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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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Mutterleibe ein junger Enkelbandwurm als Embryo entwickelt.
Die Zahl der Eier, die bei diesen Liebesakten der geknospeten
Bandwurmjungen zu stande kommen, ist ungeheuerlich. Der
sogenannte bewaffnete (mit einem Hakenkranz am Kopf an¬
geklammerte) Bandwurm deines Leibes pflegt durch Knospung
bis zu tausend und mehr junge, doppelgeschlechtige Bandwürmer
als Kette hinter sich her zu erzeugen. Jedes dieser lieben
jungen Bandwürmlein erzeugt in sich aber wieder an die
fünfzigtausend regelrechte befruchtete Eier: das ergiebt rund
fünfzig Millionen Enkel im ganzen.

Mit der Fertigstellung reifer Eier ist das wesentliche
Lebenswerk der zweiten Bandwurmgeneration gethan. Unmög¬
lich kann die ganze Kette mit tausend Gliedern dauernd im
lebendigen Menschen festwurzeln: wenn auch der Kopf vermöge
seiner Haken und Saugnäpfe zäh verklammert bleibt und unter
Umständen zwölf Jahre saugend und knospentreibend in seinem
Versteck sich hält, so reißen doch die äußersten Kettenposten
nach und nach immerzu ab und verschwinden durch die Ver¬
senkung, in der die große chemische Fabrik ihre überschüssigen,
unverwertbaren Reste ableitet. Vielfach sind sie dabei noch dick
gefüllt mit reifen Eiern, manchmal auch bereits leer, -- die
Eier kommen im letzteren Falle natürlich selbständig ebenso
sicher in den Ausführungsgang. Du begreifst, wo die Ge¬
schichte jetzt hinführt ....

Die Bandwurmjungen, losgelöst von ihrer Familienkette,
fortgeschwemmt von dem ewig gedeckten Tisch des großen
Laboratoriums, jäh hinabgestürzt in einen grauenhaften Schlund,
erst innerhalb der Fabrik, dann überhaupt aus dem ganzen
Fabrikgebäude heraus, bewegen sich wohl noch ein bißchen zuckend
da unten, wo's fürchterlich ist ..... dann gehen sie jämmerlich
ein und lassen als Zeugnis ihrer Existenz einzig die Eier zurück.

Mutterleibe ein junger Enkelbandwurm als Embryo entwickelt.
Die Zahl der Eier, die bei dieſen Liebesakten der geknoſpeten
Bandwurmjungen zu ſtande kommen, iſt ungeheuerlich. Der
ſogenannte bewaffnete (mit einem Hakenkranz am Kopf an¬
geklammerte) Bandwurm deines Leibes pflegt durch Knoſpung
bis zu tauſend und mehr junge, doppelgeſchlechtige Bandwürmer
als Kette hinter ſich her zu erzeugen. Jedes dieſer lieben
jungen Bandwürmlein erzeugt in ſich aber wieder an die
fünfzigtauſend regelrechte befruchtete Eier: das ergiebt rund
fünfzig Millionen Enkel im ganzen.

Mit der Fertigſtellung reifer Eier iſt das weſentliche
Lebenswerk der zweiten Bandwurmgeneration gethan. Unmög¬
lich kann die ganze Kette mit tauſend Gliedern dauernd im
lebendigen Menſchen feſtwurzeln: wenn auch der Kopf vermöge
ſeiner Haken und Saugnäpfe zäh verklammert bleibt und unter
Umſtänden zwölf Jahre ſaugend und knoſpentreibend in ſeinem
Verſteck ſich hält, ſo reißen doch die äußerſten Kettenpoſten
nach und nach immerzu ab und verſchwinden durch die Ver¬
ſenkung, in der die große chemiſche Fabrik ihre überſchüſſigen,
unverwertbaren Reſte ableitet. Vielfach ſind ſie dabei noch dick
gefüllt mit reifen Eiern, manchmal auch bereits leer, — die
Eier kommen im letzteren Falle natürlich ſelbſtändig ebenſo
ſicher in den Ausführungsgang. Du begreifſt, wo die Ge¬
ſchichte jetzt hinführt ....

Die Bandwurmjungen, losgelöſt von ihrer Familienkette,
fortgeſchwemmt von dem ewig gedeckten Tiſch des großen
Laboratoriums, jäh hinabgeſtürzt in einen grauenhaften Schlund,
erſt innerhalb der Fabrik, dann überhaupt aus dem ganzen
Fabrikgebäude heraus, bewegen ſich wohl noch ein bißchen zuckend
da unten, wo's fürchterlich iſt ..... dann gehen ſie jämmerlich
ein und laſſen als Zeugnis ihrer Exiſtenz einzig die Eier zurück.

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[238/0254] Mutterleibe ein junger Enkelbandwurm als Embryo entwickelt. Die Zahl der Eier, die bei dieſen Liebesakten der geknoſpeten Bandwurmjungen zu ſtande kommen, iſt ungeheuerlich. Der ſogenannte bewaffnete (mit einem Hakenkranz am Kopf an¬ geklammerte) Bandwurm deines Leibes pflegt durch Knoſpung bis zu tauſend und mehr junge, doppelgeſchlechtige Bandwürmer als Kette hinter ſich her zu erzeugen. Jedes dieſer lieben jungen Bandwürmlein erzeugt in ſich aber wieder an die fünfzigtauſend regelrechte befruchtete Eier: das ergiebt rund fünfzig Millionen Enkel im ganzen. Mit der Fertigſtellung reifer Eier iſt das weſentliche Lebenswerk der zweiten Bandwurmgeneration gethan. Unmög¬ lich kann die ganze Kette mit tauſend Gliedern dauernd im lebendigen Menſchen feſtwurzeln: wenn auch der Kopf vermöge ſeiner Haken und Saugnäpfe zäh verklammert bleibt und unter Umſtänden zwölf Jahre ſaugend und knoſpentreibend in ſeinem Verſteck ſich hält, ſo reißen doch die äußerſten Kettenpoſten nach und nach immerzu ab und verſchwinden durch die Ver¬ ſenkung, in der die große chemiſche Fabrik ihre überſchüſſigen, unverwertbaren Reſte ableitet. Vielfach ſind ſie dabei noch dick gefüllt mit reifen Eiern, manchmal auch bereits leer, — die Eier kommen im letzteren Falle natürlich ſelbſtändig ebenſo ſicher in den Ausführungsgang. Du begreifſt, wo die Ge¬ ſchichte jetzt hinführt .... Die Bandwurmjungen, losgelöſt von ihrer Familienkette, fortgeſchwemmt von dem ewig gedeckten Tiſch des großen Laboratoriums, jäh hinabgeſtürzt in einen grauenhaften Schlund, erſt innerhalb der Fabrik, dann überhaupt aus dem ganzen Fabrikgebäude heraus, bewegen ſich wohl noch ein bißchen zuckend da unten, wo's fürchterlich iſt ..... dann gehen ſie jämmerlich ein und laſſen als Zeugnis ihrer Exiſtenz einzig die Eier zurück.

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/254>, abgerufen am 24.11.2024.