der Revolution im Juli: Institution royale de musique religieuse; aber seitdem hat man sie, ob zwar ihre Bestimmung für die Bildung zur Kirchenmusik die nehmliche geblieben, Institution royale de musique classique genannt. Wie gefallen Ihnen meine Franzosen?
Gestern Abend war ich auf dem Maskenball der großen Oper. Es war da sehr voll und sehr langweilig, wenigstens für mich und die Gends'armen, die wir die einzigen tugendhaften Personen im gan¬ zen Hause waren. In allen Theatern waren Mas¬ kenbälle, und alle sehr besucht -- zur Todesfeier für die Polen! -- Vor einigen Tagen wurde bei den Italienern eine neue Oper, Fausto, aufgeführt nach Goethe's Faust bearbeitet. Der Componist ist eine Componistin, Demoiselle Bertin, ein junges Frauenzimmer, Tochter des Redakteurs des Journal des Debats. Die königliche Familie kam zur ersten Vorstellung; denn das Journal des Debats ist ein ministerielles Blatt. Die Musik ist einigemale nicht langweilig, und wer noch nicht ganz todt ist, erholt sich da wieder. Die schönsten Gedanken kommen der Componistin erst am Schlusse der Oper, wahr¬ scheinlich wegen der weiblichen Postscripten-Natur. Die letzte Scene, Gretchen im Kerker, macht guten Eindruck. Aber es wollte mir nicht aus dem Kopfe,
der Revolution im Juli: Institution royale de musique réligieuse; aber ſeitdem hat man ſie, ob zwar ihre Beſtimmung für die Bildung zur Kirchenmuſik die nehmliche geblieben, Institution royale de musique classique genannt. Wie gefallen Ihnen meine Franzoſen?
Geſtern Abend war ich auf dem Maskenball der großen Oper. Es war da ſehr voll und ſehr langweilig, wenigſtens für mich und die Gends'armen, die wir die einzigen tugendhaften Perſonen im gan¬ zen Hauſe waren. In allen Theatern waren Mas¬ kenbälle, und alle ſehr beſucht — zur Todesfeier für die Polen! — Vor einigen Tagen wurde bei den Italienern eine neue Oper, Fauſto, aufgeführt nach Goethe's Fauſt bearbeitet. Der Componiſt iſt eine Componiſtin, Demoiſelle Bertin, ein junges Frauenzimmer, Tochter des Redakteurs des Journal des Debats. Die königliche Familie kam zur erſten Vorſtellung; denn das Journal des Debats iſt ein miniſterielles Blatt. Die Muſik iſt einigemale nicht langweilig, und wer noch nicht ganz todt iſt, erholt ſich da wieder. Die ſchönſten Gedanken kommen der Componiſtin erſt am Schluſſe der Oper, wahr¬ ſcheinlich wegen der weiblichen Poſtſcripten-Natur. Die letzte Scene, Gretchen im Kerker, macht guten Eindruck. Aber es wollte mir nicht aus dem Kopfe,
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der Revolution im Juli: Institution royale
de musique réligieuse; aber ſeitdem hat
man ſie, ob zwar ihre Beſtimmung für die Bildung
zur Kirchenmuſik die nehmliche geblieben, Institution
royale de musique classique genannt. Wie
gefallen Ihnen meine Franzoſen?
Geſtern Abend war ich auf dem Maskenball
der großen Oper. Es war da ſehr voll und ſehr
langweilig, wenigſtens für mich und die Gends'armen,
die wir die einzigen tugendhaften Perſonen im gan¬
zen Hauſe waren. In allen Theatern waren Mas¬
kenbälle, und alle ſehr beſucht — zur Todesfeier
für die Polen! — Vor einigen Tagen wurde bei
den Italienern eine neue Oper, Fauſto, aufgeführt
nach Goethe's Fauſt bearbeitet. Der Componiſt iſt
eine Componiſtin, Demoiſelle Bertin, ein junges
Frauenzimmer, Tochter des Redakteurs des Journal
des Debats. Die königliche Familie kam zur erſten
Vorſtellung; denn das Journal des Debats iſt ein
miniſterielles Blatt. Die Muſik iſt einigemale nicht
langweilig, und wer noch nicht ganz todt iſt, erholt
ſich da wieder. Die ſchönſten Gedanken kommen
der Componiſtin erſt am Schluſſe der Oper, wahr¬
ſcheinlich wegen der weiblichen Poſtſcripten-Natur.
Die letzte Scene, Gretchen im Kerker, macht guten
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/154>, abgerufen am 15.08.2024.
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