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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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Das heißt: ihr habt einen Tisch und ein Bett. Absolut treu
bleibt ihr euch bis zum letzten Atemzug. Wo der eine hin¬
geht, geht der andere auch. In Gefahren steht ihr zusammen
wie ein Leib. Aus eurer Ehe entsprießen Kinder. Ihr sorgt
für sie gemeinsam bis zur Aufopferung. Jedes ist euch ge¬
meinsam, ist euch gleich lieb, ist euch heilig. Wenn ihr so
handelt, ruht der Segen Gottes auf euch, -- der Segen der
Weltlogik.

Nun eben diese Ehe ist es, die das Tier bereits an
bestimmten Stellen längst errungen hatte, als der Mensch
überhaupt erst entstand.

Eine ganz bestimmte Kette von Vorgängen, von tierischen
Notwendigkeiten hatte dazu führen müssen.

[Abbildung]

Du weißt, welche Kunststücke die Natur zunächst vollführt
hat, die Geschlechter zu trennen. Hier ein Männchen, dort
ein Weibchen. Das wurde jedes im Ganzen so individuell
herausgearbeitet wie irgend möglich. Bloß im Punkte des
Geschlechtes war jedes eine Hälfte. Zum Geschlechtsakt mußten
beide eng zusammenkommen. Für den Moment der Samen¬
ergießung mußte jedes der beiden Individuen ein Stück
Individualtrotz freiwillig aufgeben und die beiden mußten
momentweise zu einem einzigen höheren Individuum verschmelzen.
Momentweise! Ja das war der Anfang. An dieser Ecke aber
haspelte die Maschine gar bald weiter und faßte am kleinen
Finger die ganze Hand.

Ein Männchen und ein Weibchen kommen einmal in
ihrem Leben zum Begattungsakt zusammen. Dabei werden die
Eier befruchtet und zugleich abgelegt. Dann sterben beide Tiere.

Das heißt: ihr habt einen Tiſch und ein Bett. Abſolut treu
bleibt ihr euch bis zum letzten Atemzug. Wo der eine hin¬
geht, geht der andere auch. In Gefahren ſteht ihr zuſammen
wie ein Leib. Aus eurer Ehe entſprießen Kinder. Ihr ſorgt
für ſie gemeinſam bis zur Aufopferung. Jedes iſt euch ge¬
meinſam, iſt euch gleich lieb, iſt euch heilig. Wenn ihr ſo
handelt, ruht der Segen Gottes auf euch, — der Segen der
Weltlogik.

Nun eben dieſe Ehe iſt es, die das Tier bereits an
beſtimmten Stellen längſt errungen hatte, als der Menſch
überhaupt erſt entſtand.

Eine ganz beſtimmte Kette von Vorgängen, von tieriſchen
Notwendigkeiten hatte dazu führen müſſen.

[Abbildung]

Du weißt, welche Kunſtſtücke die Natur zunächſt vollführt
hat, die Geſchlechter zu trennen. Hier ein Männchen, dort
ein Weibchen. Das wurde jedes im Ganzen ſo individuell
herausgearbeitet wie irgend möglich. Bloß im Punkte des
Geſchlechtes war jedes eine Hälfte. Zum Geſchlechtsakt mußten
beide eng zuſammenkommen. Für den Moment der Samen¬
ergießung mußte jedes der beiden Individuen ein Stück
Individualtrotz freiwillig aufgeben und die beiden mußten
momentweiſe zu einem einzigen höheren Individuum verſchmelzen.
Momentweiſe! Ja das war der Anfang. An dieſer Ecke aber
haſpelte die Maſchine gar bald weiter und faßte am kleinen
Finger die ganze Hand.

Ein Männchen und ein Weibchen kommen einmal in
ihrem Leben zum Begattungsakt zuſammen. Dabei werden die
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[157/0171] Das heißt: ihr habt einen Tiſch und ein Bett. Abſolut treu bleibt ihr euch bis zum letzten Atemzug. Wo der eine hin¬ geht, geht der andere auch. In Gefahren ſteht ihr zuſammen wie ein Leib. Aus eurer Ehe entſprießen Kinder. Ihr ſorgt für ſie gemeinſam bis zur Aufopferung. Jedes iſt euch ge¬ meinſam, iſt euch gleich lieb, iſt euch heilig. Wenn ihr ſo handelt, ruht der Segen Gottes auf euch, — der Segen der Weltlogik. Nun eben dieſe Ehe iſt es, die das Tier bereits an beſtimmten Stellen längſt errungen hatte, als der Menſch überhaupt erſt entſtand. Eine ganz beſtimmte Kette von Vorgängen, von tieriſchen Notwendigkeiten hatte dazu führen müſſen. [Abbildung] Du weißt, welche Kunſtſtücke die Natur zunächſt vollführt hat, die Geſchlechter zu trennen. Hier ein Männchen, dort ein Weibchen. Das wurde jedes im Ganzen ſo individuell herausgearbeitet wie irgend möglich. Bloß im Punkte des Geſchlechtes war jedes eine Hälfte. Zum Geſchlechtsakt mußten beide eng zuſammenkommen. Für den Moment der Samen¬ ergießung mußte jedes der beiden Individuen ein Stück Individualtrotz freiwillig aufgeben und die beiden mußten momentweiſe zu einem einzigen höheren Individuum verſchmelzen. Momentweiſe! Ja das war der Anfang. An dieſer Ecke aber haſpelte die Maſchine gar bald weiter und faßte am kleinen Finger die ganze Hand. Ein Männchen und ein Weibchen kommen einmal in ihrem Leben zum Begattungsakt zuſammen. Dabei werden die Eier befruchtet und zugleich abgelegt. Dann ſterben beide Tiere.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/171>, abgerufen am 23.11.2024.