Das ist irrig, denn weder im Felde noch beim Plankengestech be- diente man sich einer frei getragenen Tartsche, beim Realgestech aber war sie an den Bart angeschraubt. Vermutlich diente er zur Befestigung der Zügelriemen.
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir noch der Achselstücke und ganzen Armzeuge, welche an italienischen Korazins gebräuchlich sind. In Mailand treten nämlich im 15. Jahrhundert zuerst Harnische auf, deren Brust- und Rückenstücke, gleichviel ob diese steif oder aus kleineren Stücken (Schienen, Plättchen) bestehen, ausserhalb mit Seidenstoff oder Samt überzogen und dicht mit vergoldeten Nieten besetzt sind, deren Köpfchen feine Dessins besitzen. Derlei über- zogene Bruststücke werden nicht selten mit Achselstücken und selbst ganzen Armzeugen versehen, welche gleich ausgestattet sind. Die- selben sind in der Regel gleich den gewöhnlichen derlei Harnisch- bestandteilen und unterscheiden sich nur durch den Überzug. Wir kommen auf derlei Ausstattungen später wieder zurück.
4. Der Handschuh.
Die Erfolge, welche die Waffenschmiede in dem Bestreben, einen so wichtigen Körperteil, wie es die Hand ist, zu schützen, waren bis ins 13. Jahrhundert äusserst gering. Im 11. Jahrhundert staken die Hände in gefingerten Handschuhen aus dickem Leder mit kaum 5 cm. breiten Stulpbesätzen. Gegen den Anfang des 13. Jahrhunderts, als der Haubert aus mit Ringen bedeckten Schnüren in Gebrauch kam, waren die Ärmel vorn geschlossen, die Hände steckten wie in einem Sacke, nur die Innenflächen derselben blieben von der Ringdecke frei, so dass an dieser Stelle die Lederfläche sichtbar blieb. Eine Bewegungs- freiheit besass nur der Daumen, welcher eingeschnitten sich darstellte, um Spiess und Schwert anfassen zu können. In Frankreich erscheint im 13. Jahrhundert eine Handschuhform, welche "gagnepain" genannt wird. Es ist dies nichts anderes, als der mit Eisenplättchen ver- stärkte Lederhandschuh und die Bezeichnung leitet sich von dem Worte "canepin" ab, das eine gegerbte Haut bezeichnet, welche die Handschuhmacher dazu verwendeten. Am Ende des 13. Jahr- hunderts, als die Erfahrungen des 5. Kreuzzuges, vornehmlich in Frankreich und Italien, ihren Einfluss geltend machten, schnitt man die plumpen, sackartigen Enden entschlossen von den Ärmeln und steckte die Hände in gefingerte Handschuhe von starkem Damhirsch- leder mit Stulpen. Im Gefechte pflegte man dieselben noch über- dies mit einem Stücke Rindsleder zu belegen, das von der ersten Knöchelreihe bis an den Ellenbogen reichte und an der inneren Arm-
I. Die Schutzwaffen.
Das ist irrig, denn weder im Felde noch beim Plankengestech be- diente man sich einer frei getragenen Tartsche, beim Realgestech aber war sie an den Bart angeschraubt. Vermutlich diente er zur Befestigung der Zügelriemen.
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir noch der Achselstücke und ganzen Armzeuge, welche an italienischen Korazins gebräuchlich sind. In Mailand treten nämlich im 15. Jahrhundert zuerst Harnische auf, deren Brust- und Rückenstücke, gleichviel ob diese steif oder aus kleineren Stücken (Schienen, Plättchen) bestehen, auſserhalb mit Seidenstoff oder Samt überzogen und dicht mit vergoldeten Nieten besetzt sind, deren Köpfchen feine Dessins besitzen. Derlei über- zogene Bruststücke werden nicht selten mit Achselstücken und selbst ganzen Armzeugen versehen, welche gleich ausgestattet sind. Die- selben sind in der Regel gleich den gewöhnlichen derlei Harnisch- bestandteilen und unterscheiden sich nur durch den Überzug. Wir kommen auf derlei Ausstattungen später wieder zurück.
