Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.zurückkehren! Hätten sie nur wenigstens eine italieni¬ -- Ich schrieb Ihnen neulich von einem Ge¬ zurückkehren! Hätten ſie nur wenigſtens eine italieni¬ — Ich ſchrieb Ihnen neulich von einem Ge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0029" n="15"/> zurückkehren! Hätten ſie nur wenigſtens eine italieni¬<lb/> ſche Oper wie hier! Aber keine Freiheit und keine<lb/> Malibran, keinen Styx und keinen Lethe!</p><lb/> <p>— Ich ſchrieb Ihnen neulich von einem Ge¬<lb/> mälde, die Schlachttage im Juli darſtellend, das ich<lb/> geſehen. Da war aber doch mehr der Stoff, der<lb/> mir Freude gemacht, die Phantaſie mußte ſich das<lb/> Uebrige erſt ſelbſt verſchaffen; denn Vieles fehlte, das<lb/> Gemälde hatte keinen großen Kunſtwerth. Jetzt iſt<lb/> aber im Diorama ein Gemälde gleicher Art aufge¬<lb/> ſtellt, das alles ſelbſt leiſtet und von der Phantaſie<lb/> nichts fordert. Die Vertheidigung und Eroberung<lb/> des Stadthauſes wird vorgeſtellt, und die Täuſchung<lb/> iſt auf das Höchſte getrieben. Es iſt ganz ein<lb/> Schlachtfeld, nur ohne Gefahr. Die Sonne liegt<lb/> heiß auf dem Pflaſter und brennt auf dem Geſichte<lb/> der Streitenden. Die Luft iſt ſo rein, daß man<lb/> durch den zarten Pulverdampf ſiehet. Menſchen<lb/> und Pferde bluten und verbluten. In der Mitte<lb/> des Platzes ſiehet man einen Zögling der polytechni¬<lb/> ſchen Schule, in der linken Hand die dreifarbige<lb/> Fahne, in der rechten den Degen haltend. Er ſte¬<lb/> het mit dem linken Fuße auf einer Kiſte, mit dem<lb/> rechten auf einem höheren Faſſe, und iſt eben im<lb/> Begriffe, ſich hinauf zu ſchwingen, um oben die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0029]
zurückkehren! Hätten ſie nur wenigſtens eine italieni¬
ſche Oper wie hier! Aber keine Freiheit und keine
Malibran, keinen Styx und keinen Lethe!
— Ich ſchrieb Ihnen neulich von einem Ge¬
mälde, die Schlachttage im Juli darſtellend, das ich
geſehen. Da war aber doch mehr der Stoff, der
mir Freude gemacht, die Phantaſie mußte ſich das
Uebrige erſt ſelbſt verſchaffen; denn Vieles fehlte, das
Gemälde hatte keinen großen Kunſtwerth. Jetzt iſt
aber im Diorama ein Gemälde gleicher Art aufge¬
ſtellt, das alles ſelbſt leiſtet und von der Phantaſie
nichts fordert. Die Vertheidigung und Eroberung
des Stadthauſes wird vorgeſtellt, und die Täuſchung
iſt auf das Höchſte getrieben. Es iſt ganz ein
Schlachtfeld, nur ohne Gefahr. Die Sonne liegt
heiß auf dem Pflaſter und brennt auf dem Geſichte
der Streitenden. Die Luft iſt ſo rein, daß man
durch den zarten Pulverdampf ſiehet. Menſchen
und Pferde bluten und verbluten. In der Mitte
des Platzes ſiehet man einen Zögling der polytechni¬
ſchen Schule, in der linken Hand die dreifarbige
Fahne, in der rechten den Degen haltend. Er ſte¬
het mit dem linken Fuße auf einer Kiſte, mit dem
rechten auf einem höheren Faſſe, und iſt eben im
Begriffe, ſich hinauf zu ſchwingen, um oben die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |