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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.

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Schnabeltier, Beuteltier, Affe und Mensch steckten damals
im Fisch.

An dem kambrischen Strande endlich, wo unsere Kenntnis
schließt, waren sie wohl noch Wurm, ein Tier, das noch wieder
in seinem Leibesbau tief unter dem Fisch steht, -- gleichsam
ein noch viel einfacheres Grundschema darstellt, das im Fisch
schon ein gut Stück mehr kompliziert erscheint.

In einer schlichten Größe baut sich dir diese Gedanken¬
folge vor dem innern Auge auf. Niemals ein Riß in der
Kette der Liebe zwischen dem kambrischen Wurm und dem
Menschen von heute. Unbegrenzte Generationenfolge. Aber
in dieser Folge ein ganz allmählicher Wandel im Aussehen
der Individuen, -- ein Wandel, wie er dich und dich unter
den Menschen dieses Tages von einem alten Kreuzfahrer oder
einem Römer Cäsars in der Toga oder einem Hirten der
sagenhaften jüdischen Patriarchenzeit trennt, von denen du durch
eine feste Kette unzähliger Liebesgeschichten, Umarmungen und
Geburten abstammst, ohne doch selbst heute noch ein Jerusalems¬
streiter, Senator oder Erzvater zu sein. Kein kambrisches Ur¬
menschenmädchen, das an jenem äußersten Nebelstrande nach
Liebe ging. Aber in dem Wurm, der dort sich für die Zeit
der Ebbe ängstlich im Sande vergrub, enthalten der Kraft
nach schon alle Menschenmädchen der kommenden Zeit .....

Erst durch diesen Kern der Lehre Darwins ist der Satz
von der "Unsterblichkeit durch Liebe" an der Linie der realen
geologischen Thatsachen vorbei wirklich gerettet bis zum kam¬
brischen Strand. -- Nehmen wir ihn dort wieder auf.

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Schnabeltier, Beuteltier, Affe und Menſch ſteckten damals
im Fiſch.

An dem kambriſchen Strande endlich, wo unſere Kenntnis
ſchließt, waren ſie wohl noch Wurm, ein Tier, das noch wieder
in ſeinem Leibesbau tief unter dem Fiſch ſteht, — gleichſam
ein noch viel einfacheres Grundſchema darſtellt, das im Fiſch
ſchon ein gut Stück mehr kompliziert erſcheint.

In einer ſchlichten Größe baut ſich dir dieſe Gedanken¬
folge vor dem innern Auge auf. Niemals ein Riß in der
Kette der Liebe zwiſchen dem kambriſchen Wurm und dem
Menſchen von heute. Unbegrenzte Generationenfolge. Aber
in dieſer Folge ein ganz allmählicher Wandel im Ausſehen
der Individuen, — ein Wandel, wie er dich und dich unter
den Menſchen dieſes Tages von einem alten Kreuzfahrer oder
einem Römer Cäſars in der Toga oder einem Hirten der
ſagenhaften jüdiſchen Patriarchenzeit trennt, von denen du durch
eine feſte Kette unzähliger Liebesgeſchichten, Umarmungen und
Geburten abſtammſt, ohne doch ſelbſt heute noch ein Jeruſalems¬
ſtreiter, Senator oder Erzvater zu ſein. Kein kambriſches Ur¬
menſchenmädchen, das an jenem äußerſten Nebelſtrande nach
Liebe ging. Aber in dem Wurm, der dort ſich für die Zeit
der Ebbe ängſtlich im Sande vergrub, enthalten der Kraft
nach ſchon alle Menſchenmädchen der kommenden Zeit .....

Erſt durch dieſen Kern der Lehre Darwins iſt der Satz
von der „Unſterblichkeit durch Liebe“ an der Linie der realen
geologiſchen Thatſachen vorbei wirklich gerettet bis zum kam¬
briſchen Strand. — Nehmen wir ihn dort wieder auf.

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[96/0112] Schnabeltier, Beuteltier, Affe und Menſch ſteckten damals im Fiſch. An dem kambriſchen Strande endlich, wo unſere Kenntnis ſchließt, waren ſie wohl noch Wurm, ein Tier, das noch wieder in ſeinem Leibesbau tief unter dem Fiſch ſteht, — gleichſam ein noch viel einfacheres Grundſchema darſtellt, das im Fiſch ſchon ein gut Stück mehr kompliziert erſcheint. In einer ſchlichten Größe baut ſich dir dieſe Gedanken¬ folge vor dem innern Auge auf. Niemals ein Riß in der Kette der Liebe zwiſchen dem kambriſchen Wurm und dem Menſchen von heute. Unbegrenzte Generationenfolge. Aber in dieſer Folge ein ganz allmählicher Wandel im Ausſehen der Individuen, — ein Wandel, wie er dich und dich unter den Menſchen dieſes Tages von einem alten Kreuzfahrer oder einem Römer Cäſars in der Toga oder einem Hirten der ſagenhaften jüdiſchen Patriarchenzeit trennt, von denen du durch eine feſte Kette unzähliger Liebesgeſchichten, Umarmungen und Geburten abſtammſt, ohne doch ſelbſt heute noch ein Jeruſalems¬ ſtreiter, Senator oder Erzvater zu ſein. Kein kambriſches Ur¬ menſchenmädchen, das an jenem äußerſten Nebelſtrande nach Liebe ging. Aber in dem Wurm, der dort ſich für die Zeit der Ebbe ängſtlich im Sande vergrub, enthalten der Kraft nach ſchon alle Menſchenmädchen der kommenden Zeit ..... Erſt durch dieſen Kern der Lehre Darwins iſt der Satz von der „Unſterblichkeit durch Liebe“ an der Linie der realen geologiſchen Thatſachen vorbei wirklich gerettet bis zum kam¬ briſchen Strand. — Nehmen wir ihn dort wieder auf. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/112>, abgerufen am 26.11.2024.