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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.

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merkungen über Lehrer und Professoren hinzugesetzt.
Das hat die Schulobrigkeit übel genommen und sie
hat den redacteur en chef du Lyceen aus
der Schule entfernt. Die Zöglinge klagen, das wäre
eine offenbare Verletzung der Preßfreiheit! Ich habe
über diesen komischen Kinder-Liberalismus herzlich
lachen müssen. Die kleinen Jakobiner haben es hier
noch gut. Ihre höchste Strafe ist, daß man sie nach
Hause zu ihren Eltern schickt, wo sie, statt über den
Büchern zu sitzen, den ganzen Tag frei umher lau¬
fen und spielen dürfen. Im Oesterreichischen würde
man solche anarchische Buben, als Trommelschläger
und Pfeifer unter die Soldaten stecken Wenn sich
die Kinder hier unter einander streiten und zanken,
schimpfen sie sich Charles X. und Polignac. O!
es ist eine böse Welt.

-- Oesterreich! ... Es muß eine Wonne seyn,
dieser fluchwürdigen Regierung auf einem Schlacht¬
felde der Freiheit gegenüber zu stehen! Es muß eine
tugendhafte Schadenfreude seyn, der dumm-verzagten
Welt zu beweisen, das Gott mächtiger ist als der
Teufel! Die heiße Wuth eines Tyrannen wie Don
Miguels kann meine Nerven in Aufruhr bringen;
aber nie vermochte sie meine innere unsterbliche Seele
so zu empören, als es die kalte abgemessene Tücke
Oesterreichs thut, das, ohne Leidenschaft, gleich Goe¬
the's Mephistofeles, die Menschen verführt oder ver¬

merkungen über Lehrer und Profeſſoren hinzugeſetzt.
Das hat die Schulobrigkeit übel genommen und ſie
hat den rédacteur en chef du Lycéen aus
der Schule entfernt. Die Zöglinge klagen, das wäre
eine offenbare Verletzung der Preßfreiheit! Ich habe
über dieſen komiſchen Kinder-Liberalismus herzlich
lachen müſſen. Die kleinen Jakobiner haben es hier
noch gut. Ihre höchſte Strafe iſt, daß man ſie nach
Hauſe zu ihren Eltern ſchickt, wo ſie, ſtatt über den
Büchern zu ſitzen, den ganzen Tag frei umher lau¬
fen und ſpielen dürfen. Im Oeſterreichiſchen würde
man ſolche anarchiſche Buben, als Trommelſchläger
und Pfeifer unter die Soldaten ſtecken Wenn ſich
die Kinder hier unter einander ſtreiten und zanken,
ſchimpfen ſie ſich Charles X. und Polignac. O!
es iſt eine böſe Welt.

— Oeſterreich! ... Es muß eine Wonne ſeyn,
dieſer fluchwürdigen Regierung auf einem Schlacht¬
felde der Freiheit gegenüber zu ſtehen! Es muß eine
tugendhafte Schadenfreude ſeyn, der dumm-verzagten
Welt zu beweiſen, das Gott mächtiger iſt als der
Teufel! Die heiße Wuth eines Tyrannen wie Don
Miguels kann meine Nerven in Aufruhr bringen;
aber nie vermochte ſie meine innere unſterbliche Seele
ſo zu empören, als es die kalte abgemeſſene Tücke
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[106/0120] merkungen über Lehrer und Profeſſoren hinzugeſetzt. Das hat die Schulobrigkeit übel genommen und ſie hat den rédacteur en chef du Lycéen aus der Schule entfernt. Die Zöglinge klagen, das wäre eine offenbare Verletzung der Preßfreiheit! Ich habe über dieſen komiſchen Kinder-Liberalismus herzlich lachen müſſen. Die kleinen Jakobiner haben es hier noch gut. Ihre höchſte Strafe iſt, daß man ſie nach Hauſe zu ihren Eltern ſchickt, wo ſie, ſtatt über den Büchern zu ſitzen, den ganzen Tag frei umher lau¬ fen und ſpielen dürfen. Im Oeſterreichiſchen würde man ſolche anarchiſche Buben, als Trommelſchläger und Pfeifer unter die Soldaten ſtecken Wenn ſich die Kinder hier unter einander ſtreiten und zanken, ſchimpfen ſie ſich Charles X. und Polignac. O! es iſt eine böſe Welt. — Oeſterreich! ... Es muß eine Wonne ſeyn, dieſer fluchwürdigen Regierung auf einem Schlacht¬ felde der Freiheit gegenüber zu ſtehen! Es muß eine tugendhafte Schadenfreude ſeyn, der dumm-verzagten Welt zu beweiſen, das Gott mächtiger iſt als der Teufel! Die heiße Wuth eines Tyrannen wie Don Miguels kann meine Nerven in Aufruhr bringen; aber nie vermochte ſie meine innere unſterbliche Seele ſo zu empören, als es die kalte abgemeſſene Tücke Oeſterreichs thut, das, ohne Leidenſchaft, gleich Goe¬ the's Mephiſtofeles, die Menſchen verführt oder ver¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris02_1832/120>, abgerufen am 25.11.2024.