Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.und ich fürchte durch die polnische Revolution wird Von der Schweiz schrieb ich Ihnen schon. und ich fürchte durch die polniſche Revolution wird Von der Schweiz ſchrieb ich Ihnen ſchon. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0140" n="126"/> und ich fürchte durch die polniſche Revolution wird<lb/> der Krieg mit Frankreich verhindert. Jetzt iſt nicht<lb/> allein Rußland beſchäftigt und abgehalten, an Frank¬<lb/> reich zu denken, ſondern auch Oeſterreich und Preußen,<lb/> die auch Theile von Polen beſitzen und fürchten<lb/> müſſen, daß ſie ſich ebenfalls inſurgiren. Uebrigens<lb/> iſt mir bange, die Polen möchten ihre Sache nicht<lb/> ſo leicht durchſetzen als die Belgier. Die Ruſſen<lb/> ſind zu mächtig. Es wird dort ein erſchreckliches<lb/> Gemetzel geben. Sie werden aber ſehen, daß nach<lb/> und nach alle Staaten ſich frei machen werden, nur<lb/> Deutſchland wird in ſeinem miſerablen Zuſtande<lb/> bleiben. So lange der Bundestag beſtehet, iſt keine<lb/> Hoffnung zum Beſſern. Die kleinen Staaten gingen<lb/> vielleicht vorwärts; aber Oeſterreich und Preußen<lb/> dulden es nicht. Hat ſich bei uns denn eine Stimme<lb/> aus den höhern Klaſſen für die Freiheit erhoben?<lb/> Man überläßt alles dem Pöbel. Ob ſie in Braun¬<lb/> ſchweig einen Wilhelm oder einen Carl zum Fürſten<lb/> haben, das iſt alles eins.</p><lb/> <p>Von der Schweiz ſchrieb ich Ihnen ſchon.<lb/> Wenn dort die Cenſur aufgehoben wird, kann die<lb/> Cenſur in Deutſchland nicht viel mehr ſchaden. Dann<lb/> könnte man wohl eine vernünftige Zeitung ſchreiben.<lb/> Ich denke viel daran. Neulich im Palaisroyal reichte<lb/> ein Arbeitsmann dem Könige die Hand, der ſie ihm<lb/> freundſchaftlich drückte. Der entzückte Maurer ſagte:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0140]
und ich fürchte durch die polniſche Revolution wird
der Krieg mit Frankreich verhindert. Jetzt iſt nicht
allein Rußland beſchäftigt und abgehalten, an Frank¬
reich zu denken, ſondern auch Oeſterreich und Preußen,
die auch Theile von Polen beſitzen und fürchten
müſſen, daß ſie ſich ebenfalls inſurgiren. Uebrigens
iſt mir bange, die Polen möchten ihre Sache nicht
ſo leicht durchſetzen als die Belgier. Die Ruſſen
ſind zu mächtig. Es wird dort ein erſchreckliches
Gemetzel geben. Sie werden aber ſehen, daß nach
und nach alle Staaten ſich frei machen werden, nur
Deutſchland wird in ſeinem miſerablen Zuſtande
bleiben. So lange der Bundestag beſtehet, iſt keine
Hoffnung zum Beſſern. Die kleinen Staaten gingen
vielleicht vorwärts; aber Oeſterreich und Preußen
dulden es nicht. Hat ſich bei uns denn eine Stimme
aus den höhern Klaſſen für die Freiheit erhoben?
Man überläßt alles dem Pöbel. Ob ſie in Braun¬
ſchweig einen Wilhelm oder einen Carl zum Fürſten
haben, das iſt alles eins.
Von der Schweiz ſchrieb ich Ihnen ſchon.
Wenn dort die Cenſur aufgehoben wird, kann die
Cenſur in Deutſchland nicht viel mehr ſchaden. Dann
könnte man wohl eine vernünftige Zeitung ſchreiben.
Ich denke viel daran. Neulich im Palaisroyal reichte
ein Arbeitsmann dem Könige die Hand, der ſie ihm
freundſchaftlich drückte. Der entzückte Maurer ſagte:
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