werden und Hunde nach Landesbrauch und die Mahlzeit ge¬ halten wird wie in der Freierhalle Homers.
Der Vergleich giebt sich so leicht: fliegt dir nicht unwill¬ kürlich wirklich der Gedanke hinüber zu der Männertafel im Hause der Penelope? Die Geschichte auch unserer ganzen Kultur im Griechentum, Germanentum, Indertum ist allerorten in der That voll noch von Anklängen an Männerhäuser, Männer¬ bünde der Art, von Ithaka bis zur germanischen Methalle. Wo die Jagd zurücktritt, da ist es der Krieg, der die Männer eint, das Klubhaus bekommt einen kasernenhaften Charakter. Immer auch spielt das Saufen eine große Rolle, die ja bis in unsere Studentenkommerse und unsere Stammkneipen hinein ungeschwächt fortlebt.
Was ist das Ganze aber, frage ich dich, im Grunde anderes, als die Ausgestaltung der uralten Linie, die du schon bei den Bisons und Steinböcken anheben siehst: Sozialverbände gleichsam in den Vorpausen und Mußestunden der Ehe, wobei sich die Geschlechter jedes für sich ordnen?
Die Sitte des separaten Frauenhauses, des Weiberklubs ist ja im Menschenleben besonders der heutigen Naturvölker seltener nachzuweisen, da die Frau durchweg fester an Heim und Familie schon da gekettet ist. In vielen Fällen ver¬ schwimmt auch das Bild mit der Polygamie, -- im Harem hast du eine Art Frauenhaus mit ganz ähnlichen Zügen, aber doch eingegliedert in die Ehe selbst. Es hat sich eben hier nur vollzogen, was bei den Lamas und anderen Wiederkäuern auch eintrat: der Weiberklub hat sich einen männlichen Be¬ schützer genommen und der ist zum Ehepascha ausgewachsen, der schließlich das Weiberhaus auf seinen Namen als Privat¬ besitz zusiegelt. Immerhin findest du deutliche weibliche Seiten¬ stücke gelegentlich wenigstens zu den Junggesellen-Verbänden: Klubs der reifenden jungen Mädchen. So etwas triffst du bei einzelnen Negerstämmen ganz unzweideutig, mit regelrechtem "Mädchenhaus". Und die Neigung hierher lebt schließlich sich
werden und Hunde nach Landesbrauch und die Mahlzeit ge¬ halten wird wie in der Freierhalle Homers.
Der Vergleich giebt ſich ſo leicht: fliegt dir nicht unwill¬ kürlich wirklich der Gedanke hinüber zu der Männertafel im Hauſe der Penelope? Die Geſchichte auch unſerer ganzen Kultur im Griechentum, Germanentum, Indertum iſt allerorten in der That voll noch von Anklängen an Männerhäuſer, Männer¬ bünde der Art, von Ithaka bis zur germaniſchen Methalle. Wo die Jagd zurücktritt, da iſt es der Krieg, der die Männer eint, das Klubhaus bekommt einen kaſernenhaften Charakter. Immer auch ſpielt das Saufen eine große Rolle, die ja bis in unſere Studentenkommerſe und unſere Stammkneipen hinein ungeſchwächt fortlebt.
Was iſt das Ganze aber, frage ich dich, im Grunde anderes, als die Ausgeſtaltung der uralten Linie, die du ſchon bei den Biſons und Steinböcken anheben ſiehſt: Sozialverbände gleichſam in den Vorpauſen und Mußeſtunden der Ehe, wobei ſich die Geſchlechter jedes für ſich ordnen?
Die Sitte des ſeparaten Frauenhauſes, des Weiberklubs iſt ja im Menſchenleben beſonders der heutigen Naturvölker ſeltener nachzuweiſen, da die Frau durchweg feſter an Heim und Familie ſchon da gekettet iſt. In vielen Fällen ver¬ ſchwimmt auch das Bild mit der Polygamie, — im Harem haſt du eine Art Frauenhaus mit ganz ähnlichen Zügen, aber doch eingegliedert in die Ehe ſelbſt. Es hat ſich eben hier nur vollzogen, was bei den Lamas und anderen Wiederkäuern auch eintrat: der Weiberklub hat ſich einen männlichen Be¬ ſchützer genommen und der iſt zum Ehepaſcha ausgewachſen, der ſchließlich das Weiberhaus auf ſeinen Namen als Privat¬ beſitz zuſiegelt. Immerhin findeſt du deutliche weibliche Seiten¬ ſtücke gelegentlich wenigſtens zu den Junggeſellen-Verbänden: Klubs der reifenden jungen Mädchen. So etwas triffſt du bei einzelnen Negerſtämmen ganz unzweideutig, mit regelrechtem „Mädchenhaus“. Und die Neigung hierher lebt ſchließlich ſich
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werden und Hunde nach Landesbrauch und die Mahlzeit ge¬
halten wird wie in der Freierhalle Homers.
Der Vergleich giebt ſich ſo leicht: fliegt dir nicht unwill¬
kürlich wirklich der Gedanke hinüber zu der Männertafel im
Hauſe der Penelope? Die Geſchichte auch unſerer ganzen Kultur
im Griechentum, Germanentum, Indertum iſt allerorten in der
That voll noch von Anklängen an Männerhäuſer, Männer¬
bünde der Art, von Ithaka bis zur germaniſchen Methalle.
Wo die Jagd zurücktritt, da iſt es der Krieg, der die Männer
eint, das Klubhaus bekommt einen kaſernenhaften Charakter.
Immer auch ſpielt das Saufen eine große Rolle, die ja bis
in unſere Studentenkommerſe und unſere Stammkneipen hinein
ungeſchwächt fortlebt.
Was iſt das Ganze aber, frage ich dich, im Grunde
anderes, als die Ausgeſtaltung der uralten Linie, die du ſchon
bei den Biſons und Steinböcken anheben ſiehſt: Sozialverbände
gleichſam in den Vorpauſen und Mußeſtunden der Ehe, wobei
ſich die Geſchlechter jedes für ſich ordnen?
Die Sitte des ſeparaten Frauenhauſes, des Weiberklubs
iſt ja im Menſchenleben beſonders der heutigen Naturvölker
ſeltener nachzuweiſen, da die Frau durchweg feſter an Heim
und Familie ſchon da gekettet iſt. In vielen Fällen ver¬
ſchwimmt auch das Bild mit der Polygamie, — im Harem
haſt du eine Art Frauenhaus mit ganz ähnlichen Zügen, aber
doch eingegliedert in die Ehe ſelbſt. Es hat ſich eben hier
nur vollzogen, was bei den Lamas und anderen Wiederkäuern
auch eintrat: der Weiberklub hat ſich einen männlichen Be¬
ſchützer genommen und der iſt zum Ehepaſcha ausgewachſen,
der ſchließlich das Weiberhaus auf ſeinen Namen als Privat¬
beſitz zuſiegelt. Immerhin findeſt du deutliche weibliche Seiten¬
ſtücke gelegentlich wenigſtens zu den Junggeſellen-Verbänden:
Klubs der reifenden jungen Mädchen. So etwas triffſt du bei
einzelnen Negerſtämmen ganz unzweideutig, mit regelrechtem
„Mädchenhaus“. Und die Neigung hierher lebt ſchließlich ſich
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/229>, abgerufen am 30.11.2024.
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