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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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das Jungfernhäutchen. Kommen doch selbst bei diesem Fälle
genug vor, wo es mindestens einen verzweifelten Widerstand
entgegensetzt, der schon so manchen ganzen Akt gefährdet hat.

Unter solchen Umständen kann es wahrlich nicht viel
Wunder nehmen, daß der Mensch schon früh anfing, darüber
nachzudenken, wie diesem offenbaren kleinen Konflikt in seinem
Körperbau hier etwas nachzuhelfen sei. So lange der Knabe
nicht mannbar war, kam ja auf die Sache nichts an, es sei
denn, daß die Vorhaut so gesperrt war, daß selbst der Urin
nicht recht herauskonnte. Aber mit dem erwachenden Liebes¬
frühling wurde es damit Ernst.

Da hatte der Mensch nun das schneidende Werkzeug: das
harte Steinmesser. Mit ihm schnitt er ja schon die Nabelschnur
des neugeborenen Kindes durch. Schon sehr früh offenbar
hat er auch angefangen, sich sonst damit am nackten Leibe
herumzuschnitzeln. In Nase, Ohr, Lippe bohrte er sich Löcher,
um Verzierungen hinein zu hängen, in die Arme und Beine
und Brüste grub er sich Tätowiermuster als Ritznarben.
Gerade am Liebesglied selber aber wird noch heute von vielen
Wilden über alle Begriffe toll herumgewirtschaftet.

Bei den Dajaks wird die Eichel mit einer silbernen Nadel
durchbohrt und in den dauernd offen verheilten Kanal wird
zum Liebesakt ein harter Apparat gesteckt, um die Erregung
beim Weibe zu steigern. Ampallang heißt dieses seltsame In¬
strument. Bald ist es nur ein einfacher Stab aus Elfenbein
oder Silber, bald eine Art Silbergriff für eine Doppelbürste
aus starken Borsten. Bei den Batta auf Sumatra werden
kleine Steine, manchmal bis zu zehn Stück, unter die Haut
des Gliedes eingenäht oder auch dreikantige Gold- und Silber¬
plättchen. Es ist, als wolle der Mensch mit dem Machtmittel
seines Werkzeuges sich hier gewaltsam zurückerobern, was der
Hund in Gestalt eines festen Stützknochens in seinem Liebes¬
gliede noch organisch besitzt.

Bei den australischen Stämmen ist weit verbreitet die

das Jungfernhäutchen. Kommen doch ſelbſt bei dieſem Fälle
genug vor, wo es mindeſtens einen verzweifelten Widerſtand
entgegenſetzt, der ſchon ſo manchen ganzen Akt gefährdet hat.

Unter ſolchen Umſtänden kann es wahrlich nicht viel
Wunder nehmen, daß der Menſch ſchon früh anfing, darüber
nachzudenken, wie dieſem offenbaren kleinen Konflikt in ſeinem
Körperbau hier etwas nachzuhelfen ſei. So lange der Knabe
nicht mannbar war, kam ja auf die Sache nichts an, es ſei
denn, daß die Vorhaut ſo geſperrt war, daß ſelbſt der Urin
nicht recht herauskonnte. Aber mit dem erwachenden Liebes¬
frühling wurde es damit Ernſt.

Da hatte der Menſch nun das ſchneidende Werkzeug: das
harte Steinmeſſer. Mit ihm ſchnitt er ja ſchon die Nabelſchnur
des neugeborenen Kindes durch. Schon ſehr früh offenbar
hat er auch angefangen, ſich ſonſt damit am nackten Leibe
herumzuſchnitzeln. In Naſe, Ohr, Lippe bohrte er ſich Löcher,
um Verzierungen hinein zu hängen, in die Arme und Beine
und Brüſte grub er ſich Tätowiermuſter als Ritznarben.
Gerade am Liebesglied ſelber aber wird noch heute von vielen
Wilden über alle Begriffe toll herumgewirtſchaftet.

Bei den Dajaks wird die Eichel mit einer ſilbernen Nadel
durchbohrt und in den dauernd offen verheilten Kanal wird
zum Liebesakt ein harter Apparat geſteckt, um die Erregung
beim Weibe zu ſteigern. Ampallang heißt dieſes ſeltſame In¬
ſtrument. Bald iſt es nur ein einfacher Stab aus Elfenbein
oder Silber, bald eine Art Silbergriff für eine Doppelbürſte
aus ſtarken Borſten. Bei den Batta auf Sumatra werden
kleine Steine, manchmal bis zu zehn Stück, unter die Haut
des Gliedes eingenäht oder auch dreikantige Gold- und Silber¬
plättchen. Es iſt, als wolle der Menſch mit dem Machtmittel
ſeines Werkzeuges ſich hier gewaltſam zurückerobern, was der
Hund in Geſtalt eines feſten Stützknochens in ſeinem Liebes¬
gliede noch organiſch beſitzt.

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[117/0131] das Jungfernhäutchen. Kommen doch ſelbſt bei dieſem Fälle genug vor, wo es mindeſtens einen verzweifelten Widerſtand entgegenſetzt, der ſchon ſo manchen ganzen Akt gefährdet hat. Unter ſolchen Umſtänden kann es wahrlich nicht viel Wunder nehmen, daß der Menſch ſchon früh anfing, darüber nachzudenken, wie dieſem offenbaren kleinen Konflikt in ſeinem Körperbau hier etwas nachzuhelfen ſei. So lange der Knabe nicht mannbar war, kam ja auf die Sache nichts an, es ſei denn, daß die Vorhaut ſo geſperrt war, daß ſelbſt der Urin nicht recht herauskonnte. Aber mit dem erwachenden Liebes¬ frühling wurde es damit Ernſt. Da hatte der Menſch nun das ſchneidende Werkzeug: das harte Steinmeſſer. Mit ihm ſchnitt er ja ſchon die Nabelſchnur des neugeborenen Kindes durch. Schon ſehr früh offenbar hat er auch angefangen, ſich ſonſt damit am nackten Leibe herumzuſchnitzeln. In Naſe, Ohr, Lippe bohrte er ſich Löcher, um Verzierungen hinein zu hängen, in die Arme und Beine und Brüſte grub er ſich Tätowiermuſter als Ritznarben. Gerade am Liebesglied ſelber aber wird noch heute von vielen Wilden über alle Begriffe toll herumgewirtſchaftet. Bei den Dajaks wird die Eichel mit einer ſilbernen Nadel durchbohrt und in den dauernd offen verheilten Kanal wird zum Liebesakt ein harter Apparat geſteckt, um die Erregung beim Weibe zu ſteigern. Ampallang heißt dieſes ſeltſame In¬ ſtrument. Bald iſt es nur ein einfacher Stab aus Elfenbein oder Silber, bald eine Art Silbergriff für eine Doppelbürſte aus ſtarken Borſten. Bei den Batta auf Sumatra werden kleine Steine, manchmal bis zu zehn Stück, unter die Haut des Gliedes eingenäht oder auch dreikantige Gold- und Silber¬ plättchen. Es iſt, als wolle der Menſch mit dem Machtmittel ſeines Werkzeuges ſich hier gewaltſam zurückerobern, was der Hund in Geſtalt eines feſten Stützknochens in ſeinem Liebes¬ gliede noch organiſch beſitzt. Bei den auſtraliſchen Stämmen iſt weit verbreitet die

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/131>, abgerufen am 21.11.2024.