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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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Abfluß der Nierenfilter und der Abfluß der Geschlechtsorgane,
so hat sie eben einfach diese Röhrenöffnungen so weit zu¬
sammengeschoben wie es ging.

Sie hat ja schon sonst offenbar vereinfacht. Du er¬
innerst dich: das Leibeshaus deiner Ahnen vom Wurm an
nahm eine Gestalt an etwa wie ein Wagen. In der Mitte
der eine Darm als Grundstock. Rechts und links aber die
weiteren Organe doppelt: zwei Augen, zwei Ohren, zweimal
je zwei Arme und Beine, sogar zwei Gehirnhalbkugeln und
zwei Lungen. In dieser allgemeinen Zweiheit aller später
entstehenden Organe konnten nun auch die Geschlechtsorgane
nicht zurückstehen. So hat deine Liebste heute noch zwei
Eierstöcke, rechts einen und links einen. Es ginge ja auch
mit einem. Bei den Vögeln zum Beispiel ist der eine (der
rechte) fast immer völlig verkümmert, so daß du in einem
Huhn, das du aufschneidest, allemal scheinbar nur einen ein¬
zigen echten Eierstock vorfindest. Aber die alte Doppel-Symme¬
trie hat sich trotzdem in den meisten Fällen und so auch bis zum
Menschenweibe in der altertümlichen Weise treu erhalten. Auch
beim Menschenmanne hast du ja noch (trotz sonst so auffälliger
Wandlungen) zwei Samenorgane in dem gemeinsamen Hoden¬
sack, -- jene beiden festen Körper, die der Volksmund "Eier"
nennt, obwohl sie gerade das Umgekehrte von echten Eiern,
nämlich die Erzeugungsstätten des männlichen Samens sind.

Trotzdem ist aber darin wenigstens ein konsequenter Weg
sichtbar, daß nun schon früh durchweg nicht mehr jeder Eier¬
stock sein besonderes Loch sich nach außen gebohrt hat, --
sondern beide Eierkanäle in ein einziges gemeinsames Loch
mündeten. Schon bei den Fischen ist diese Vereinfachung der
Lochfrage ganz allgemein verbreitet und von da an aufwärts
kennt man es nicht anders.

Dasselbe Prinzip waltete nun für sich auch wieder bei
den Nieren. Auch sie sind paarig, das heißt in jeder Körper¬
seite je eine, entstanden und haben sich bis zu dir so erhalten.

Abfluß der Nierenfilter und der Abfluß der Geſchlechtsorgane,
ſo hat ſie eben einfach dieſe Röhrenöffnungen ſo weit zu¬
ſammengeſchoben wie es ging.

Sie hat ja ſchon ſonſt offenbar vereinfacht. Du er¬
innerſt dich: das Leibeshaus deiner Ahnen vom Wurm an
nahm eine Geſtalt an etwa wie ein Wagen. In der Mitte
der eine Darm als Grundſtock. Rechts und links aber die
weiteren Organe doppelt: zwei Augen, zwei Ohren, zweimal
je zwei Arme und Beine, ſogar zwei Gehirnhalbkugeln und
zwei Lungen. In dieſer allgemeinen Zweiheit aller ſpäter
entſtehenden Organe konnten nun auch die Geſchlechtsorgane
nicht zurückſtehen. So hat deine Liebſte heute noch zwei
Eierſtöcke, rechts einen und links einen. Es ginge ja auch
mit einem. Bei den Vögeln zum Beiſpiel iſt der eine (der
rechte) faſt immer völlig verkümmert, ſo daß du in einem
Huhn, das du aufſchneideſt, allemal ſcheinbar nur einen ein¬
zigen echten Eierſtock vorfindeſt. Aber die alte Doppel-Symme¬
trie hat ſich trotzdem in den meiſten Fällen und ſo auch bis zum
Menſchenweibe in der altertümlichen Weiſe treu erhalten. Auch
beim Menſchenmanne haſt du ja noch (trotz ſonſt ſo auffälliger
Wandlungen) zwei Samenorgane in dem gemeinſamen Hoden¬
ſack, — jene beiden feſten Körper, die der Volksmund „Eier“
nennt, obwohl ſie gerade das Umgekehrte von echten Eiern,
nämlich die Erzeugungsſtätten des männlichen Samens ſind.

Trotzdem iſt aber darin wenigſtens ein konſequenter Weg
ſichtbar, daß nun ſchon früh durchweg nicht mehr jeder Eier¬
ſtock ſein beſonderes Loch ſich nach außen gebohrt hat, —
ſondern beide Eierkanäle in ein einziges gemeinſames Loch
mündeten. Schon bei den Fiſchen iſt dieſe Vereinfachung der
Lochfrage ganz allgemein verbreitet und von da an aufwärts
kennt man es nicht anders.

Dasſelbe Prinzip waltete nun für ſich auch wieder bei
den Nieren. Auch ſie ſind paarig, das heißt in jeder Körper¬
ſeite je eine, entſtanden und haben ſich bis zu dir ſo erhalten.

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[246/0262] Abfluß der Nierenfilter und der Abfluß der Geſchlechtsorgane, ſo hat ſie eben einfach dieſe Röhrenöffnungen ſo weit zu¬ ſammengeſchoben wie es ging. Sie hat ja ſchon ſonſt offenbar vereinfacht. Du er¬ innerſt dich: das Leibeshaus deiner Ahnen vom Wurm an nahm eine Geſtalt an etwa wie ein Wagen. In der Mitte der eine Darm als Grundſtock. Rechts und links aber die weiteren Organe doppelt: zwei Augen, zwei Ohren, zweimal je zwei Arme und Beine, ſogar zwei Gehirnhalbkugeln und zwei Lungen. In dieſer allgemeinen Zweiheit aller ſpäter entſtehenden Organe konnten nun auch die Geſchlechtsorgane nicht zurückſtehen. So hat deine Liebſte heute noch zwei Eierſtöcke, rechts einen und links einen. Es ginge ja auch mit einem. Bei den Vögeln zum Beiſpiel iſt der eine (der rechte) faſt immer völlig verkümmert, ſo daß du in einem Huhn, das du aufſchneideſt, allemal ſcheinbar nur einen ein¬ zigen echten Eierſtock vorfindeſt. Aber die alte Doppel-Symme¬ trie hat ſich trotzdem in den meiſten Fällen und ſo auch bis zum Menſchenweibe in der altertümlichen Weiſe treu erhalten. Auch beim Menſchenmanne haſt du ja noch (trotz ſonſt ſo auffälliger Wandlungen) zwei Samenorgane in dem gemeinſamen Hoden¬ ſack, — jene beiden feſten Körper, die der Volksmund „Eier“ nennt, obwohl ſie gerade das Umgekehrte von echten Eiern, nämlich die Erzeugungsſtätten des männlichen Samens ſind. Trotzdem iſt aber darin wenigſtens ein konſequenter Weg ſichtbar, daß nun ſchon früh durchweg nicht mehr jeder Eier¬ ſtock ſein beſonderes Loch ſich nach außen gebohrt hat, — ſondern beide Eierkanäle in ein einziges gemeinſames Loch mündeten. Schon bei den Fiſchen iſt dieſe Vereinfachung der Lochfrage ganz allgemein verbreitet und von da an aufwärts kennt man es nicht anders. Dasſelbe Prinzip waltete nun für ſich auch wieder bei den Nieren. Auch ſie ſind paarig, das heißt in jeder Körper¬ ſeite je eine, entſtanden und haben ſich bis zu dir ſo erhalten.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/262>, abgerufen am 22.11.2024.