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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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Bläulinge, seine kleinen Duftschüppchen über die ganze Ober¬
fläche des Flügels zwischen die großen weißen oder blauen
Farbschuppen eingeordnet. "Bei vielen anderen Tagfaltern
und ebenso auch bei Nachtfaltern sind (sagt Weismann) die
duftenden Schuppen zu Büscheln vereinigt und auf bestimmte
Stellen lokalisiert. Sie bilden dann oft schon mit bloßem
Auge leicht sichtbare größere Flecken, Streifen oder Pinsel.
So haben die Männchen unserer verschiedenen Arten von Gras¬
faltern (Satyriden) samtartige schwarze Flecke auf den Vorder¬
flügeln, während der Kaisermantel (Argynnis paphia) kohl¬
schwarze breite Striche auf vier Längsrippen des Vorderflügels
zeigt, die dem Weibchen fehlen und die aus Hunderten von
Duftschuppen zusammengesetzt sind; gewisse große, unseren Schiller¬
faltern ähnliche Waldschmetterlinge Südamerikas tragen mitten
auf dem prachtvoll grün schillernden Hinterflügel einen dicken
gelben spreizbaren Pinsel stark gelber langer Duftschuppen,
und ganz ähnlich verhält es sich bei dem schönen violetten
Falter der malayischen Inseln, der Zeuxidia Wallacei. Bei
vielen Danaiden hat sich der Duftapparat noch mehr ver¬
vollkommnet, indem er sich in eine ziemlich tiefe Tasche auf
den Hinterflügeln eingesenkt hat, in welcher die dufterzeugenden
haarförmigen Schuppen so lange verborgen liegen, bis der
Falter den Duft ausströmen lassen will. Bei vielen süd¬
amerikanischen und indischen Papilio-Arten sitzen die zu einer
Art von Mähne geordneten Dufthaare in einem Umschlag des
Hinterflügelrandes u. s. w. Die Mannigfaltigkeit dieser Ein¬
richtungen ist überaus groß und sie finden sich in weiter Ver¬
breitung sowohl bei Tag- wie Nachtfaltern, bei letzteren zu¬
weilen in Gestalt eines dicken, glänzend weißen Filzes, der
einen Umschlag des Hinterflügelrandes erfüllt. In vielen
Fällen kann so der Duft aufgespart und dann durch plötzliches
Umschlagen der Flügelfalte zum Ausströmen gebracht werden."

Hier will mir nun die Vermutung nicht aus dem Sinn,
es möchte in unseren menschlichen Achsel- und Schamhaaren

Bläulinge, ſeine kleinen Duftſchüppchen über die ganze Ober¬
fläche des Flügels zwiſchen die großen weißen oder blauen
Farbſchuppen eingeordnet. „Bei vielen anderen Tagfaltern
und ebenſo auch bei Nachtfaltern ſind (ſagt Weismann) die
duftenden Schuppen zu Büſcheln vereinigt und auf beſtimmte
Stellen lokaliſiert. Sie bilden dann oft ſchon mit bloßem
Auge leicht ſichtbare größere Flecken, Streifen oder Pinſel.
So haben die Männchen unſerer verſchiedenen Arten von Gras¬
faltern (Satyriden) ſamtartige ſchwarze Flecke auf den Vorder¬
flügeln, während der Kaiſermantel (Argynnis paphia) kohl¬
ſchwarze breite Striche auf vier Längsrippen des Vorderflügels
zeigt, die dem Weibchen fehlen und die aus Hunderten von
Duftſchuppen zuſammengeſetzt ſind; gewiſſe große, unſeren Schiller¬
faltern ähnliche Waldſchmetterlinge Südamerikas tragen mitten
auf dem prachtvoll grün ſchillernden Hinterflügel einen dicken
gelben ſpreizbaren Pinſel ſtark gelber langer Duftſchuppen,
und ganz ähnlich verhält es ſich bei dem ſchönen violetten
Falter der malayiſchen Inſeln, der Zeuxidia Wallacei. Bei
vielen Danaiden hat ſich der Duftapparat noch mehr ver¬
vollkommnet, indem er ſich in eine ziemlich tiefe Taſche auf
den Hinterflügeln eingeſenkt hat, in welcher die dufterzeugenden
haarförmigen Schuppen ſo lange verborgen liegen, bis der
Falter den Duft ausſtrömen laſſen will. Bei vielen ſüd¬
amerikaniſchen und indiſchen Papilio-Arten ſitzen die zu einer
Art von Mähne geordneten Dufthaare in einem Umſchlag des
Hinterflügelrandes u. ſ. w. Die Mannigfaltigkeit dieſer Ein¬
richtungen iſt überaus groß und ſie finden ſich in weiter Ver¬
breitung ſowohl bei Tag- wie Nachtfaltern, bei letzteren zu¬
weilen in Geſtalt eines dicken, glänzend weißen Filzes, der
einen Umſchlag des Hinterflügelrandes erfüllt. In vielen
Fällen kann ſo der Duft aufgeſpart und dann durch plötzliches
Umſchlagen der Flügelfalte zum Ausſtrömen gebracht werden.“

