich über deutſches Treiben, weil ich dulden und<lb/> ſchweigen muß. Nun, es war ein Artikel in der all¬<lb/> gemeinen Zeitung mit einem Kreiſe, der einen Mit¬<lb/> telpunkt hat, bezeichnet — ſo: ⊙. Wahrſcheinlich<lb/> hat das der Redakteur vorgeſetzt, um zu verſtehen<lb/> zu geben, ſein Correſpondent habe das Schwarze in<lb/> der Scheibe getroffen. Schon lange ſitze ich an der<lb/> Wiege des guten lieben deutſchen Kindes, und warte,<lb/> daß es einmal die Aeugelein aufſchlage. Endlich er¬<lb/> wacht es und greint ſanft wie ein Kätzchen. Jener<lb/> Correſpodent macht einen Katzenbuckel und ſagt leiſe,<lb/> leiſe: er müſſe ganz gehorſamſt bemerken, es wäre<lb/> doch endlich einmal Zeit, auch ein deutſches Wort<lb/> über Krieg und Frieden zu ſprechen, und er werde<lb/> ſich die unterthänige Freiheit nehmen, dieſes zu thun,<lb/> und auch, wenn man es ihm gnädigſt erlauben wolle,<lb/> darauf hindeuten, wie unſer Vaterland in gegenwär¬<lb/> tige Angelegenheiten verwickelt ſei, und wie es ſich<lb/> heraus wickeln könne. Ich machte große Augen und<lb/> dachte: der Kerl hat Courage! Jetzt tappt er hin<lb/> und her, herüber und hinüber, ſpricht im Allgemei¬<lb/> nen von jenem Staate, von dieſem Staate; der noch<lb/> ungeleſene Theil des Artikels wird immer kürzer,<lb/> die letzte Zeile rückt immer näher, und noch kein<lb/> Wort von Deutſchland. Endlich kommt die letzte<lb/> Zeile, und da ruft unſer Held: <hi rendition="#g">von Deutſch¬</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">2*<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0033]
mich über deutſches Treiben, weil ich dulden und
ſchweigen muß. Nun, es war ein Artikel in der all¬
gemeinen Zeitung mit einem Kreiſe, der einen Mit¬
telpunkt hat, bezeichnet — ſo: ⊙. Wahrſcheinlich
hat das der Redakteur vorgeſetzt, um zu verſtehen
zu geben, ſein Correſpondent habe das Schwarze in
der Scheibe getroffen. Schon lange ſitze ich an der
Wiege des guten lieben deutſchen Kindes, und warte,
daß es einmal die Aeugelein aufſchlage. Endlich er¬
wacht es und greint ſanft wie ein Kätzchen. Jener
Correſpodent macht einen Katzenbuckel und ſagt leiſe,
leiſe: er müſſe ganz gehorſamſt bemerken, es wäre
doch endlich einmal Zeit, auch ein deutſches Wort
über Krieg und Frieden zu ſprechen, und er werde
ſich die unterthänige Freiheit nehmen, dieſes zu thun,
und auch, wenn man es ihm gnädigſt erlauben wolle,
darauf hindeuten, wie unſer Vaterland in gegenwär¬
tige Angelegenheiten verwickelt ſei, und wie es ſich
heraus wickeln könne. Ich machte große Augen und
dachte: der Kerl hat Courage! Jetzt tappt er hin
und her, herüber und hinüber, ſpricht im Allgemei¬
nen von jenem Staate, von dieſem Staate; der noch
ungeleſene Theil des Artikels wird immer kürzer,
die letzte Zeile rückt immer näher, und noch kein
Wort von Deutſchland. Endlich kommt die letzte
Zeile, und da ruft unſer Held: von Deutſch¬
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