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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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Stoffwechsel- und Ernährungsrest, aus dem Körper heraus
befördert? Die Methode ist etwas ungewohnt, aber die Sache
bleibt. Und nun geht's auch sonst zunächst anscheinend glatt
weiter. Samenzelle findet sich zur Eizelle und jetzt giebt's --
du denkst, eine neue Meduse. Ja, dann erzählte ich dir die
ganze Geschichte hier nicht .....

Aus dem befruchteten Ei der Meduse erwächst ganz ver¬
gnüglich ein am Boden festsitzender Polyp von ähnlicher Be¬
schaffenheit wie unsere Hydra. Er sitzt wie ein Becher da,
hat innen einen Magen, oben einen Mund und Fangarme
darum -- und lebt und frißt und erscheint absolut aus¬
gewachsen. Es ist genau so, wie wenn deine Liebste dir eines
Tages niederkäme und brächte dir statt eines Menschleins
einen fertigen Molch oder ein Schnabeltier zur Welt. Was
thun? Warte ab.

Stelle dir folgendes vor. Hier steht eine Kaffeetasse.
Diese Kaffeetasse macht dir auf einmal eine höchst verrückte
Geschichte. Sie bekommt Junge. Und zwar macht sie das
folgendermaßen. In ihrer Mitte wächst ein neuer Boden.
Nachher zwischen diesem und dem alten noch einer. Schlie߬
lich ist es, als ständen drei kleinere Tassen ineinander.
Und jetzt knacks, bricht die oberste los, fällt herunter und
steht als neues Täßchen da. Gleich darauf auch die zweite.
Und da die unterste auch, obwohl verkleinert, zuletzt stehen
bleibt, hast du jetzt im ganzen drei Tassen, wo vorher nur
eine war.

Mit wirklichen Kaffeetassen wird das nun wohl nur beim
Spukservice des Herrn Pfarrers zu Resau glücken. Aber mit
jenem Polypen, den das Medusenei zeugte, glückt's alle Tage
vor deinen Augen.

Da sitzt der Polyp, von Gestalt einem kleinen Täßchen
wirklich gar nicht so unähnlich. Den Hohlraum der Tasse
bildet sein Magen, die Öffnung oben sein Mund. Jetzt aber,
was geschieht?

Stoffwechſel- und Ernährungsreſt, aus dem Körper heraus
befördert? Die Methode iſt etwas ungewohnt, aber die Sache
bleibt. Und nun geht's auch ſonſt zunächſt anſcheinend glatt
weiter. Samenzelle findet ſich zur Eizelle und jetzt giebt's —
du denkſt, eine neue Meduſe. Ja, dann erzählte ich dir die
ganze Geſchichte hier nicht .....

Aus dem befruchteten Ei der Meduſe erwächſt ganz ver¬
gnüglich ein am Boden feſtſitzender Polyp von ähnlicher Be¬
ſchaffenheit wie unſere Hydra. Er ſitzt wie ein Becher da,
hat innen einen Magen, oben einen Mund und Fangarme
darum — und lebt und frißt und erſcheint abſolut aus¬
gewachſen. Es iſt genau ſo, wie wenn deine Liebſte dir eines
Tages niederkäme und brächte dir ſtatt eines Menſchleins
einen fertigen Molch oder ein Schnabeltier zur Welt. Was
thun? Warte ab.

Stelle dir folgendes vor. Hier ſteht eine Kaffeetaſſe.
Dieſe Kaffeetaſſe macht dir auf einmal eine höchſt verrückte
Geſchichte. Sie bekommt Junge. Und zwar macht ſie das
folgendermaßen. In ihrer Mitte wächſt ein neuer Boden.
Nachher zwiſchen dieſem und dem alten noch einer. Schlie߬
lich iſt es, als ſtänden drei kleinere Taſſen ineinander.
Und jetzt knacks, bricht die oberſte los, fällt herunter und
ſteht als neues Täßchen da. Gleich darauf auch die zweite.
Und da die unterſte auch, obwohl verkleinert, zuletzt ſtehen
bleibt, haſt du jetzt im ganzen drei Taſſen, wo vorher nur
eine war.

Mit wirklichen Kaffeetaſſen wird das nun wohl nur beim
Spukſervice des Herrn Pfarrers zu Reſau glücken. Aber mit
jenem Polypen, den das Meduſenei zeugte, glückt's alle Tage
vor deinen Augen.

Da ſitzt der Polyp, von Geſtalt einem kleinen Täßchen
wirklich gar nicht ſo unähnlich. Den Hohlraum der Taſſe
bildet ſein Magen, die Öffnung oben ſein Mund. Jetzt aber,
was geſchieht?

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[214/0230] Stoffwechſel- und Ernährungsreſt, aus dem Körper heraus befördert? Die Methode iſt etwas ungewohnt, aber die Sache bleibt. Und nun geht's auch ſonſt zunächſt anſcheinend glatt weiter. Samenzelle findet ſich zur Eizelle und jetzt giebt's — du denkſt, eine neue Meduſe. Ja, dann erzählte ich dir die ganze Geſchichte hier nicht ..... Aus dem befruchteten Ei der Meduſe erwächſt ganz ver¬ gnüglich ein am Boden feſtſitzender Polyp von ähnlicher Be¬ ſchaffenheit wie unſere Hydra. Er ſitzt wie ein Becher da, hat innen einen Magen, oben einen Mund und Fangarme darum — und lebt und frißt und erſcheint abſolut aus¬ gewachſen. Es iſt genau ſo, wie wenn deine Liebſte dir eines Tages niederkäme und brächte dir ſtatt eines Menſchleins einen fertigen Molch oder ein Schnabeltier zur Welt. Was thun? Warte ab. Stelle dir folgendes vor. Hier ſteht eine Kaffeetaſſe. Dieſe Kaffeetaſſe macht dir auf einmal eine höchſt verrückte Geſchichte. Sie bekommt Junge. Und zwar macht ſie das folgendermaßen. In ihrer Mitte wächſt ein neuer Boden. Nachher zwiſchen dieſem und dem alten noch einer. Schlie߬ lich iſt es, als ſtänden drei kleinere Taſſen ineinander. Und jetzt knacks, bricht die oberſte los, fällt herunter und ſteht als neues Täßchen da. Gleich darauf auch die zweite. Und da die unterſte auch, obwohl verkleinert, zuletzt ſtehen bleibt, haſt du jetzt im ganzen drei Taſſen, wo vorher nur eine war. Mit wirklichen Kaffeetaſſen wird das nun wohl nur beim Spukſervice des Herrn Pfarrers zu Reſau glücken. Aber mit jenem Polypen, den das Meduſenei zeugte, glückt's alle Tage vor deinen Augen. Da ſitzt der Polyp, von Geſtalt einem kleinen Täßchen wirklich gar nicht ſo unähnlich. Den Hohlraum der Taſſe bildet ſein Magen, die Öffnung oben ſein Mund. Jetzt aber, was geſchieht?

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/230>, abgerufen am 28.11.2024.