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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

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haben. Kurz, es giebt nichts schöneres, anmuthige¬
res, adligeres, als meine neue Wohnung; sie ist ein
kostbares Etui, das nur viel zu zierlich ist für den
unzierlichen Schmuck, den es einschließt.

-- Sie werden gelesen haben, daß die franzö¬
sische Regierung die Juden auf gleichen Fuß mit den
christlichen Staatsbürgern setzen und die Besoldung
ihres Kultus übernehmen will. Es ist doch wieder
ein Schritt vorwärts. Wie lange wird es noch
dauern, bis man bei uns an so etwas nur denkt
-- von der Ausführung gar nicht zu sprechen. Die
gefoppten Theologen des adligen Tugendbundes haben
in ihrer Weisheit und Menschenliebe die Lehre zu
verbreiten gesucht: die bürgerliche Gesellschaft sei eine
Taufanstalt und es könne daher ein Jude kein Staats¬
bürger seyn. Diese frommen Herren haben schwere
Köpfe und noch schwerere Füße. Erst dauert es
Jahrhunderte, bis sie fortschreiten wollen, und dann
andere Jahrhunderte, bis sie fortschreiten können.
Es ist zum Erbarmen!

Aber die französische Regierung, wie jede an¬
dere, sieht ihre Entwickelung zur Freiheit als eine
auferlegte Buße an, und gleich jenen Wallfahrern
nach Rom, macht sie einen Schritt zurück, so oft sie
zwei Schritte vorwärts gethan. Den Juden hat sie
etwas gegeben und dafür hat sie der Preßfreiheit
viel genommen. Die Cautionen für die Journale, eine

haben. Kurz, es giebt nichts ſchöneres, anmuthige¬
res, adligeres, als meine neue Wohnung; ſie iſt ein
koſtbares Etui, das nur viel zu zierlich iſt für den
unzierlichen Schmuck, den es einſchließt.

— Sie werden geleſen haben, daß die franzö¬
ſiſche Regierung die Juden auf gleichen Fuß mit den
chriſtlichen Staatsbürgern ſetzen und die Beſoldung
ihres Kultus übernehmen will. Es iſt doch wieder
ein Schritt vorwärts. Wie lange wird es noch
dauern, bis man bei uns an ſo etwas nur denkt
— von der Ausführung gar nicht zu ſprechen. Die
gefoppten Theologen des adligen Tugendbundes haben
in ihrer Weisheit und Menſchenliebe die Lehre zu
verbreiten geſucht: die bürgerliche Geſellſchaft ſei eine
Taufanſtalt und es könne daher ein Jude kein Staats¬
bürger ſeyn. Dieſe frommen Herren haben ſchwere
Köpfe und noch ſchwerere Füße. Erſt dauert es
Jahrhunderte, bis ſie fortſchreiten wollen, und dann
andere Jahrhunderte, bis ſie fortſchreiten können.
Es iſt zum Erbarmen!

Aber die franzöſiſche Regierung, wie jede an¬
dere, ſieht ihre Entwickelung zur Freiheit als eine
auferlegte Buße an, und gleich jenen Wallfahrern
nach Rom, macht ſie einen Schritt zurück, ſo oft ſie
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[100/0114] haben. Kurz, es giebt nichts ſchöneres, anmuthige¬ res, adligeres, als meine neue Wohnung; ſie iſt ein koſtbares Etui, das nur viel zu zierlich iſt für den unzierlichen Schmuck, den es einſchließt. — Sie werden geleſen haben, daß die franzö¬ ſiſche Regierung die Juden auf gleichen Fuß mit den chriſtlichen Staatsbürgern ſetzen und die Beſoldung ihres Kultus übernehmen will. Es iſt doch wieder ein Schritt vorwärts. Wie lange wird es noch dauern, bis man bei uns an ſo etwas nur denkt — von der Ausführung gar nicht zu ſprechen. Die gefoppten Theologen des adligen Tugendbundes haben in ihrer Weisheit und Menſchenliebe die Lehre zu verbreiten geſucht: die bürgerliche Geſellſchaft ſei eine Taufanſtalt und es könne daher ein Jude kein Staats¬ bürger ſeyn. Dieſe frommen Herren haben ſchwere Köpfe und noch ſchwerere Füße. Erſt dauert es Jahrhunderte, bis ſie fortſchreiten wollen, und dann andere Jahrhunderte, bis ſie fortſchreiten können. Es iſt zum Erbarmen! Aber die franzöſiſche Regierung, wie jede an¬ dere, ſieht ihre Entwickelung zur Freiheit als eine auferlegte Buße an, und gleich jenen Wallfahrern nach Rom, macht ſie einen Schritt zurück, ſo oft ſie zwei Schritte vorwärts gethan. Den Juden hat ſie etwas gegeben und dafür hat ſie der Preßfreiheit viel genommen. Die Cautionen für die Journale, eine

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/114>, abgerufen am 22.11.2024.