Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.und man schweigt und lächelt -- und wo der Staats¬ und man ſchweigt und lächelt — und wo der Staats¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="156"/> und man ſchweigt und lächelt — und wo der Staats¬<lb/> rath Niebuhr in Bonn, da er gedruckt geleſen, er<lb/> habe früher in Rom mit de Potter Umgang gehabt,<lb/> mit Händen und Füßen gegen dieſe Läſterung zappelt,<lb/> wie ein Kind gegen das kalte Waſchen, und be¬<lb/> hauptet auf Ehre, er habe dieſen <hi rendition="#g">Unheilſtifter</hi><lb/> nie mit den Fingern berührt! Aber hier? die Wie¬<lb/> ſen waren ſchon grün und jetzt ſchneit es wieder<lb/> darauf. Die Kammer, dieſe alte Kokette, die ſich<lb/> ſchminkt, Mäulchen macht und auf die Jugend lä¬<lb/> ſtert — ich könnte ſie auspeitſchen ſehen. Als ſie<lb/> noch ſelbſt jung war, war ſie ſo ſchlimm als Eine.<lb/> Man hat Lafayette als Commandant der National¬<lb/> garde abgeſetzt, und der Kriegsminiſter hat der gan¬<lb/> zen polytechniſchen Schule Arreſt gegeben! Dieſe<lb/> jungen Helden waren es, welche den Kampf im Juli<lb/> gelenkt, und ohne ſie wären alle Deputirten und alle<lb/> dieſe Miniſter vielleicht eine Speiſe der Raben ge¬<lb/> worden. Lafayette war es, der die Revolution rein<lb/> erhalten und vor Anarchie bewahrt, und ihm hat<lb/> Orleans ſeine Krone und die Fürſten Europas zu<lb/> verdanken, daß Frankreich keine Republik geworden.<lb/> Er hat dem Volke geſagt, es wäre möglich, daß ein<lb/> König die Freiheit liebe, und man hat es ihm ge¬<lb/> glaubt. Behüte mich Gott, daß ich je Theil an der<lb/> Staatsgewalt bekomme! Ich ſehe es hier an den<lb/> Beſten, daß, ſobald man zur Macht kömmt, man<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0170]
und man ſchweigt und lächelt — und wo der Staats¬
rath Niebuhr in Bonn, da er gedruckt geleſen, er
habe früher in Rom mit de Potter Umgang gehabt,
mit Händen und Füßen gegen dieſe Läſterung zappelt,
wie ein Kind gegen das kalte Waſchen, und be¬
hauptet auf Ehre, er habe dieſen Unheilſtifter
nie mit den Fingern berührt! Aber hier? die Wie¬
ſen waren ſchon grün und jetzt ſchneit es wieder
darauf. Die Kammer, dieſe alte Kokette, die ſich
ſchminkt, Mäulchen macht und auf die Jugend lä¬
ſtert — ich könnte ſie auspeitſchen ſehen. Als ſie
noch ſelbſt jung war, war ſie ſo ſchlimm als Eine.
Man hat Lafayette als Commandant der National¬
garde abgeſetzt, und der Kriegsminiſter hat der gan¬
zen polytechniſchen Schule Arreſt gegeben! Dieſe
jungen Helden waren es, welche den Kampf im Juli
gelenkt, und ohne ſie wären alle Deputirten und alle
dieſe Miniſter vielleicht eine Speiſe der Raben ge¬
worden. Lafayette war es, der die Revolution rein
erhalten und vor Anarchie bewahrt, und ihm hat
Orleans ſeine Krone und die Fürſten Europas zu
verdanken, daß Frankreich keine Republik geworden.
Er hat dem Volke geſagt, es wäre möglich, daß ein
König die Freiheit liebe, und man hat es ihm ge¬
glaubt. Behüte mich Gott, daß ich je Theil an der
Staatsgewalt bekomme! Ich ſehe es hier an den
Beſten, daß, ſobald man zur Macht kömmt, man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |