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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900.

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ein Ideal-Mensch, auf den dein Individuum im Ganzen als
Menschheitsglied hinstrebt. Du mußt aber nicht vergessen, daß
dieser Ideal-Mensch dort eben nicht stände, wenn nicht der Leib
den Affen und das Beuteltier schon in sich hätte.

Trotzdem aber: dieser Gegensatz gerade von alt und neu,
von dem man ahnt, daß er eigentlich nur ein geniales prak¬
tisches Hilfsmittel der großen umfassenden Individualität jedes
Einzelmenschen ist, um überhaupt immer wieder vorwärts
zu kommen, -- dieser scheinbare "Gegensatz" hat eben den
Zwistpunkt auch hier hineingebracht wenigstens als vorüber¬
gehende Erscheinung der Menschheits-Entwickelung.

Und wenn nun die Distanceliebe die Mischliebe gerade
mit denselben freundlichen Invektiven beehrt, wie der Geist
den Leib, so dürfte also wohl auch dort so etwas wie ein
Gegensatz von alt und jung zu Grunde liegen. Und er liegt.

Ja er hat sogar unmittelbare Beziehungen zu dem Gegen¬
satz in Geist und Leib. Setzt sich ja doch das höhere, das
doppelmenschliche Liebes-Individuum aus zwei echten Menschen¬
individuen zusammen, deren jedes seinen Leib und seinen Geist
hat, -- die Sache liegt also nahe genug. Thatsache ist, daß
die Mischliebe ein engeres Verhältnis zum Körper hat, die
Distanceliebe ein engeres zum Geist, -- diese Wörtchen Körper
und Geist natürlich immer wohlverstanden als keinerlei absolute
Gegensätze gefaßt. Die Mischliebe ist so zu sagen der Leib
des Liebesindividuums. Der Zeugungsakt mit wirklicher nach¬
folgender Zellmischung ist der einzige wahre Moment, wo dieser
Leib ernstlich hergestellt ist. Die Distanceliebe dagegen kann
recht gut als der Geist des Liebes-Individuums angesehen
werden.

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ein Ideal-Menſch, auf den dein Individuum im Ganzen als
Menſchheitsglied hinſtrebt. Du mußt aber nicht vergeſſen, daß
dieſer Ideal-Menſch dort eben nicht ſtände, wenn nicht der Leib
den Affen und das Beuteltier ſchon in ſich hätte.

Trotzdem aber: dieſer Gegenſatz gerade von alt und neu,
von dem man ahnt, daß er eigentlich nur ein geniales prak¬
tiſches Hilfsmittel der großen umfaſſenden Individualität jedes
Einzelmenſchen iſt, um überhaupt immer wieder vorwärts
zu kommen, — dieſer ſcheinbare „Gegenſatz“ hat eben den
Zwiſtpunkt auch hier hineingebracht wenigſtens als vorüber¬
gehende Erſcheinung der Menſchheits-Entwickelung.

Und wenn nun die Diſtanceliebe die Miſchliebe gerade
mit denſelben freundlichen Invektiven beehrt, wie der Geiſt
den Leib, ſo dürfte alſo wohl auch dort ſo etwas wie ein
Gegenſatz von alt und jung zu Grunde liegen. Und er liegt.

Ja er hat ſogar unmittelbare Beziehungen zu dem Gegen¬
ſatz in Geiſt und Leib. Setzt ſich ja doch das höhere, das
doppelmenſchliche Liebes-Individuum aus zwei echten Menſchen¬
individuen zuſammen, deren jedes ſeinen Leib und ſeinen Geiſt
hat, — die Sache liegt alſo nahe genug. Thatſache iſt, daß
die Miſchliebe ein engeres Verhältnis zum Körper hat, die
Diſtanceliebe ein engeres zum Geiſt, — dieſe Wörtchen Körper
und Geiſt natürlich immer wohlverſtanden als keinerlei abſolute
Gegenſätze gefaßt. Die Miſchliebe iſt ſo zu ſagen der Leib
des Liebesindividuums. Der Zeugungsakt mit wirklicher nach¬
folgender Zellmiſchung iſt der einzige wahre Moment, wo dieſer
Leib ernſtlich hergeſtellt iſt. Die Diſtanceliebe dagegen kann
recht gut als der Geiſt des Liebes-Individuums angeſehen
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[159/0175] ein Ideal-Menſch, auf den dein Individuum im Ganzen als Menſchheitsglied hinſtrebt. Du mußt aber nicht vergeſſen, daß dieſer Ideal-Menſch dort eben nicht ſtände, wenn nicht der Leib den Affen und das Beuteltier ſchon in ſich hätte. Trotzdem aber: dieſer Gegenſatz gerade von alt und neu, von dem man ahnt, daß er eigentlich nur ein geniales prak¬ tiſches Hilfsmittel der großen umfaſſenden Individualität jedes Einzelmenſchen iſt, um überhaupt immer wieder vorwärts zu kommen, — dieſer ſcheinbare „Gegenſatz“ hat eben den Zwiſtpunkt auch hier hineingebracht wenigſtens als vorüber¬ gehende Erſcheinung der Menſchheits-Entwickelung. Und wenn nun die Diſtanceliebe die Miſchliebe gerade mit denſelben freundlichen Invektiven beehrt, wie der Geiſt den Leib, ſo dürfte alſo wohl auch dort ſo etwas wie ein Gegenſatz von alt und jung zu Grunde liegen. Und er liegt. Ja er hat ſogar unmittelbare Beziehungen zu dem Gegen¬ ſatz in Geiſt und Leib. Setzt ſich ja doch das höhere, das doppelmenſchliche Liebes-Individuum aus zwei echten Menſchen¬ individuen zuſammen, deren jedes ſeinen Leib und ſeinen Geiſt hat, — die Sache liegt alſo nahe genug. Thatſache iſt, daß die Miſchliebe ein engeres Verhältnis zum Körper hat, die Diſtanceliebe ein engeres zum Geiſt, — dieſe Wörtchen Körper und Geiſt natürlich immer wohlverſtanden als keinerlei abſolute Gegenſätze gefaßt. Die Miſchliebe iſt ſo zu ſagen der Leib des Liebesindividuums. Der Zeugungsakt mit wirklicher nach¬ folgender Zellmiſchung iſt der einzige wahre Moment, wo dieſer Leib ernſtlich hergeſtellt iſt. Die Diſtanceliebe dagegen kann recht gut als der Geiſt des Liebes-Individuums angeſehen werden. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 2. Leipzig, 1900, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben02_1900/175>, abgerufen am 25.11.2024.