und Mohammedaner allein, die dem Brauche gewohnheits¬ mäßig huldigen. Mit Staunen entdeckten ihn die Nachfolger des Kolumbus in Mexiko und Südamerika. Der Australneger weiß es nicht anders in seinem Busch, der Samoaner und Fidschiinsulaner in seiner Paradieseslandschaft. Und vollends in Afrika geht die Sitte bis in die fernsten Winkel. Recht, damit sich der Zusammenhang mit dem ersten Liebesakt erweise, wird bei diesen wilden Völkern nicht das kleine Kindlein be¬ schnitten, sondern erst der mannbare Jüngling.
Früh tritt ja bei ihm dort meist schon die Liebesreife ein. Mit 14 Jahren ist der kleine Betschuane im Herzen Süd¬ afrikas schon so weit, daß der Vater ihm eine Braut sucht. Dazu muß ihn aber der feierliche Beschneidungsakt erst "würdig" machen. Alles vereinigt sich zu diesem Akt, was wir etwa in die Feier der Konfirmation legen. Sind eine Anzahl dem rechten Zeitpunkt naher Knaben beisammen, so beginnt die große Handlung mit der vorbereitenden Feierlichkeit eines Opferakts. An einsamem Ort steht eine Hütte, da müssen sich die Erwählten einfinden. Eine Herde Kühe wird ihnen zur Obhut anvertraut, von deren Milch sie sich stärken mögen. Nach einer gewissen Sammlungszeit kommt dann in Begleitung des Häuptlings der Beschneider und vollzieht mit der Assagaie, einer zweischneidigen, bajonettartigen Stahlklinge, die Operation. Die Wunde wird mit heilenden Kräuter gekühlt und sorgsam verbunden. Dann muß jeder seinen nackten Leib mit Thon¬ erde schneeweiß färben. Das Leben muß dabei bis zum Schluß der Prüfungszeit asketisch rauh verlaufen. Ohne Matte müssen alle in der Asche schlafen. Allmorgendlich kommt der Beschneider mit einem Gesandten des Stammes¬ haupts zurück und sieht nach, ob die Wunde reinlich gehalten, der Körper vorschriftsmäßig wieder weiß gefärbt ist. Wer nicht brav mitthut, bekommt noch Prügel wie ein Junge. Aber endlich schlägt die Erlösungsstunde. Noch wird zu feierlichem Schlußakt alles zuletzt gebrauchte Gerät wie eine
und Mohammedaner allein, die dem Brauche gewohnheits¬ mäßig huldigen. Mit Staunen entdeckten ihn die Nachfolger des Kolumbus in Mexiko und Südamerika. Der Auſtralneger weiß es nicht anders in ſeinem Buſch, der Samoaner und Fidſchiinſulaner in ſeiner Paradieſeslandſchaft. Und vollends in Afrika geht die Sitte bis in die fernſten Winkel. Recht, damit ſich der Zuſammenhang mit dem erſten Liebesakt erweiſe, wird bei dieſen wilden Völkern nicht das kleine Kindlein be¬ ſchnitten, ſondern erſt der mannbare Jüngling.
Früh tritt ja bei ihm dort meiſt ſchon die Liebesreife ein. Mit 14 Jahren iſt der kleine Betſchuane im Herzen Süd¬ afrikas ſchon ſo weit, daß der Vater ihm eine Braut ſucht. Dazu muß ihn aber der feierliche Beſchneidungsakt erſt „würdig“ machen. Alles vereinigt ſich zu dieſem Akt, was wir etwa in die Feier der Konfirmation legen. Sind eine Anzahl dem rechten Zeitpunkt naher Knaben beiſammen, ſo beginnt die große Handlung mit der vorbereitenden Feierlichkeit eines Opferakts. An einſamem Ort ſteht eine Hütte, da müſſen ſich die Erwählten einfinden. Eine Herde Kühe wird ihnen zur Obhut anvertraut, von deren Milch ſie ſich ſtärken mögen. Nach einer gewiſſen Sammlungszeit kommt dann in Begleitung des Häuptlings der Beſchneider und vollzieht mit der Aſſagaie, einer zweiſchneidigen, bajonettartigen Stahlklinge, die Operation. Die Wunde wird mit heilenden Kräuter gekühlt und ſorgſam verbunden. Dann muß jeder ſeinen nackten Leib mit Thon¬ erde ſchneeweiß färben. Das Leben muß dabei bis zum Schluß der Prüfungszeit asketiſch rauh verlaufen. Ohne Matte müſſen alle in der Aſche ſchlafen. Allmorgendlich kommt der Beſchneider mit einem Geſandten des Stammes¬ haupts zurück und ſieht nach, ob die Wunde reinlich gehalten, der Körper vorſchriftsmäßig wieder weiß gefärbt iſt. Wer nicht brav mitthut, bekommt noch Prügel wie ein Junge. Aber endlich ſchlägt die Erlöſungsſtunde. Noch wird zu feierlichem Schlußakt alles zuletzt gebrauchte Gerät wie eine
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und Mohammedaner allein, die dem Brauche gewohnheits¬
mäßig huldigen. Mit Staunen entdeckten ihn die Nachfolger
des Kolumbus in Mexiko und Südamerika. Der Auſtralneger
weiß es nicht anders in ſeinem Buſch, der Samoaner und
Fidſchiinſulaner in ſeiner Paradieſeslandſchaft. Und vollends
in Afrika geht die Sitte bis in die fernſten Winkel. Recht,
damit ſich der Zuſammenhang mit dem erſten Liebesakt erweiſe,
wird bei dieſen wilden Völkern nicht das kleine Kindlein be¬
ſchnitten, ſondern erſt der mannbare Jüngling.
Früh tritt ja bei ihm dort meiſt ſchon die Liebesreife
ein. Mit 14 Jahren iſt der kleine Betſchuane im Herzen Süd¬
afrikas ſchon ſo weit, daß der Vater ihm eine Braut ſucht. Dazu
muß ihn aber der feierliche Beſchneidungsakt erſt „würdig“
machen. Alles vereinigt ſich zu dieſem Akt, was wir etwa in
die Feier der Konfirmation legen. Sind eine Anzahl dem
rechten Zeitpunkt naher Knaben beiſammen, ſo beginnt die
große Handlung mit der vorbereitenden Feierlichkeit eines
Opferakts. An einſamem Ort ſteht eine Hütte, da müſſen ſich
die Erwählten einfinden. Eine Herde Kühe wird ihnen zur
Obhut anvertraut, von deren Milch ſie ſich ſtärken mögen.
Nach einer gewiſſen Sammlungszeit kommt dann in Begleitung
des Häuptlings der Beſchneider und vollzieht mit der Aſſagaie,
einer zweiſchneidigen, bajonettartigen Stahlklinge, die Operation.
Die Wunde wird mit heilenden Kräuter gekühlt und ſorgſam
verbunden. Dann muß jeder ſeinen nackten Leib mit Thon¬
erde ſchneeweiß färben. Das Leben muß dabei bis zum
Schluß der Prüfungszeit asketiſch rauh verlaufen. Ohne
Matte müſſen alle in der Aſche ſchlafen. Allmorgendlich
kommt der Beſchneider mit einem Geſandten des Stammes¬
haupts zurück und ſieht nach, ob die Wunde reinlich gehalten,
der Körper vorſchriftsmäßig wieder weiß gefärbt iſt. Wer
nicht brav mitthut, bekommt noch Prügel wie ein Junge.
Aber endlich ſchlägt die Erlöſungsſtunde. Noch wird zu
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/135>, abgerufen am 21.11.2024.
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