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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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klümpchen "Zellen" und sagt: der ganze Hund ist in allen
seinen Organen durch die Bank aufgebaut aus Millionen und
Abermillionen solcher lebendigen "Zellen", -- er ist ein großes
Gebäude, dessen einheitlicher Baustein die "Zelle" ist. Die
Lebensgewohnheiten, die "Arbeiten" dieser Zellen sind dabei
sehr verschiedenartige. Die Zellen des Darmes saugen Nah¬
rungssäfte auf, die Zellen der Lunge verarbeiten die dem Or¬
ganismus nötige Luft, die Zellen des Gehirnes empfinden,
überlegen und ordnen als Oberleitung den ganzen Leibeshaus¬
halt -- und so fort. Aber die Zellen selbst bleiben sich als
solche trotz verschiedenster Leistung innerlich so gut wie wesens¬
gleich und wahren sich sämtlich das Grundbild des einheitlichen
Lebens-Ziegelsteins.

Der Hund, den wir als Beispiel gewählt haben, ist ein
verhältnismäßig schon sehr hoch entwickeltes Tier. Nimm ein
niedrigeres Tier: etwa einen Regenwurm. Du findest dieselbe
Sache. Auch er besteht nicht aus einheitlichem Lebensstoff,
sondern dieser Lebensstoff erscheint auch in ihm zunächst ge¬
gliedert in "Zellen", und eine Unmasse solcher Zellen setzen
dann seinen Leib, seine Organe zusammen. Er ist kleiner als
der Hund und hat nicht so komplizierte Organe wie dieser.
Also besteht er aus weniger Zellen, -- genau so, wie eine
Hütte weniger Ziegelsteine enthält als ein Palast. Das ist
aber der einzige wesentliche Unterschied. Ganz unten in der
Kette findest du Tiere, die schließlich gar nur mehr aus einer
einzigen Zelle bestehen. Ein einziger Ziegelstein, auf blanke
Ackerfläche gelegt, bildet ein "Haus" für sich: so ist es hier.
Umgekehrt gehst du wieder zu den Pflanzen, so findest du dort
die höheren abermals aus vielen Millionen von Zellen zu¬
sammengesetzt: der Ölbaum da drüben trägt in jedem Blatt
allein eine ganze Fülle davon und wie viel solcher Blätter
schüttelt er im Winde!

Nun aber zu dir selbst, zum Menschen, aufwärts noch
über den Hund hinaus. Auch du bist vom Tier gekommen,

klümpchen „Zellen“ und ſagt: der ganze Hund iſt in allen
ſeinen Organen durch die Bank aufgebaut aus Millionen und
Abermillionen ſolcher lebendigen „Zellen“, — er iſt ein großes
Gebäude, deſſen einheitlicher Bauſtein die „Zelle“ iſt. Die
Lebensgewohnheiten, die „Arbeiten“ dieſer Zellen ſind dabei
ſehr verſchiedenartige. Die Zellen des Darmes ſaugen Nah¬
rungsſäfte auf, die Zellen der Lunge verarbeiten die dem Or¬
ganismus nötige Luft, die Zellen des Gehirnes empfinden,
überlegen und ordnen als Oberleitung den ganzen Leibeshaus¬
halt — und ſo fort. Aber die Zellen ſelbſt bleiben ſich als
ſolche trotz verſchiedenſter Leiſtung innerlich ſo gut wie weſens¬
gleich und wahren ſich ſämtlich das Grundbild des einheitlichen
Lebens-Ziegelſteins.

