"Mensch, was du liebst, in das Wirst du verwandelt werden: Gott wirst du, liebst du Gott, Und Erde, liebst du Erden."
Angelus Silesius (1657).
Wir sind auf Milchstraßen gewandelt.
An den Grenzen des dunklen Naturgrundes. "Da lag die Welt, ein Wasser tief und klar, Lichtinseln zogen funkelnd, Schar an Schar ....." Im fernsten Blau dieser Wasser¬ tiefe verglimmt das andere Ende des großen Regenbogens der Liebe. Kein noch so kühner Taucher des Gedankens dringt ihm dort unten nach.
Dein Blick aber gewahrt oben, unter der bunten Spange dieses Regenbogens selbst jetzt Gestalt um Gestalt, ein unend¬ liches Heer, das da hindurchzieht: die sichtbaren Liebesformen zwischen dem Urlebendigen der Erde und dir. Myriaden selt¬ samer Gebilde, heraufschwirrend wie die Eintagsfliegen, sich drängend wie die Fische des Ozeans, herauf und herauf durch die Jahrmillionen, an deren rasselnder Kette die Erdgeschichte abläuft. Vom Bazillus zum Menschen. Eine Phantasmagorie, gigantischer als Dantes Vision. Hölle und Fegefeuer und Paradies.
Die Erde war da, war bewohnbar im heutigen Sinne. Erste Lebensformen von der Art, der wir in höchster Ent¬ wickelung dermaleinst selber angehören sollten, hatten sich ein¬
„Menſch, was du liebſt, in das Wirſt du verwandelt werden: Gott wirſt du, liebſt du Gott, Und Erde, liebſt du Erden.“
Angelus Sileſius (1657).
Wir ſind auf Milchſtraßen gewandelt.
An den Grenzen des dunklen Naturgrundes. „Da lag die Welt, ein Waſſer tief und klar, Lichtinſeln zogen funkelnd, Schar an Schar .....“ Im fernſten Blau dieſer Waſſer¬ tiefe verglimmt das andere Ende des großen Regenbogens der Liebe. Kein noch ſo kühner Taucher des Gedankens dringt ihm dort unten nach.
Dein Blick aber gewahrt oben, unter der bunten Spange dieſes Regenbogens ſelbſt jetzt Geſtalt um Geſtalt, ein unend¬ liches Heer, das da hindurchzieht: die ſichtbaren Liebesformen zwiſchen dem Urlebendigen der Erde und dir. Myriaden ſelt¬ ſamer Gebilde, heraufſchwirrend wie die Eintagsfliegen, ſich drängend wie die Fiſche des Ozeans, herauf und herauf durch die Jahrmillionen, an deren raſſelnder Kette die Erdgeſchichte abläuft. Vom Bazillus zum Menſchen. Eine Phantasmagorie, gigantiſcher als Dantes Viſion. Hölle und Fegefeuer und Paradies.
Die Erde war da, war bewohnbar im heutigen Sinne. Erſte Lebensformen von der Art, der wir in höchſter Ent¬ wickelung dermaleinſt ſelber angehören ſollten, hatten ſich ein¬
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„Menſch, was du liebſt, in das
Wirſt du verwandelt werden:
Gott wirſt du, liebſt du Gott,
Und Erde, liebſt du Erden.“
Angelus Sileſius (1657).
Wir ſind auf Milchſtraßen gewandelt.
An den Grenzen des dunklen Naturgrundes. „Da lag
die Welt, ein Waſſer tief und klar, Lichtinſeln zogen funkelnd,
Schar an Schar .....“ Im fernſten Blau dieſer Waſſer¬
tiefe verglimmt das andere Ende des großen Regenbogens der
Liebe. Kein noch ſo kühner Taucher des Gedankens dringt
ihm dort unten nach.
Dein Blick aber gewahrt oben, unter der bunten Spange
dieſes Regenbogens ſelbſt jetzt Geſtalt um Geſtalt, ein unend¬
liches Heer, das da hindurchzieht: die ſichtbaren Liebesformen
zwiſchen dem Urlebendigen der Erde und dir. Myriaden ſelt¬
ſamer Gebilde, heraufſchwirrend wie die Eintagsfliegen, ſich
drängend wie die Fiſche des Ozeans, herauf und herauf durch
die Jahrmillionen, an deren raſſelnder Kette die Erdgeſchichte
abläuft. Vom Bazillus zum Menſchen. Eine Phantasmagorie,
gigantiſcher als Dantes Viſion. Hölle und Fegefeuer und
Paradies.
Die Erde war da, war bewohnbar im heutigen Sinne.
Erſte Lebensformen von der Art, der wir in höchſter Ent¬
wickelung dermaleinſt ſelber angehören ſollten, hatten ſich ein¬
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/142>, abgerufen am 27.11.2024.
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