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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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Ich denke, ich habe dir die ganze lange Beweisführung
jetzt genügend bis auf den Punkt getrieben, daß du einsiehst,
daß es möglich ist. Im übrigen sind wir aber hier in einem
Nebel, wo direkte Antworten schlechterdings aufhören müssen.
Es fragt sich, welche Macht du noch weiter gehenden Ana¬
logieen
beimessen willst. Davon hängt alles ab.

Du gewahrst in dem Prozeß der Fortpflanzung bei den
lebenden Wesen eine ganze Fülle von Erscheinungen. Die
grundlegendste für die Zeugung des Menschen hast du oben
genau gesehen. Andere werde ich dir in der Folge noch
vorführen. Für eine Anzahl solcher Erscheinungen lassen sich
nun zweifellos aus dem Gebiete des sogenannten anorganischen
Stoffes gewisse Ähnlichkeiten, Analogieen, aufstellen.

[Abbildung]

Eine grundlegende Sache beispielsweise ist für die ganze
Möglichkeit einer Fortpflanzung, sei sie nun hoch oder niedrig
entwickelt, Bazillus oder Mensch, die Existenz eines Individuums.
Du bist ein Individuum, deine Frau ist eines, dein Sohn ist
eines. Dieser Sperling hier ist eines und die Eidechse dort
eines. Du wirst allerdings bei näherer Betrachtung noch öfter
darauf aufmerksam werden, daß der Begriff des Individuums
in der Tier- und Pflanzenwelt nicht immer so ganz leicht zu
fassen ist. Aber das schließt nicht aus, daß man mit einem
guten Recht sagen darf: die ganze Geschichte der Liebe im
Bereich des Lebendigen ist eigentlich nur ein Ausschnitt, ein
Kapitel aus einem viel umfassenderen Buche: der Geschichte
des Individuums. Das Individuum mag so einfach gebaut
sein, wie es will. Es mag Bazillus sein, also aus einer
einzelnen Zelle nur bestehen im Gegensatz zu dir, der du aus
Myriaden Zellen dich baust. Aber ein Individuum muß da
sein, um den Prozeß der Fortpflanzung überhaupt logisch zu

Ich denke, ich habe dir die ganze lange Beweisführung
jetzt genügend bis auf den Punkt getrieben, daß du einſiehſt,
daß es möglich iſt. Im übrigen ſind wir aber hier in einem
Nebel, wo direkte Antworten ſchlechterdings aufhören müſſen.
Es fragt ſich, welche Macht du noch weiter gehenden Ana¬
logieen
beimeſſen willſt. Davon hängt alles ab.

Du gewahrſt in dem Prozeß der Fortpflanzung bei den
lebenden Weſen eine ganze Fülle von Erſcheinungen. Die
grundlegendſte für die Zeugung des Menſchen haſt du oben
genau geſehen. Andere werde ich dir in der Folge noch
vorführen. Für eine Anzahl ſolcher Erſcheinungen laſſen ſich
nun zweifellos aus dem Gebiete des ſogenannten anorganiſchen
Stoffes gewiſſe Ähnlichkeiten, Analogieen, aufſtellen.

[Abbildung]

Eine grundlegende Sache beiſpielsweiſe iſt für die ganze
Möglichkeit einer Fortpflanzung, ſei ſie nun hoch oder niedrig
entwickelt, Bazillus oder Menſch, die Exiſtenz eines Individuums.
Du biſt ein Individuum, deine Frau iſt eines, dein Sohn iſt
eines. Dieſer Sperling hier iſt eines und die Eidechſe dort
eines. Du wirſt allerdings bei näherer Betrachtung noch öfter
darauf aufmerkſam werden, daß der Begriff des Individuums
in der Tier- und Pflanzenwelt nicht immer ſo ganz leicht zu
faſſen iſt. Aber das ſchließt nicht aus, daß man mit einem
guten Recht ſagen darf: die ganze Geſchichte der Liebe im
Bereich des Lebendigen iſt eigentlich nur ein Ausſchnitt, ein
Kapitel aus einem viel umfaſſenderen Buche: der Geſchichte
des Individuums. Das Individuum mag ſo einfach gebaut
ſein, wie es will. Es mag Bazillus ſein, alſo aus einer
einzelnen Zelle nur beſtehen im Gegenſatz zu dir, der du aus
Myriaden Zellen dich bauſt. Aber ein Individuum muß da
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[116/0132] Ich denke, ich habe dir die ganze lange Beweisführung jetzt genügend bis auf den Punkt getrieben, daß du einſiehſt, daß es möglich iſt. Im übrigen ſind wir aber hier in einem Nebel, wo direkte Antworten ſchlechterdings aufhören müſſen. Es fragt ſich, welche Macht du noch weiter gehenden Ana¬ logieen beimeſſen willſt. Davon hängt alles ab. Du gewahrſt in dem Prozeß der Fortpflanzung bei den lebenden Weſen eine ganze Fülle von Erſcheinungen. Die grundlegendſte für die Zeugung des Menſchen haſt du oben genau geſehen. Andere werde ich dir in der Folge noch vorführen. Für eine Anzahl ſolcher Erſcheinungen laſſen ſich nun zweifellos aus dem Gebiete des ſogenannten anorganiſchen Stoffes gewiſſe Ähnlichkeiten, Analogieen, aufſtellen. [Abbildung] Eine grundlegende Sache beiſpielsweiſe iſt für die ganze Möglichkeit einer Fortpflanzung, ſei ſie nun hoch oder niedrig entwickelt, Bazillus oder Menſch, die Exiſtenz eines Individuums. Du biſt ein Individuum, deine Frau iſt eines, dein Sohn iſt eines. Dieſer Sperling hier iſt eines und die Eidechſe dort eines. Du wirſt allerdings bei näherer Betrachtung noch öfter darauf aufmerkſam werden, daß der Begriff des Individuums in der Tier- und Pflanzenwelt nicht immer ſo ganz leicht zu faſſen iſt. Aber das ſchließt nicht aus, daß man mit einem guten Recht ſagen darf: die ganze Geſchichte der Liebe im Bereich des Lebendigen iſt eigentlich nur ein Ausſchnitt, ein Kapitel aus einem viel umfaſſenderen Buche: der Geſchichte des Individuums. Das Individuum mag ſo einfach gebaut ſein, wie es will. Es mag Bazillus ſein, alſo aus einer einzelnen Zelle nur beſtehen im Gegenſatz zu dir, der du aus Myriaden Zellen dich bauſt. Aber ein Individuum muß da ſein, um den Prozeß der Fortpflanzung überhaupt logiſch zu

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/132>, abgerufen am 24.11.2024.