Hier will mir nun die Vermutung nicht aus dem Sinn,
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[72/0086] Bläulinge, ſeine kleinen Duftſchüppchen über die ganze Ober¬ fläche des Flügels zwiſchen die großen weißen oder blauen Farbſchuppen eingeordnet. „Bei vielen anderen Tagfaltern und ebenſo auch bei Nachtfaltern ſind (ſagt Weismann) die duftenden Schuppen zu Büſcheln vereinigt und auf beſtimmte Stellen lokaliſiert. Sie bilden dann oft ſchon mit bloßem Auge leicht ſichtbare größere Flecken, Streifen oder Pinſel. So haben die Männchen unſerer verſchiedenen Arten von Gras¬ faltern (Satyriden) ſamtartige ſchwarze Flecke auf den Vorder¬ flügeln, während der Kaiſermantel (Argynnis paphia) kohl¬ ſchwarze breite Striche auf vier Längsrippen des Vorderflügels zeigt, die dem Weibchen fehlen und die aus Hunderten von Duftſchuppen zuſammengeſetzt ſind; gewiſſe große, unſeren Schiller¬ faltern ähnliche Waldſchmetterlinge Südamerikas tragen mitten auf dem prachtvoll grün ſchillernden Hinterflügel einen dicken gelben ſpreizbaren Pinſel ſtark gelber langer Duftſchuppen, und ganz ähnlich verhält es ſich bei dem ſchönen violetten Falter der malayiſchen Inſeln, der Zeuxidia Wallacei. Bei vielen Danaiden hat ſich der Duftapparat noch mehr ver¬ vollkommnet, indem er ſich in eine ziemlich tiefe Taſche auf den Hinterflügeln eingeſenkt hat, in welcher die dufterzeugenden haarförmigen Schuppen ſo lange verborgen liegen, bis der Falter den Duft ausſtrömen laſſen will. Bei vielen ſüd¬ amerikaniſchen und indiſchen Papilio-Arten ſitzen die zu einer Art von Mähne geordneten Dufthaare in einem Umſchlag des Hinterflügelrandes u. ſ. w. Die Mannigfaltigkeit dieſer Ein¬ richtungen iſt überaus groß und ſie finden ſich in weiter Ver¬ breitung ſowohl bei Tag- wie Nachtfaltern, bei letzteren zu¬ weilen in Geſtalt eines dicken, glänzend weißen Filzes, der einen Umſchlag des Hinterflügelrandes erfüllt. In vielen Fällen kann ſo der Duft aufgeſpart und dann durch plötzliches Umſchlagen der Flügelfalte zum Ausſtrömen gebracht werden.“ Hier will mir nun die Vermutung nicht aus dem Sinn, es möchte in unſeren menſchlichen Achſel- und Schamhaaren

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/86>, abgerufen am 18.12.2024.