Die polnischen Juden zeigen sich brav, sie wol¬ len sich ein Vaterland erkämpfen. Waffen in der Hand, das sind bessere Gründe, Freiheit zu gewin¬ nen, als Prozeßschriften beim deutschen Bundestage eingereicht. Schon im Jahre 1794 haben sich die polnischen Juden gut gehalten; sie bildeten damals ein eigenes Regiment, das, als der wilde Suwarow nach Warschau kam, ganz ausgerottet worden. Wie wird es diesesmal werden? -- Heute, diese Nacht wird etwas Großes, etwas Entsetzliches ge¬ schehen. Es wird ein Sturm seyn, der die Mensch¬ heit dahin schleudern wird, wohin sie der Compaß, selbst bei der günstigen Fahrt dieser Zeit, erst spät geführt hätte. Wenn das Schicksal die Stunde nicht verschläft, wird es eine entscheidende Nacht werden.
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Zwei und zwanzigſter Brief.
Paris, Freitag, den 31. Dezember 1830.
Die polniſchen Juden zeigen ſich brav, ſie wol¬ len ſich ein Vaterland erkämpfen. Waffen in der Hand, das ſind beſſere Gründe, Freiheit zu gewin¬ nen, als Prozeßſchriften beim deutſchen Bundestage eingereicht. Schon im Jahre 1794 haben ſich die polniſchen Juden gut gehalten; ſie bildeten damals ein eigenes Regiment, das, als der wilde Suwarow nach Warſchau kam, ganz ausgerottet worden. Wie wird es dieſesmal werden? — Heute, dieſe Nacht wird etwas Großes, etwas Entſetzliches ge¬ ſchehen. Es wird ein Sturm ſeyn, der die Menſch¬ heit dahin ſchleudern wird, wohin ſie der Compaß, ſelbſt bei der günſtigen Fahrt dieſer Zeit, erſt ſpät geführt hätte. Wenn das Schickſal die Stunde nicht verſchläft, wird es eine entſcheidende Nacht werden.
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[[163]/0177]
Zwei und zwanzigſter Brief.
Paris, Freitag, den 31. Dezember 1830.
Die polniſchen Juden zeigen ſich brav, ſie wol¬
len ſich ein Vaterland erkämpfen. Waffen in der
Hand, das ſind beſſere Gründe, Freiheit zu gewin¬
nen, als Prozeßſchriften beim deutſchen Bundestage
eingereicht. Schon im Jahre 1794 haben ſich die
polniſchen Juden gut gehalten; ſie bildeten damals
ein eigenes Regiment, das, als der wilde Suwarow
nach Warſchau kam, ganz ausgerottet worden. Wie
wird es dieſesmal werden? — Heute, dieſe
Nacht wird etwas Großes, etwas Entſetzliches ge¬
ſchehen. Es wird ein Sturm ſeyn, der die Menſch¬
heit dahin ſchleudern wird, wohin ſie der Compaß,
ſelbſt bei der günſtigen Fahrt dieſer Zeit, erſt ſpät
geführt hätte. Wenn das Schickſal die Stunde
nicht verſchläft, wird es eine entſcheidende Nacht
werden.
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. [163]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/177>, abgerufen am 22.07.2024.
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