Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.Würdiges. Dem schönen Körper gibt sie auch eine -- Unter allen Späßen dieser spaßhaften Zeit Würdiges. Dem ſchönen Körper gibt ſie auch eine — Unter allen Späßen dieſer ſpaßhaften Zeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0215" n="201"/> Würdiges. Dem ſchönen Körper gibt ſie auch eine<lb/> ſchöne Seele. Von ihr habe ich begreifen lernen,<lb/> wie es möglich war, daß einſt der Schauſpieler Gar¬<lb/> rick das ABC ſo deklamirte, daß alle Zuhörer wei¬<lb/> nen mußten ..... Lablache mußte ich bewundern<lb/> wegen ſeiner Mäßigung in ſeiner Kraft. Wie kann<lb/> man nur eine Stimme, die ſo große Gewalt hat, ſo<lb/> meiſtern, wie man will? Es ſtürmt aus ſeiner<lb/> Bruſt, und er ſagt jeder Tonwelle: ſo hoch und<lb/> nicht höher. Gleiche Mäßigung in ſeinem Spiele,<lb/> und wie ſchwer das in dieſer leichtſinnigen Rolle!<lb/> Es iſt wie ein Eiertanz. Er bewegt ſich im klein¬<lb/> ſten Raume, kühn zwiſchen zarten, leicht verletz¬<lb/> lichen Verhältniſſen, berührt ſie alle und verletzt<lb/> Keines.</p><lb/> <p>— Unter allen Späßen dieſer ſpaßhaften Zeit<lb/> gefällt mir keiner beſſer, als der, den die National¬<lb/> verſammlung in Brüſſel mit der europäiſchen Diplo¬<lb/> matik treibt. Alles, was die Herren Diplomatiker<lb/> über die belgiſche Angelegenheit in ihrem Schlafzim¬<lb/> mer oder in ihren Rathsſtuben geſprochen, verſprochen,<lb/> gelogen, geheuchelt, geleugnet oder eingeſtanden, ver¬<lb/> ſagt oder bewilligt, wird von jenen dummen Bür¬<lb/> gersleuten öffentlich vor allem Volke mitgetheilt.<lb/> Vergebens ſchreien die diplomatiſchen Köche: wartet<lb/> ins Teufels Namen, bis das Eſſen gar iſt! Die<lb/> Belgier erwiedern: wir wollen nicht warten bis die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0215]
Würdiges. Dem ſchönen Körper gibt ſie auch eine
ſchöne Seele. Von ihr habe ich begreifen lernen,
wie es möglich war, daß einſt der Schauſpieler Gar¬
rick das ABC ſo deklamirte, daß alle Zuhörer wei¬
nen mußten ..... Lablache mußte ich bewundern
wegen ſeiner Mäßigung in ſeiner Kraft. Wie kann
man nur eine Stimme, die ſo große Gewalt hat, ſo
meiſtern, wie man will? Es ſtürmt aus ſeiner
Bruſt, und er ſagt jeder Tonwelle: ſo hoch und
nicht höher. Gleiche Mäßigung in ſeinem Spiele,
und wie ſchwer das in dieſer leichtſinnigen Rolle!
Es iſt wie ein Eiertanz. Er bewegt ſich im klein¬
ſten Raume, kühn zwiſchen zarten, leicht verletz¬
lichen Verhältniſſen, berührt ſie alle und verletzt
Keines.
— Unter allen Späßen dieſer ſpaßhaften Zeit
gefällt mir keiner beſſer, als der, den die National¬
verſammlung in Brüſſel mit der europäiſchen Diplo¬
matik treibt. Alles, was die Herren Diplomatiker
über die belgiſche Angelegenheit in ihrem Schlafzim¬
mer oder in ihren Rathsſtuben geſprochen, verſprochen,
gelogen, geheuchelt, geleugnet oder eingeſtanden, ver¬
ſagt oder bewilligt, wird von jenen dummen Bür¬
gersleuten öffentlich vor allem Volke mitgetheilt.
Vergebens ſchreien die diplomatiſchen Köche: wartet
ins Teufels Namen, bis das Eſſen gar iſt! Die
Belgier erwiedern: wir wollen nicht warten bis die
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