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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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mit der verschmolz sie dann, aus dem Schmelzprodukt aber
ging nunmehr wieder eine ganze neue, junge Genossenschaft
hervor. Der Verschmelzungsakt zweier Delegierten von ver¬
schiedenen Verbänden muß erst die eigentliche Kraft gegeben
haben zu solcher neuen Hervorbringung. Schon die alten
Einzelrumpelstilzchen hatten sich zu dem Zweck in zwei Sorten
getrennt: kleine bewegliche, und größere, trägere, und es
hatten beim Mischakt gerade diese Extreme sich bevorzugt. Das
blieb auch jetzt in der Form, daß die großen Zellverbände
zweierlei Sorten von Delegierten auszuschicken pflegten: kleinere,
hurtigere und größere, faule. Die einen zogen sofort nach der
Entlassung aus auf die Suche. Die anderen nahmen nur
ein Stücklein Weges, saßen dann fest und harrten, daß wer
von drüben käme. Mit anderen Worten: es wurden schwän¬
zelnde Samenzellen und behäbige Eizellen entsandt.

Anfangs produzierte jeder Verband beide Sorten zu freier
Wahl. Nachher kam mehr und mehr als bequemer auf, daß
man in diesem Verband bloß noch fechtendes Samenvolk auf
die Walze schickte und in jenem bloß noch harrende Eiprinzeßlein.
Es war rationeller so, damit keine Verwechslungen zwischen
Geschwistern aus demselben Stammverband einträten. Es
mischten sich stets nur Samenzelle und Eizelle, bei denen aber
war es dann gewiß, daß sie nicht aus derselben Burg
stammten, wenn jede Burg konsequent nur entweder Samen
oder Eier erzeugte.

Doch das haben wir früher alles schon durchgesprochen
und ich rufe dir nur die große Linie ins Gedächtnis, -- mit
dem hier hauptsächlichen Vermerk, daß es auch beim Menschen
auf einer bestimmten Vorfahrenstufe genau so angefangen hat.

Nun aber zum wichtigsten weiteren Punkt als Konsequenz.
Wenn du dir die Vorfahren des Menschen auf dieser Stufe
angelangt denkst, getrennt in männliche Zellverbände, die bloß
Samen ausschickten, und weibliche, die bloß Eier entsandten, --
so wäre streng genommen schon hier die Rechnung richtig ge¬

mit der verſchmolz ſie dann, aus dem Schmelzprodukt aber
ging nunmehr wieder eine ganze neue, junge Genoſſenſchaft
hervor. Der Verſchmelzungsakt zweier Delegierten von ver¬
ſchiedenen Verbänden muß erſt die eigentliche Kraft gegeben
haben zu ſolcher neuen Hervorbringung. Schon die alten
Einzelrumpelſtilzchen hatten ſich zu dem Zweck in zwei Sorten
getrennt: kleine bewegliche, und größere, trägere, und es
hatten beim Miſchakt gerade dieſe Extreme ſich bevorzugt. Das
blieb auch jetzt in der Form, daß die großen Zellverbände
zweierlei Sorten von Delegierten auszuſchicken pflegten: kleinere,
hurtigere und größere, faule. Die einen zogen ſofort nach der
Entlaſſung aus auf die Suche. Die anderen nahmen nur
ein Stücklein Weges, ſaßen dann feſt und harrten, daß wer
von drüben käme. Mit anderen Worten: es wurden ſchwän¬
zelnde Samenzellen und behäbige Eizellen entſandt.

Anfangs produzierte jeder Verband beide Sorten zu freier
Wahl. Nachher kam mehr und mehr als bequemer auf, daß
man in dieſem Verband bloß noch fechtendes Samenvolk auf
die Walze ſchickte und in jenem bloß noch harrende Eiprinzeßlein.
Es war rationeller ſo, damit keine Verwechslungen zwiſchen
Geſchwiſtern aus demſelben Stammverband einträten. Es
miſchten ſich ſtets nur Samenzelle und Eizelle, bei denen aber
war es dann gewiß, daß ſie nicht aus derſelben Burg
ſtammten, wenn jede Burg konſequent nur entweder Samen
oder Eier erzeugte.

Doch das haben wir früher alles ſchon durchgeſprochen
und ich rufe dir nur die große Linie ins Gedächtnis, — mit
dem hier hauptſächlichen Vermerk, daß es auch beim Menſchen
auf einer beſtimmten Vorfahrenſtufe genau ſo angefangen hat.

Nun aber zum wichtigſten weiteren Punkt als Konſequenz.
Wenn du dir die Vorfahren des Menſchen auf dieſer Stufe
angelangt denkſt, getrennt in männliche Zellverbände, die bloß
Samen ausſchickten, und weibliche, die bloß Eier entſandten, —
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[191/0207] mit der verſchmolz ſie dann, aus dem Schmelzprodukt aber ging nunmehr wieder eine ganze neue, junge Genoſſenſchaft hervor. Der Verſchmelzungsakt zweier Delegierten von ver¬ ſchiedenen Verbänden muß erſt die eigentliche Kraft gegeben haben zu ſolcher neuen Hervorbringung. Schon die alten Einzelrumpelſtilzchen hatten ſich zu dem Zweck in zwei Sorten getrennt: kleine bewegliche, und größere, trägere, und es hatten beim Miſchakt gerade dieſe Extreme ſich bevorzugt. Das blieb auch jetzt in der Form, daß die großen Zellverbände zweierlei Sorten von Delegierten auszuſchicken pflegten: kleinere, hurtigere und größere, faule. Die einen zogen ſofort nach der Entlaſſung aus auf die Suche. Die anderen nahmen nur ein Stücklein Weges, ſaßen dann feſt und harrten, daß wer von drüben käme. Mit anderen Worten: es wurden ſchwän¬ zelnde Samenzellen und behäbige Eizellen entſandt. Anfangs produzierte jeder Verband beide Sorten zu freier Wahl. Nachher kam mehr und mehr als bequemer auf, daß man in dieſem Verband bloß noch fechtendes Samenvolk auf die Walze ſchickte und in jenem bloß noch harrende Eiprinzeßlein. Es war rationeller ſo, damit keine Verwechslungen zwiſchen Geſchwiſtern aus demſelben Stammverband einträten. Es miſchten ſich ſtets nur Samenzelle und Eizelle, bei denen aber war es dann gewiß, daß ſie nicht aus derſelben Burg ſtammten, wenn jede Burg konſequent nur entweder Samen oder Eier erzeugte. Doch das haben wir früher alles ſchon durchgeſprochen und ich rufe dir nur die große Linie ins Gedächtnis, — mit dem hier hauptſächlichen Vermerk, daß es auch beim Menſchen auf einer beſtimmten Vorfahrenſtufe genau ſo angefangen hat. Nun aber zum wichtigſten weiteren Punkt als Konſequenz. Wenn du dir die Vorfahren des Menſchen auf dieſer Stufe angelangt denkſt, getrennt in männliche Zellverbände, die bloß Samen ausſchickten, und weibliche, die bloß Eier entſandten, — ſo wäre ſtreng genommen ſchon hier die Rechnung richtig ge¬

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/207>, abgerufen am 23.11.2024.