men und da hat man sich geeilt, ein liberales Mini¬ sterium zu bilden. Herr v. Berstett, Minister der auswärtigen Angelegenheiten und Metternichs guter Freund, ist abgesetzt, und noch ein anderer Minister. Ich möchte jetzt in Karlsruhe seyn. Ich weiß gar nicht, wohin ich mich wenden soll; gewiß gibt es keinen Minister in Europa, der so beschäftigt ist, wie ich, und gar kein Weg, etwas zu thun. Gäbe es nur ein Mittel für den Geist, wie das Aderlassen eines ist für den Leib, ich würde es gern gebrauchen. Ich bin so vollseelig, daß mir das Herz pocht. Doch ist das ein angenehmes Gefühl. Und warum ich so froh bewegt bin? Von meiner Gesinnung brauche ich Ihnen nicht zu sprechen, die kennen Sie. Daß ich mich freue über den Sieg der guten Sache, mich freue, daß der Mensch seinen Prozeß gewonnen gegen die Hölle, das wissen Sie. Aber das ist es nicht allein, es ist auch die Schadenfreude zu sehen, wie das armselige Dutzend Menschen in Europa, das klüger zu seyn glaubt, als die ganze Welt, mächtiger als Gott, gefährlicher als der Teufel -- wie es zu Schanden wird, und von uns, die sie wie Hunde behandelt, in die Waden gebissen und aus Haus und Hof gejagt werden. Das elende Volk!
Gestern las ich die neueste Didascalia, und als ich darin immer noch die "Scenen aus den
men und da hat man ſich geeilt, ein liberales Mini¬ ſterium zu bilden. Herr v. Berſtett, Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten und Metternichs guter Freund, iſt abgeſetzt, und noch ein anderer Miniſter. Ich möchte jetzt in Karlsruhe ſeyn. Ich weiß gar nicht, wohin ich mich wenden ſoll; gewiß gibt es keinen Miniſter in Europa, der ſo beſchäftigt iſt, wie ich, und gar kein Weg, etwas zu thun. Gäbe es nur ein Mittel für den Geiſt, wie das Aderlaſſen eines iſt für den Leib, ich würde es gern gebrauchen. Ich bin ſo vollſeelig, daß mir das Herz pocht. Doch iſt das ein angenehmes Gefühl. Und warum ich ſo froh bewegt bin? Von meiner Geſinnung brauche ich Ihnen nicht zu ſprechen, die kennen Sie. Daß ich mich freue über den Sieg der guten Sache, mich freue, daß der Menſch ſeinen Prozeß gewonnen gegen die Hölle, das wiſſen Sie. Aber das iſt es nicht allein, es iſt auch die Schadenfreude zu ſehen, wie das armſelige Dutzend Menſchen in Europa, das klüger zu ſeyn glaubt, als die ganze Welt, mächtiger als Gott, gefährlicher als der Teufel — wie es zu Schanden wird, und von uns, die ſie wie Hunde behandelt, in die Waden gebiſſen und aus Haus und Hof gejagt werden. Das elende Volk!
Geſtern las ich die neueſte Didascalia, und als ich darin immer noch die „Scenen aus den
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men und da hat man ſich geeilt, ein liberales Mini¬
ſterium zu bilden. Herr v. Berſtett, Miniſter der
auswärtigen Angelegenheiten und Metternichs guter
Freund, iſt abgeſetzt, und noch ein anderer Miniſter.
Ich möchte jetzt in Karlsruhe ſeyn. Ich weiß gar
nicht, wohin ich mich wenden ſoll; gewiß gibt es
keinen Miniſter in Europa, der ſo beſchäftigt iſt,
wie ich, und gar kein Weg, etwas zu thun. Gäbe
es nur ein Mittel für den Geiſt, wie das Aderlaſſen
eines iſt für den Leib, ich würde es gern gebrauchen.
Ich bin ſo vollſeelig, daß mir das Herz pocht.
Doch iſt das ein angenehmes Gefühl. Und warum
ich ſo froh bewegt bin? Von meiner Geſinnung
brauche ich Ihnen nicht zu ſprechen, die kennen Sie.
Daß ich mich freue über den Sieg der guten Sache,
mich freue, daß der Menſch ſeinen Prozeß gewonnen
gegen die Hölle, das wiſſen Sie. Aber das iſt es
nicht allein, es iſt auch die Schadenfreude zu ſehen,
wie das armſelige Dutzend Menſchen in Europa,
das klüger zu ſeyn glaubt, als die ganze Welt,
mächtiger als Gott, gefährlicher als der Teufel —
wie es zu Schanden wird, und von uns, die ſie
wie Hunde behandelt, in die Waden gebiſſen und
aus Haus und Hof gejagt werden. Das elende Volk!
Geſtern las ich die neueſte Didascalia, und als
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/146>, abgerufen am 23.07.2024.
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