Der Hund, den wir als Beiſpiel gewählt haben, iſt ein
verhältnismäßig ſchon ſehr hoch entwickeltes Tier. Nimm ein
niedrigeres Tier: etwa einen Regenwurm. Du findeſt dieſelbe
Sache. Auch er beſteht nicht aus einheitlichem Lebensſtoff,
ſondern dieſer Lebensſtoff erſcheint auch in ihm zunächſt ge¬
gliedert in „Zellen“, und eine Unmaſſe ſolcher Zellen ſetzen
dann ſeinen Leib, ſeine Organe zuſammen. Er iſt kleiner als
der Hund und hat nicht ſo komplizierte Organe wie dieſer.
Alſo beſteht er aus weniger Zellen, — genau ſo, wie eine
Hütte weniger Ziegelſteine enthält als ein Palaſt. Das iſt
aber der einzige weſentliche Unterſchied. Ganz unten in der
Kette findeſt du Tiere, die ſchließlich gar nur mehr aus einer
einzigen Zelle beſtehen. Ein einziger Ziegelſtein, auf blanke
Ackerfläche gelegt, bildet ein „Haus“ für ſich: ſo iſt es hier.
Umgekehrt gehſt du wieder zu den Pflanzen, ſo findeſt du dort
die höheren abermals aus vielen Millionen von Zellen zu¬
ſammengeſetzt: der Ölbaum da drüben trägt in jedem Blatt
allein eine ganze Fülle davon und wie viel ſolcher Blätter
ſchüttelt er im Winde!

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[60/0076] klümpchen „Zellen“ und ſagt: der ganze Hund iſt in allen ſeinen Organen durch die Bank aufgebaut aus Millionen und Abermillionen ſolcher lebendigen „Zellen“, — er iſt ein großes Gebäude, deſſen einheitlicher Bauſtein die „Zelle“ iſt. Die Lebensgewohnheiten, die „Arbeiten“ dieſer Zellen ſind dabei ſehr verſchiedenartige. Die Zellen des Darmes ſaugen Nah¬ rungsſäfte auf, die Zellen der Lunge verarbeiten die dem Or¬ ganismus nötige Luft, die Zellen des Gehirnes empfinden, überlegen und ordnen als Oberleitung den ganzen Leibeshaus¬ halt — und ſo fort. Aber die Zellen ſelbſt bleiben ſich als ſolche trotz verſchiedenſter Leiſtung innerlich ſo gut wie weſens¬ gleich und wahren ſich ſämtlich das Grundbild des einheitlichen Lebens-Ziegelſteins. Der Hund, den wir als Beiſpiel gewählt haben, iſt ein verhältnismäßig ſchon ſehr hoch entwickeltes Tier. Nimm ein niedrigeres Tier: etwa einen Regenwurm. Du findeſt dieſelbe Sache. Auch er beſteht nicht aus einheitlichem Lebensſtoff, ſondern dieſer Lebensſtoff erſcheint auch in ihm zunächſt ge¬ gliedert in „Zellen“, und eine Unmaſſe ſolcher Zellen ſetzen dann ſeinen Leib, ſeine Organe zuſammen. Er iſt kleiner als der Hund und hat nicht ſo komplizierte Organe wie dieſer. Alſo beſteht er aus weniger Zellen, — genau ſo, wie eine Hütte weniger Ziegelſteine enthält als ein Palaſt. Das iſt aber der einzige weſentliche Unterſchied. Ganz unten in der Kette findeſt du Tiere, die ſchließlich gar nur mehr aus einer einzigen Zelle beſtehen. Ein einziger Ziegelſtein, auf blanke Ackerfläche gelegt, bildet ein „Haus“ für ſich: ſo iſt es hier. Umgekehrt gehſt du wieder zu den Pflanzen, ſo findeſt du dort die höheren abermals aus vielen Millionen von Zellen zu¬ ſammengeſetzt: der Ölbaum da drüben trägt in jedem Blatt allein eine ganze Fülle davon und wie viel ſolcher Blätter ſchüttelt er im Winde! Nun aber zu dir ſelbſt, zum Menſchen, aufwärts noch über den Hund hinaus. Auch du biſt vom Tier gekommen,

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/76>, abgerufen am 25.11.2024.