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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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die Erde sich in ihrer ganzen Person höchstselber regen müssen,
damit das wurde, -- vielleicht ist eine Eiszeit auf der Wende
zur Triasperiode über weite Teile der Erde hingestürmt. Und
dieser urweltliche Eisriese, ein unsagbar viel älterer Bruder
des späteren, den die Mammute sahen, ließ dort nur leben,
was sich von innen heizen konnte und was um diese Heizung
dann noch einen wollenen Kaffeewärmer stülpte.

Ja vielleicht. Diese Urtagsbilder wehen hin und her.
Aber der Stamm bleibt fest. Haartier von Beginn an ist
das Säugetier. Blicke über die Arche hin, wie sie heute als
Erde durch den Äther jagt. Der Moschusochse in seinen
Polaröden, wo unsere Menschentechnik erfriert und das letzte
Birkengestrüpp unter Schneestürmen begraben wird, wie der
Löwe im äquatorialen Sonnenbrand, -- die Fledermaus in
der blauen Luft und der sammetschwarze Maulwurf im dunklen
Erdreich, das rote Eichhorn, das im grünen Baume klettert,
und das Wildroß, das durch die Blumensteppe trabt, die
Springmaus im gelben Wüstensand und das Murmeltier im
weißen Alpenschnee und der Biber im Sumpf, -- bepelzt sind
sie alle. Und nur ganz fest umschrieben sind die Ausnahmen.

Ein paar altertümliche Gruppen kleiner Säugetiere tragen
eine Art Urkleid noch von reptilienhafter Versteinerung auf
Kosten von Pelzteilen: das Landschnabeltier, der Igel und
das Stachelschwein Stacheln, übrigens mit Haaren vermischt;
das Schuppentier Schuppen wie ein Tannenzapfen, das Gürtel¬
tier einen asselartigen Ringpanzer zum Einrollen. Bei dem
Riesenfaultier Mylodon, dessen unversehrtes Fell kürzlich in
einer Höhle Patagoniens aufgefunden worden ist, hatte sich
selbst dieser feste Panzer tief in die Haut unter den roten
Wollpelz zurückgezogen.

Nackt sind ferner ein paar ausgesuchte Wasserplanscher:
die dicke violettrote Pflaume Nilpferd, die alte Faltentante
Rhinozeros und der weise Brahmine, der Elefant. Hier hat
zweifellos die Gewohnheit des Badens und vielleicht noch mehr

die Erde ſich in ihrer ganzen Perſon höchſtſelber regen müſſen,
damit das wurde, — vielleicht iſt eine Eiszeit auf der Wende
zur Triasperiode über weite Teile der Erde hingeſtürmt. Und
dieſer urweltliche Eisrieſe, ein unſagbar viel älterer Bruder
des ſpäteren, den die Mammute ſahen, ließ dort nur leben,
was ſich von innen heizen konnte und was um dieſe Heizung
dann noch einen wollenen Kaffeewärmer ſtülpte.

Ja vielleicht. Dieſe Urtagsbilder wehen hin und her.
Aber der Stamm bleibt feſt. Haartier von Beginn an iſt
das Säugetier. Blicke über die Arche hin, wie ſie heute als
Erde durch den Äther jagt. Der Moſchusochſe in ſeinen
Polaröden, wo unſere Menſchentechnik erfriert und das letzte
Birkengeſtrüpp unter Schneeſtürmen begraben wird, wie der
Löwe im äquatorialen Sonnenbrand, — die Fledermaus in
der blauen Luft und der ſammetſchwarze Maulwurf im dunklen
Erdreich, das rote Eichhorn, das im grünen Baume klettert,
und das Wildroß, das durch die Blumenſteppe trabt, die
Springmaus im gelben Wüſtenſand und das Murmeltier im
weißen Alpenſchnee und der Biber im Sumpf, — bepelzt ſind
ſie alle. Und nur ganz feſt umſchrieben ſind die Ausnahmen.

Ein paar altertümliche Gruppen kleiner Säugetiere tragen
eine Art Urkleid noch von reptilienhafter Verſteinerung auf
Koſten von Pelzteilen: das Landſchnabeltier, der Igel und
das Stachelſchwein Stacheln, übrigens mit Haaren vermiſcht;
das Schuppentier Schuppen wie ein Tannenzapfen, das Gürtel¬
tier einen aſſelartigen Ringpanzer zum Einrollen. Bei dem
Rieſenfaultier Mylodon, deſſen unverſehrtes Fell kürzlich in
einer Höhle Patagoniens aufgefunden worden iſt, hatte ſich
ſelbſt dieſer feſte Panzer tief in die Haut unter den roten
Wollpelz zurückgezogen.

Nackt ſind ferner ein paar ausgeſuchte Waſſerplanſcher:
die dicke violettrote Pflaume Nilpferd, die alte Faltentante
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zweifellos die Gewohnheit des Badens und vielleicht noch mehr

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[16/0030] die Erde ſich in ihrer ganzen Perſon höchſtſelber regen müſſen, damit das wurde, — vielleicht iſt eine Eiszeit auf der Wende zur Triasperiode über weite Teile der Erde hingeſtürmt. Und dieſer urweltliche Eisrieſe, ein unſagbar viel älterer Bruder des ſpäteren, den die Mammute ſahen, ließ dort nur leben, was ſich von innen heizen konnte und was um dieſe Heizung dann noch einen wollenen Kaffeewärmer ſtülpte. Ja vielleicht. Dieſe Urtagsbilder wehen hin und her. Aber der Stamm bleibt feſt. Haartier von Beginn an iſt das Säugetier. Blicke über die Arche hin, wie ſie heute als Erde durch den Äther jagt. Der Moſchusochſe in ſeinen Polaröden, wo unſere Menſchentechnik erfriert und das letzte Birkengeſtrüpp unter Schneeſtürmen begraben wird, wie der Löwe im äquatorialen Sonnenbrand, — die Fledermaus in der blauen Luft und der ſammetſchwarze Maulwurf im dunklen Erdreich, das rote Eichhorn, das im grünen Baume klettert, und das Wildroß, das durch die Blumenſteppe trabt, die Springmaus im gelben Wüſtenſand und das Murmeltier im weißen Alpenſchnee und der Biber im Sumpf, — bepelzt ſind ſie alle. Und nur ganz feſt umſchrieben ſind die Ausnahmen. Ein paar altertümliche Gruppen kleiner Säugetiere tragen eine Art Urkleid noch von reptilienhafter Verſteinerung auf Koſten von Pelzteilen: das Landſchnabeltier, der Igel und das Stachelſchwein Stacheln, übrigens mit Haaren vermiſcht; das Schuppentier Schuppen wie ein Tannenzapfen, das Gürtel¬ tier einen aſſelartigen Ringpanzer zum Einrollen. Bei dem Rieſenfaultier Mylodon, deſſen unverſehrtes Fell kürzlich in einer Höhle Patagoniens aufgefunden worden iſt, hatte ſich ſelbſt dieſer feſte Panzer tief in die Haut unter den roten Wollpelz zurückgezogen. Nackt ſind ferner ein paar ausgeſuchte Waſſerplanſcher: die dicke violettrote Pflaume Nilpferd, die alte Faltentante Rhinozeros und der weiſe Brahmine, der Elefant. Hier hat zweifellos die Gewohnheit des Badens und vielleicht noch mehr

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/30>, abgerufen am 24.11.2024.