4. Der Handschuh.
Die Erfolge, welche die Waffenschmiede in dem Bestreben, einen so wichtigen Körperteil, wie es die Hand ist, zu schützen, waren bis ins 13. Jahrhundert äuſserst gering. Im 11. Jahrhundert staken die Hände in gefingerten Handschuhen aus dickem Leder mit kaum 5 cm. breiten Stulpbesätzen. Gegen den Anfang des 13. Jahrhunderts, als der Haubert aus mit Ringen bedeckten Schnüren in Gebrauch kam, waren die Ärmel vorn geschlossen, die Hände steckten wie in einem Sacke, nur die Innenflächen derselben blieben von der Ringdecke frei, so daſs an dieser Stelle die Lederfläche sichtbar blieb. Eine Bewegungs- freiheit besaſs nur der Daumen, welcher eingeschnitten sich darstellte, um Spieſs und Schwert anfassen zu können. In Frankreich erscheint im 13. Jahrhundert eine Handschuhform, welche „gagnepain“ genannt wird. Es ist dies nichts anderes, als der mit Eisenplättchen ver- stärkte Lederhandschuh und die Bezeichnung leitet sich von dem Worte „canepin“ ab, das eine gegerbte Haut bezeichnet, welche die Handschuhmacher dazu verwendeten. Am Ende des 13. Jahr- hunderts, als die Erfahrungen des 5. Kreuzzuges, vornehmlich in Frankreich und Italien, ihren Einfluſs geltend machten, schnitt man die plumpen, sackartigen Enden entschlossen von den Ärmeln und steckte die Hände in gefingerte Handschuhe von starkem Damhirsch- leder mit Stulpen. Im Gefechte pflegte man dieselben noch über- dies mit einem Stücke Rindsleder zu belegen, das von der ersten Knöchelreihe bis an den Ellenbogen reichte und an der inneren Arm-
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I. Die Schutzwaffen.
Das ist irrig, denn weder im Felde noch beim Plankengestech be-
diente man sich einer frei getragenen Tartsche, beim Realgestech
aber war sie an den Bart angeschraubt. Vermutlich diente er zur
Befestigung der Zügelriemen.
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir noch der Achselstücke
und ganzen Armzeuge, welche an italienischen Korazins gebräuchlich
sind. In Mailand treten nämlich im 15. Jahrhundert zuerst Harnische
auf, deren Brust- und Rückenstücke, gleichviel ob diese steif oder
aus kleineren Stücken (Schienen, Plättchen) bestehen, auſserhalb mit
Seidenstoff oder Samt überzogen und dicht mit vergoldeten Nieten
besetzt sind, deren Köpfchen feine Dessins besitzen. Derlei über-
zogene Bruststücke werden nicht selten mit Achselstücken und selbst
ganzen Armzeugen versehen, welche gleich ausgestattet sind. Die-
selben sind in der Regel gleich den gewöhnlichen derlei Harnisch-
bestandteilen und unterscheiden sich nur durch den Überzug. Wir
kommen auf derlei Ausstattungen später wieder zurück.
4. Der Handschuh.
Die Erfolge, welche die Waffenschmiede in dem Bestreben, einen
so wichtigen Körperteil, wie es die Hand ist, zu schützen, waren bis
ins 13. Jahrhundert äuſserst gering. Im 11. Jahrhundert staken die
Hände in gefingerten Handschuhen aus dickem Leder mit kaum
5 cm. breiten Stulpbesätzen. Gegen den Anfang des 13. Jahrhunderts,
als der Haubert aus mit Ringen bedeckten Schnüren in Gebrauch kam,
waren die Ärmel vorn geschlossen, die Hände steckten wie in einem
Sacke, nur die Innenflächen derselben blieben von der Ringdecke frei,
so daſs an dieser Stelle die Lederfläche sichtbar blieb. Eine Bewegungs-
freiheit besaſs nur der Daumen, welcher eingeschnitten sich darstellte,
um Spieſs und Schwert anfassen zu können. In Frankreich erscheint
im 13. Jahrhundert eine Handschuhform, welche „gagnepain“ genannt
wird. Es ist dies nichts anderes, als der mit Eisenplättchen ver-
stärkte Lederhandschuh und die Bezeichnung leitet sich von dem
Worte „canepin“ ab, das eine gegerbte Haut bezeichnet, welche
die Handschuhmacher dazu verwendeten. Am Ende des 13. Jahr-
hunderts, als die Erfahrungen des 5. Kreuzzuges, vornehmlich in
Frankreich und Italien, ihren Einfluſs geltend machten, schnitt man
die plumpen, sackartigen Enden entschlossen von den Ärmeln und
steckte die Hände in gefingerte Handschuhe von starkem Damhirsch-
leder mit Stulpen. Im Gefechte pflegte man dieselben noch über-
dies mit einem Stücke Rindsleder zu belegen, das von der ersten
Knöchelreihe bis an den Ellenbogen reichte und an der inneren Arm-
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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