sein Liebesglied aufwärts zu schlagen und mit der Vorhaut fest unter die Schnur zu klemmen. Das zeigt symbolisch den Verschluß. Es hindert wohl auch rein mechanisch das stärkere Zurschautreten vorübergehender erotischer Erregungen zur falschen Zeit.
Und es dehnt außerdem mechanisch durch die Quetschung und Zerrung die Vorhaut selbst.
Zu diesem letzteren Zweck erst ein besonderes Wort.
[Abbildung]
Die menschliche Vorhaut hat, wie unverkennbar ist, etwas zum Liebesakt nicht ganz zweckmäßig Passendes.
Auf der einen Seite ist sie ja ein unzweideutiges Schutz¬ mittel. Sie macht den Eindruck mindestens des Restes einer alten guten Hautklappe über der männlichen Harnöffnung. Sie schützt da gegen das Eindringen unberufener Dinge von außen. Man hat das Gefühl, daß dieser Schutzzweck, so lange es sich bloß um die Urinöffnung handelte, gar nicht weit genug ge¬ trieben werden konnte, -- es genügte für die einfache ab¬ strömende Welle vollkommen eine ganz kleine Durchbohrung in der Kuppelwölbung eines sonst völlig soliden Schutzverschlusses, der bis auf ein kleinstes Loch zugewachsenen Vorhaut.
Ich glaube, daß in unserer Natur ein gewisser Zug, eine gewisse Tendenz noch immer besteht, diesen Zustand zu resti¬ tuieren: ich finde eine kleine, aber äußerst zähe Wühlarbeit derart nämlich in der immer und immer wieder bei so vielen Kindern auftretenden sogenannten Phimose, -- der wirklich ganz oder fast so weitgehenden angeborenen Überkleidung der Harnröhrenspitze durch die Vorhaut.
Nun erinnerst du dich aber aus unserem früheren Ge¬ spräch, wie dieser einfache Leibeskranen zum Ablassen der un¬ brauchbaren Urinstoffe im Laufe der Entwickelung einst die viel größere zweite Funktion mitübernehmen mußte: das Heraus¬
ſein Liebesglied aufwärts zu ſchlagen und mit der Vorhaut feſt unter die Schnur zu klemmen. Das zeigt ſymboliſch den Verſchluß. Es hindert wohl auch rein mechaniſch das ſtärkere Zurſchautreten vorübergehender erotiſcher Erregungen zur falſchen Zeit.
Und es dehnt außerdem mechaniſch durch die Quetſchung und Zerrung die Vorhaut ſelbſt.
Zu dieſem letzteren Zweck erſt ein beſonderes Wort.
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Die menſchliche Vorhaut hat, wie unverkennbar iſt, etwas zum Liebesakt nicht ganz zweckmäßig Paſſendes.
Auf der einen Seite iſt ſie ja ein unzweideutiges Schutz¬ mittel. Sie macht den Eindruck mindeſtens des Reſtes einer alten guten Hautklappe über der männlichen Harnöffnung. Sie ſchützt da gegen das Eindringen unberufener Dinge von außen. Man hat das Gefühl, daß dieſer Schutzzweck, ſo lange es ſich bloß um die Urinöffnung handelte, gar nicht weit genug ge¬ trieben werden konnte, — es genügte für die einfache ab¬ ſtrömende Welle vollkommen eine ganz kleine Durchbohrung in der Kuppelwölbung eines ſonſt völlig ſoliden Schutzverſchluſſes, der bis auf ein kleinſtes Loch zugewachſenen Vorhaut.
Ich glaube, daß in unſerer Natur ein gewiſſer Zug, eine gewiſſe Tendenz noch immer beſteht, dieſen Zuſtand zu reſti¬ tuieren: ich finde eine kleine, aber äußerſt zähe Wühlarbeit derart nämlich in der immer und immer wieder bei ſo vielen Kindern auftretenden ſogenannten Phimoſe, — der wirklich ganz oder faſt ſo weitgehenden angeborenen Überkleidung der Harnröhrenſpitze durch die Vorhaut.
Nun erinnerſt du dich aber aus unſerem früheren Ge¬ ſpräch, wie dieſer einfache Leibeskranen zum Ablaſſen der un¬ brauchbaren Urinſtoffe im Laufe der Entwickelung einſt die viel größere zweite Funktion mitübernehmen mußte: das Heraus¬
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ſein Liebesglied aufwärts zu ſchlagen und mit der Vorhaut
feſt unter die Schnur zu klemmen. Das zeigt ſymboliſch
den Verſchluß. Es hindert wohl auch rein mechaniſch das
ſtärkere Zurſchautreten vorübergehender erotiſcher Erregungen
zur falſchen Zeit.
Und es dehnt außerdem mechaniſch durch die Quetſchung
und Zerrung die Vorhaut ſelbſt.
Zu dieſem letzteren Zweck erſt ein beſonderes Wort.
[Abbildung]
Die menſchliche Vorhaut hat, wie unverkennbar iſt, etwas
zum Liebesakt nicht ganz zweckmäßig Paſſendes.
Auf der einen Seite iſt ſie ja ein unzweideutiges Schutz¬
mittel. Sie macht den Eindruck mindeſtens des Reſtes einer
alten guten Hautklappe über der männlichen Harnöffnung. Sie
ſchützt da gegen das Eindringen unberufener Dinge von außen.
Man hat das Gefühl, daß dieſer Schutzzweck, ſo lange es ſich
bloß um die Urinöffnung handelte, gar nicht weit genug ge¬
trieben werden konnte, — es genügte für die einfache ab¬
ſtrömende Welle vollkommen eine ganz kleine Durchbohrung in
der Kuppelwölbung eines ſonſt völlig ſoliden Schutzverſchluſſes,
der bis auf ein kleinſtes Loch zugewachſenen Vorhaut.
Ich glaube, daß in unſerer Natur ein gewiſſer Zug, eine
gewiſſe Tendenz noch immer beſteht, dieſen Zuſtand zu reſti¬
tuieren: ich finde eine kleine, aber äußerſt zähe Wühlarbeit
derart nämlich in der immer und immer wieder bei ſo vielen
Kindern auftretenden ſogenannten Phimoſe, — der wirklich
ganz oder faſt ſo weitgehenden angeborenen Überkleidung der
Harnröhrenſpitze durch die Vorhaut.
Nun erinnerſt du dich aber aus unſerem früheren Ge¬
ſpräch, wie dieſer einfache Leibeskranen zum Ablaſſen der un¬
brauchbaren Urinſtoffe im Laufe der Entwickelung einſt die viel
größere zweite Funktion mitübernehmen mußte: das Heraus¬
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/128>, abgerufen am 16.02.2025.
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