Männchen mit der Schwanzflosse die See, daß sie dröhnt und kocht. Die Ichthyosaurier mögen noch dazu gebrüllt haben nach Art ihrer näheren Verwandten, der Krokodile. Vielleicht erhob sich auch über der Stätte ihres Liebesrauschs jene Wolke pene¬ tranten Moschusgeruchs, die vom brünstigen Krokodil ausströmt.
So schaut die Phantasie in ein Liebesidyll, das allen Ernstes schon die Jahrmillion von uns trennt. Wie entlegen es zeitlich ist, erhellt am besten, wenn du dir denkst, daß diese Schaumwelle, die der Begattungsakt der Ichthyosaurier in der Gegend des heutigen Schwaben etwa erregte, in Sicht der Liebenden sich am Riff einer ozeanischen Koralleninsel gleich denen der heutigen Südsee brechen konnte. Über der Korallen¬ kante nickten die großen harten Wedel von Palmfarnen oder Sagopalmen, wie sie heute in den Tropen wachsen und uns die Palmenzweige zu unseren Begräbnissen liefern. Oder es wogte das goldgrüne Laub jener schönen Ginkgobäume, die jetzt nur noch in den Tempelhainen Chinas und Japans gehegt werden, -- ein Nadelholz, das doch helle Laubblätter trägt, seltsam doppelt gelappte Blätter, die für Goethe einst ein poetisches Symbol der Liebe waren, die aus Zweien Eines schafft: "Fühlst du nicht an meinen Liedern, daß ich eins und doppelt bin ....."
[Abbildung]
Wie uns der Ichthyosaurus so greifbar mit seiner Liebe aufsteht, mögen sie sich aber alle erheben: die grotesken Un¬ getüme auf den Steinplatten, in den Glassärgen unserer Museen, alle jene unsagbar scheusäligen Scheusale, die von heute an rückwärts bis eben auf jene Ichthyosauruszeit Meer, Luft und Erde durchschwommen, durchflattert und überklettert haben. Alle mag man sie sich ausmalen in Liebesgefühlen, Liebesakten, Liebesstellungen, -- eine Phantasmagorie, daß die Länder beben, die Ozeane schwellen, der tausendjährige Urwald splittert unter der entfesselten Leidenschaft.
Männchen mit der Schwanzfloſſe die See, daß ſie dröhnt und kocht. Die Ichthyoſaurier mögen noch dazu gebrüllt haben nach Art ihrer näheren Verwandten, der Krokodile. Vielleicht erhob ſich auch über der Stätte ihres Liebesrauſchs jene Wolke pene¬ tranten Moſchusgeruchs, die vom brünſtigen Krokodil ausſtrömt.
So ſchaut die Phantaſie in ein Liebesidyll, das allen Ernſtes ſchon die Jahrmillion von uns trennt. Wie entlegen es zeitlich iſt, erhellt am beſten, wenn du dir denkſt, daß dieſe Schaumwelle, die der Begattungsakt der Ichthyoſaurier in der Gegend des heutigen Schwaben etwa erregte, in Sicht der Liebenden ſich am Riff einer ozeaniſchen Koralleninſel gleich denen der heutigen Südſee brechen konnte. Über der Korallen¬ kante nickten die großen harten Wedel von Palmfarnen oder Sagopalmen, wie ſie heute in den Tropen wachſen und uns die Palmenzweige zu unſeren Begräbniſſen liefern. Oder es wogte das goldgrüne Laub jener ſchönen Ginkgobäume, die jetzt nur noch in den Tempelhainen Chinas und Japans gehegt werden, — ein Nadelholz, das doch helle Laubblätter trägt, ſeltſam doppelt gelappte Blätter, die für Goethe einſt ein poetiſches Symbol der Liebe waren, die aus Zweien Eines ſchafft: „Fühlſt du nicht an meinen Liedern, daß ich eins und doppelt bin .....“
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Wie uns der Ichthyoſaurus ſo greifbar mit ſeiner Liebe aufſteht, mögen ſie ſich aber alle erheben: die grotesken Un¬ getüme auf den Steinplatten, in den Glasſärgen unſerer Muſeen, alle jene unſagbar ſcheuſäligen Scheuſale, die von heute an rückwärts bis eben auf jene Ichthyoſauruszeit Meer, Luft und Erde durchſchwommen, durchflattert und überklettert haben. Alle mag man ſie ſich ausmalen in Liebesgefühlen, Liebesakten, Liebesſtellungen, — eine Phantasmagorie, daß die Länder beben, die Ozeane ſchwellen, der tauſendjährige Urwald ſplittert unter der entfeſſelten Leidenſchaft.
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Männchen mit der Schwanzfloſſe die See, daß ſie dröhnt und
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Art ihrer näheren Verwandten, der Krokodile. Vielleicht erhob
ſich auch über der Stätte ihres Liebesrauſchs jene Wolke pene¬
tranten Moſchusgeruchs, die vom brünſtigen Krokodil ausſtrömt.
So ſchaut die Phantaſie in ein Liebesidyll, das allen
Ernſtes ſchon die Jahrmillion von uns trennt. Wie entlegen
es zeitlich iſt, erhellt am beſten, wenn du dir denkſt, daß dieſe
Schaumwelle, die der Begattungsakt der Ichthyoſaurier in der
Gegend des heutigen Schwaben etwa erregte, in Sicht der
Liebenden ſich am Riff einer ozeaniſchen Koralleninſel gleich
denen der heutigen Südſee brechen konnte. Über der Korallen¬
kante nickten die großen harten Wedel von Palmfarnen oder
Sagopalmen, wie ſie heute in den Tropen wachſen und uns
die Palmenzweige zu unſeren Begräbniſſen liefern. Oder es
wogte das goldgrüne Laub jener ſchönen Ginkgobäume, die jetzt
nur noch in den Tempelhainen Chinas und Japans gehegt
werden, — ein Nadelholz, das doch helle Laubblätter trägt,
ſeltſam doppelt gelappte Blätter, die für Goethe einſt ein
poetiſches Symbol der Liebe waren, die aus Zweien Eines
ſchafft: „Fühlſt du nicht an meinen Liedern, daß ich eins und
doppelt bin .....“
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Wie uns der Ichthyoſaurus ſo greifbar mit ſeiner Liebe
aufſteht, mögen ſie ſich aber alle erheben: die grotesken Un¬
getüme auf den Steinplatten, in den Glasſärgen unſerer
Muſeen, alle jene unſagbar ſcheuſäligen Scheuſale, die von
heute an rückwärts bis eben auf jene Ichthyoſauruszeit Meer,
Luft und Erde durchſchwommen, durchflattert und überklettert
haben. Alle mag man ſie ſich ausmalen in Liebesgefühlen,
Liebesakten, Liebesſtellungen, — eine Phantasmagorie, daß die
Länder beben, die Ozeane ſchwellen, der tauſendjährige Urwald
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/100>, abgerufen am 24.11.2024.
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