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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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tief unter dem Horizont glücklich eine Kokosnuß auf seinen
Wellenrossen herüber verfrachtet. Ihr solider Bau hat sie vor
dem Salzwasser geschützt. Jetzt erhebt sich alsbald auch jenes
seltsame organische Wesen hier, das wir Pflanze nennen, mit
einer Wurzel abwärts ins Erdreich gebohrt, mit einem Stamm
aufrecht gegen das Licht orientiert; auf diesem Stamm schwankt
ein Strauß grüner Blätter, die das Sonnenlicht trinken und
verdauen wie ein himmlisches Manna, das ihnen jeder liebe
Tag von neuem giebt.

Da hast du nun alle die großen Reiche der Erdnatur
beisammen. Hier Mineralreich, den Fels in seiner Welle, und
dort das sogenannte Leben. Und dieses Leben wieder für sich
gesondert in das Bakterium, die Pflanze und das Tier. Wohin
gehörst du enger, wenn du dich im Geiste auf diese hübsche neue
Schöpfungsinsel stellst? Dein Leib antwortet sogleich ganz fest.

[Abbildung]

Gegen die glutschwellende Sonne da oben gehalten, gehörst
du enger zum erstarrten Lavafels und zur kühlen blauen Welle.
Aber auf diesem Fels gehörst du in nochmals scharfer Scheidung
zu jenen Gebilden des sogenannt Lebendigen. Dein Leib hat
eine Weisheit, die der Lavablock da im Ozean niemals hätte,
-- eben die besondere Weisheit und Erfahrung des Organisch-
Lebendigen. Aber wie die Wege sich in diesem hier alsbald
dreifach teilten, so bist auch du hier abermals in engere Wahl
genommen.

Gegen den Fels und die Welle gehalten, gehörst du gewiß
enger zum Bakterium. Aber das Bakterium als einfachstes
Lebewesen besteht nur aus einem einzigen Klümplein lebendigen
Stoffs: einer einzigen sogenannten Zelle. Dein Leib aber steht

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tief unter dem Horizont glücklich eine Kokosnuß auf ſeinen
Wellenroſſen herüber verfrachtet. Ihr ſolider Bau hat ſie vor
dem Salzwaſſer geſchützt. Jetzt erhebt ſich alsbald auch jenes
ſeltſame organiſche Weſen hier, das wir Pflanze nennen, mit
einer Wurzel abwärts ins Erdreich gebohrt, mit einem Stamm
aufrecht gegen das Licht orientiert; auf dieſem Stamm ſchwankt
ein Strauß grüner Blätter, die das Sonnenlicht trinken und
verdauen wie ein himmliſches Manna, das ihnen jeder liebe
Tag von neuem giebt.

Da haſt du nun alle die großen Reiche der Erdnatur
beiſammen. Hier Mineralreich, den Fels in ſeiner Welle, und
dort das ſogenannte Leben. Und dieſes Leben wieder für ſich
geſondert in das Bakterium, die Pflanze und das Tier. Wohin
gehörſt du enger, wenn du dich im Geiſte auf dieſe hübſche neue
Schöpfungsinſel ſtellſt? Dein Leib antwortet ſogleich ganz feſt.

[Abbildung]

Gegen die glutſchwellende Sonne da oben gehalten, gehörſt
du enger zum erſtarrten Lavafels und zur kühlen blauen Welle.
Aber auf dieſem Fels gehörſt du in nochmals ſcharfer Scheidung
zu jenen Gebilden des ſogenannt Lebendigen. Dein Leib hat
eine Weisheit, die der Lavablock da im Ozean niemals hätte,
— eben die beſondere Weisheit und Erfahrung des Organiſch-
Lebendigen. Aber wie die Wege ſich in dieſem hier alsbald
dreifach teilten, ſo biſt auch du hier abermals in engere Wahl
genommen.

Gegen den Fels und die Welle gehalten, gehörſt du gewiß
enger zum Bakterium. Aber das Bakterium als einfachſtes
Lebeweſen beſteht nur aus einem einzigen Klümplein lebendigen
Stoffs: einer einzigen ſogenannten Zelle. Dein Leib aber ſteht

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[65/0081] tief unter dem Horizont glücklich eine Kokosnuß auf ſeinen Wellenroſſen herüber verfrachtet. Ihr ſolider Bau hat ſie vor dem Salzwaſſer geſchützt. Jetzt erhebt ſich alsbald auch jenes ſeltſame organiſche Weſen hier, das wir Pflanze nennen, mit einer Wurzel abwärts ins Erdreich gebohrt, mit einem Stamm aufrecht gegen das Licht orientiert; auf dieſem Stamm ſchwankt ein Strauß grüner Blätter, die das Sonnenlicht trinken und verdauen wie ein himmliſches Manna, das ihnen jeder liebe Tag von neuem giebt. Da haſt du nun alle die großen Reiche der Erdnatur beiſammen. Hier Mineralreich, den Fels in ſeiner Welle, und dort das ſogenannte Leben. Und dieſes Leben wieder für ſich geſondert in das Bakterium, die Pflanze und das Tier. Wohin gehörſt du enger, wenn du dich im Geiſte auf dieſe hübſche neue Schöpfungsinſel ſtellſt? Dein Leib antwortet ſogleich ganz feſt. [Abbildung] Gegen die glutſchwellende Sonne da oben gehalten, gehörſt du enger zum erſtarrten Lavafels und zur kühlen blauen Welle. Aber auf dieſem Fels gehörſt du in nochmals ſcharfer Scheidung zu jenen Gebilden des ſogenannt Lebendigen. Dein Leib hat eine Weisheit, die der Lavablock da im Ozean niemals hätte, — eben die beſondere Weisheit und Erfahrung des Organiſch- Lebendigen. Aber wie die Wege ſich in dieſem hier alsbald dreifach teilten, ſo biſt auch du hier abermals in engere Wahl genommen. Gegen den Fels und die Welle gehalten, gehörſt du gewiß enger zum Bakterium. Aber das Bakterium als einfachſtes Lebeweſen beſteht nur aus einem einzigen Klümplein lebendigen Stoffs: einer einzigen ſogenannten Zelle. Dein Leib aber ſteht 5

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/81>, abgerufen am 24.11.2024.